Nominiert von der Jugendjury für den Deutschen Jugendliteraturpreis 2024 und
ausgezeichnet mit dem LUCHS im Januar 2023: „Was Sarah Crossan die Leserinnen und Leser fühlen lässt, vergisst man nicht so schnell.“ Katrin Hörnlein, Die ZEIT
In ihrem neuen Jugendroman erzählt die preisgekrönte Autorin Sarah Crossan von einer Freundschaft über Generationen hinweg. Die 15-jährige Allison ist von zu Hause abgehauen und würde ihr altes Leben am liebsten vergessen. Unterschlupf findet sie bei Marla, die nach und nach die Erinnerung an sich selbst verliert. Marla hält die unerwartete Besucherin für ihre Jugendfreundin Toffee. Und Allison, die sonst nirgendwohin kann, schlüpft in diese Rolle. Gemeinsam kochen und tanzen sie, gehen zum Strand, kümmern sich umeinander. Und Allison begreift, was es bedeutet, eine richtige Familie zu haben. Ein intensiver Roman über die Kraft, für sich und andere einzustehen.
Mit einer schweren Brandverletzung flieht Allison vor ihrem gewalttätigen Vater. Nach einer Nacht in einem Gartenhaus geht sie in Marlas Haus und die demente alte Frau hält sie für ihre Jugendfreundin ...
Mit einer schweren Brandverletzung flieht Allison vor ihrem gewalttätigen Vater. Nach einer Nacht in einem Gartenhaus geht sie in Marlas Haus und die demente alte Frau hält sie für ihre Jugendfreundin Toffee, so kann sie dort ohne große Probleme wohnen. Es ist nicht immer einfach für die Jugendliche sich auf die alte Frau einzustellen, doch es entwickelt sich eine vertrauensvolle Freundschaft. Wir erfahren immer mehr aus Allisons Leben, das sicher keine einfaches war. Und ausgerechnet Marla, die sie oft nicht erkennt oder sie eben für Toffee hält, gibt ihr Selbstvertrauen. Allison kümmert sich um die alte Frau und verhilft ihr zu fröhlichen Momenten, die in letzter Zeit für sie auch rar waren. Zusammen tanzen die beiden und haben dabei viel Spaß.
Nach und nach erfahren wir wie Allison immer wieder versucht ihrem Vater zu gefallen und eine gute Tochter zu sein, leider ohne Erfolg. So ist ihre Flucht gut zu verstehen, obwohl die Entscheidung nicht einfach war.
Die Geschichte wird in ganz kurzen, manchmal nur einen Satz lagen Kapiteln erzählt. Kurze Sätze, wie ein Gedicht, geschrieben lassen sich leicht lesen und doch sagen sie so viel aus und können Allisons Gefühle so gut nachempfinden. Eine besonderes Buch, hervorragende Erzählkunst.
Von Sarah Crossan habe ich vor einigen Jahren „Wer ist Edward Moon?“ gelesen – ein großartiger Roman, der definitiv zurecht mit dem deutschen Jugendliteraturpreis 2020 ausgezeichnet wurde. Als ich nun ...
Von Sarah Crossan habe ich vor einigen Jahren „Wer ist Edward Moon?“ gelesen – ein großartiger Roman, der definitiv zurecht mit dem deutschen Jugendliteraturpreis 2020 ausgezeichnet wurde. Als ich nun von ihrem neuen Werk „Toffee“ hörte, war meine Neugierde sofort geweckt. Cover und Klappentext sprachen mich direkt an – für mich stand daher sehr schnell fest, dass ich das Buch lesen möchte.
Die 15-jährige Allison ist von zu Hause ausgerissen. Sie hat einfach keinen anderen Ausweg mehr gesehen als abzuhauen und vor ihrem gewalttätigen Vater zu flüchten, der sie so viele Jahre lang misshandelt hat. Ihr Weg führt sie schließlich in ein kleines Dorf am Meer, meilenweit weg von ihrem Heimatort. Hier findet sie Unterschlupf bei einer alten Frau namens Marla, die – anders als Allison, die versucht zu vergessen – versucht sich zu erinnern. Marla ist dement und lebt meist komplett in ihrer eigenen Welt. Sie hält ihre Besucherin für ihre Jugendfreundin Toffee – was diese nicht abstreitet. Allison schlüpft kurzerhand in diese neue Rolle und wird zu Toffee. Eine wunderbare, tiefgehende Freundschaft entsteht zwischen den beiden unterschiedlichen Frauen. Die Zwei kommen sich immer näher, sie kümmern sich umeinander und profitieren voneinander. Marla erhält endlich die Zuwendung und Hilfe, die sie von ihrem Sohn nie bekommt und Allison erkennt, was es bedeutet eine richtige Familie zu haben und einen Ort, den man wirklich Zuhause nennen kann.
