»Das Haus des Leuchtturmwärters, eine Oase der Ruhe und des Friedens.«
So wirkte das verwunschene Backsteinhäuschen in den Dünen damals vor ein paar Jahren auf Jannike.
Aber wo im Sommer urlaubsmäßig schöner Strand einlädt, zeigt sich im Frühjahr ein ganz anderes Bild. Die geballte Kraft von einem Sturmtief kommt hier an der Nordsee mit Sturm in Orkanstärken daher. Die Sturmflut zerstört die Deiche und trägt die Sandmassen der Insel ab. Außerdem ist man bei Sturm abgeschnitten vom Festland. Keine schöne Situation für die hochschwangere Jannike, die Zwillinge erwartet und auf der Insel kein Krankenhaus ansteuern kann.
Der Roman beginnt im Frühling auf der autofreien Nordseeinsel, die nun Jannikes Zuhause ist. Sie liebt ihren Mattheusz, den polnischen ehemaligen Briefträger der Insel, der jetzt als Hausmeister mit im Hotel arbeitet. Als sie endlich heiraten, Jannike ist hochschwanger mit Zwillingen, lässt es sich die polnische Verwandschaft nicht nehmen, die Feier in Polen mit den typischen Bräuchen zu begehen. Jetzt ist Nebensaison und da kann Jannike es ruhiger angehen lassen und sich auf die Geburt ihrer Kinder vorbereiten. Eigentlich, denn es kommt alles ganz anders als geplant. Ein schweres Sturmtief macht ihr einen Strich durch die Rechnung.
Die Handlung lässt den Leser an der bedrohlichen Sturmflut teilhaben und mitbangen. Der Leuchtturm und das kleine Hotel stehen auf der Abbruchkante, direkt über dem Meer. Es könnte das Ende bedeuten, wenn die Sandmassen vom Meer verschlungen werden und das Gelände abstürzt. Sehr bedenklich ist die Lage, die der Leiter des Küstenschutzes den Insulanern erklärt. Vom Staat können keine Mittel für so ein sinnloses Unterfangen bereitgestellt werden, doch die Insulaner geben nicht auf.
Die Charaktere sind mir beim Lesen der Vorgängerbände schon ans Herz gewachsen und ich freute mich auf ein Wiedersehen mit ihnen. Der Autorin gelingt es erneut, dass man sich ausgezeichnet in die verschiedenen Figuren hinein versetzen kann und sie sehr glaubhaft erscheinen. Sandra Lüpke hat ihre Charaktere weiterentwickelt, Jannike und die polnische Truppe ihres Hotels sind inzwischen zu einer richtigen kleinen Familie zusammengewachsen und sie fühlen sich mit den Insulanern verbunden.
Außerdem kommen ein paar Gäste und Jannikes Vater dazu, hier gibt es wieder ein paar überzeichnete Personen, die mit negativen Charakterzügen nerven, aber dadurch den Roman erst richtig spannend machen.
Die schöne Idee mit den besonderen Kapitelanfängen in Form von Bildern, Briefen oder kleinen Texten wird auch dieses Mal weiter geführt.
Es ging mir beim Lesen wie beim Heimkommen oder Wiedersehen mit guten alten Bekannten. Ich fühlte mich sofort wohl und habe die dargestellte Atmosphäre der Nordseeinseln genossen. Wer die Vorgängerbücher nicht kennt, wird dem Roman gut folgen können, da alle Personen noch einmal näher vorgestellt werden. Ein Personenverzeichnis gibt außerdem Auskunft über das Stammpersonal und neue Figuren.
Erneut ist Sandra Lüpkes ein unterhaltsamer Roman von der Nordseeinsel gelungen. Dieses Mal wirbelt ein Sturmtief die Insulaner auf, es geht außerdem um Deichbau und Küstenschutz und eine anstehende Geburt. Wer die Reihe kennt, muss diesen Band unbedingt lesen!