Frances und Bobbie sind irische Studentinnen Anfang 20, die die herkömmliche Berufswelt ablehnen und als Spoken-Word-Künstlerinnen sporadisch auftreten. Während Bobbie nach Meinung der Ich-Erzählerin Frances über mehr Ausstrahlung verfügt, sind die Texte dagegen ausschließlich von der hochtalentierten Frances. Diese verfügt, augenscheinlich wie die Autorin selbst, über eine außerordentlich scharfsinnige, fast sezierende Beobachtungsgabe und versteht es, ihre Gedanken pointiert zum Ausdruck zu bringen.
Bobbie und Frances waren früher mehr als Freundinnen. Bobbie interessiert sich im Gegensatz zu Frances ausschließlich für Frauen. Als die beiden das Ehepaar Melissa und Nick kennenlernen, entwickelt Bobbie schnell eine Neigung zu Melissa, die sowohl als Autorin als auch Fotografin erfolgreich ist. Nick hat als Schauspieler ebenfalls einen gewissen Bekanntheitsgrad. Obwohl Melissa und Nick bereits Anfang 30 sind, wird die Viererbekanntschaft bald intensiver. Zu ihrer Überraschung entwickelt die kühle Frances immer heftigere Gefühle für den attraktiven, jedoch ebenfalls reservierten Nick. Als daraus mehr wird, gestaltet sich das Beziehungsgeflecht immer komplizierter.
„Gespräche mit Freunden“ lebt tatsächlich von vielen Gesprächen, Telefonaten und Textnachrichten. Anführungszeichen wurden bewusst nicht gesetzt, was ich etwas anstrengend und wenig innovativ fand. Manches Mal blieb ich im Unklaren, ob noch jemand spricht oder Frances‘ Gedanken wiedergegeben werden.
Gleichzeitig kreist Frances jedoch vornehmlich um sich selbst, was wieder einmal beweist, dass es vor allem überdurchschnittlich intelligenten Menschen nicht gut tut, zu wenig Aufgaben zu haben. Durch ihren schwierigen familiären Hintergrund ist für sie Selbstbeherrschung zur zweiten Natur geworden. Sie hat mich als Protagonistin tatsächlich fasziniert. Ich bin ihrer Geschichte gespannt gefolgt bis zum gelungen überraschenden Ende.
Erst nach der Lektüre habe ich erfahren, dass die Autorin geradezu als eine der Stimmen ihrer Generation gilt und das Buch sehr hoch gehandelt wird. Das lässt mich etwas zwiespältig zurück. Einerseits war ich von den Gedankengängen wirklich gefesselt und auch mit der erzählten Geschichte zufrieden. Die Geschichte wurde aber erst durch die Art und Weise, wie Frances sie erzählte und empfand, besonders und wäre ansonsten eigentlich ein wenig beliebig gewesen, so wie auch der Buchumschlag, den ich wenig aussagekräftig finde. Auf die Idee, dass der Roman so sehr Furore macht, wäre ich dagegen nicht gekommen.