Dies war also mein zweites Buch von Sarah Crossan und wie bereits mein erstes, so hat sich auch „Toffee“ als ein absolutes Lesehighlight für mich entpuppt. In meinen Augen hat es die irische Autorin erneut mit Bravour geschafft, in nur wenigen poetischen Worten eine überaus tiefgründige, ergreifende und fesselnde Story zu erzählen, die unter die Haut und zu Herzen geht und einen einfach nicht mehr loslässt. Man kann eigentlich gar nicht anders, als die Geschichte in einem Zug zu lesen und das, wo sie noch nicht einmal groß spannungsgeladen ist. „Toffee“ ist ein sehr ruhiges Buch, in dem es nicht darum geht, uns Leser*innen mit krassen Wendungen oder actionreichen Szenen in Atem zu halten. Es geht um die Charaktere und ihre Entwicklungen. Es geht um Allison und Marla – und um die essentiellen Fragen, die uns alle irgendwann einmal beschäftigen: Wer bin ich eigentlich? Was bedeutet Freundschaft und Familie? Wie fühlt es sich an, ein richtiges Zuhause zu haben?
Das Buch regt sehr zum Nachdenken an und da es sich mit teils ziemlich ernsten Themen auseinandersetzt, ist es keine leichte Kost. Unsere 15-jährige Hauptprotagonistin Allison, aus deren Sicht alles in der Ich-Perspektive geschildert wird, hat kein einfaches Leben und blickt auf eine dunkle Vergangenheit zurück, was in erster Linie dem Vater zuzuschreiben ist. Durch Rückblenden erfahren wir, was Allison als Kind alles Schlimmes durchmachen musste, wie sie daheim von ihrem Vater physisch und psychisch misshandelt wurde und jahrelang diesen körperlichen und seelischen Schmerz aushalten musste. Es ist daher nur zu verständlich, dass sie einfach nur noch weg möchte und sich nichts mehr wünscht als ihr altes Leben zu vergessen.
Marla wiederum kämpft gegen das Vergessen. Sie leidet an einer Krankheit, die ihr nach und nach alle Erinnerungen nimmt und gegen die sie keine Chance hat. Marla ist dement und lebt meist Erlebnisse aus ihrer Kindheit nach. Manchmal hat sie aber auch klare Momente und erkennt, in was für einer unglücklichen Lage sie sich befindet.
Sowohl Marlas Demenz als auch der Missbrauch an Allison werden auf eine schonungslos ehrliche Art und Weise behandelt, sodass einen das Gelesene alles andere als kalt lässt und die Grundstimmung eine sehr melancholische ist. Da sich das Buch aber auch noch mit anderen, deutlich angenehmeren und schöneren Dingen befasst, verströmt die Geschichte trotz all der Schwere auch eine gewisse Leichtigkeit und gibt Kraft und Zuversicht.
Allison und Marla mögen auf den ersten Blick sehr verschieden sein – schon allein aufgrund ihres Alters. Sie haben aber mehr gemeinsam als zunächst gedacht und werden sich immer näherkommen. Mich hat es tief berührt zu sehen, wie sich zwischen den beiden ungleichen Frauen eine wundervolle Freundschaft entwickelt, wie sie sich gegenseitig Trost spenden, voneinander lernen und immer vertrauter miteinander werden. Besonders bewegt hat mich Allisons liebevoller Umgang mit Marlas Demenz. Sie geht bemerkenswert gut damit um und obwohl sie sich mit dieser Krankheit nicht auskennt, tut sie meist genau das Richtige. Das Zusammenspiel zwischen den beiden, ihre Dialoge und ihre freundschaftliche Liebe werden einfach so toll und herzerwärmend beschrieben und zeigen uns, dass Freundschaft keine Altersgrenze kennt.
Mir sind Allison und Marla richtig ans Herz gewachsen und auch die weiteren Figuren, auf die wir im Verlauf der Erzählung treffen, mochte ich sehr. Als sympathisch kann man sie zwar nicht alle bezeichnen, aber sie wurden allesamt hervorragend ausgearbeitet und machen das Lesen mit ihren unterschiedlichen Eigenschaften zu einem einzigartigen Erlebnis.
Auch sprachlich ist dieser Roman eine echte Besonderheit. Wie die meisten Bücher von Sarah Crossan, so ist auch „Toffee“ in freien Versen geschrieben. Die kurzen Sätzen mögen auf den ersten Blick vielleicht etwas unscheinbar wirken, sie sagen aber enorm viel aus und treffen einen mit voller Wucht. Hier auch mal ein großes Lob an die Übersetzerin Beate Schäfer, die den Text so gekonnt ins Deutsche übertragen wird. Die Verse lesen sich einfach nur unheimlich schön und entfalten von den ersten Seiten an eine immense Sogwirkung, der man sich kaum mehr entziehen kann.
Fazit: Emotional, intensiv, sprachgewaltig. Ein kraftvoller Roman, den man schnell liest, aber so schnell nicht mehr vergisst.
Nachdem mich Sarah Crossan bereits mit „Wer ist Edward Moon?“ restlos begeistert hat, hat sie es nun erneut geschafft, mich zutiefst zu beeindrucken. Der irischen Autorin ist es abermals einfach meisterhaft gelungen, mit nur wenigen Worten unglaublich viel auszusagen. „Toffee“ erzählt eine wunderschöne Geschichte über eine außergewöhnliche generationsübergreifende Freundschaft, es enthält viel Schmerz und Düsterkeit und wühlt auf, gleichzeitig steckt es aber auch voller Gefühl und Wärme und schenkt Hoffnung und macht Mut. „Toffee“ ist ein ganz besonderes Buch und definitiv nicht nur für Jugendliche ab 14 Jahren vollkommen lesenswert, sondern auch für Erwachsene. Von mir gibt es 5 von 5 Sternen!
Taschenbuch: 352 Seiten
Verlag: Carl Hanser (23. Januar 2023)
ISBN-13: 978-3446275935
Empfohlenes Alter: ab ca. 14 Jahren
Originaltitel: Toffee
Übersetzung: Beate Schäfer
Preis: 19,00 €
auch als E-Book ...
Taschenbuch: 352 Seiten
Verlag: Carl Hanser (23. Januar 2023)
ISBN-13: 978-3446275935
Empfohlenes Alter: ab ca. 14 Jahren
Originaltitel: Toffee
Übersetzung: Beate Schäfer
Preis: 19,00 €
auch als E-Book und als Hörbuch erhältlich
Beklemmend, aber auch voller Wärme
Inhalt:
Die fünfzehnjährige Allison sieht keinen anderen Ausweg mehr, als von ihrem gewalttätigen Vater abzuhauen. Sie findet Unterschlupf im Haus einer dementen alten Frau, Marla, die Allison für ihre Kindheitsfreundin Toffee hält.
Meine Meinung:
Wie schon die letzten Bücher der Autorin ist auch dieses wieder in Versform geschrieben. Sarah Crossan gelingt es dadurch, mit nur wenigen Worten so viel auszusagen. Die Sprache ist sehr intensiv, dabei aber ganz locker zu lesen, wortgewaltig und ausdrucksstark.
Es werden zwei Hauptthemen angesprochen, nämlich Kindesmisshandlung (psychisch und physisch) sowie Demenz. Beides harte Brocken für die Lesenden, von den Betroffenen mal ganz abgesehen. Was Allison zu Hause alles mitmachen musste, erfährt man nach und nach in eingestreuten Rückblenden. Und auch, dass das Leben für Marla kein Zuckerschlecken ist, kommt klar heraus. Mal ist sie klar bei Verstand und erkennt ihre missliche Lage, dann wieder lebt sie komplett in der Vergangenheit. Dass dieser Zustand auch für ihre Familie nicht einfach ist, wird ebenso beschrieben.
Allison versteht es, hervorragend auf Marlas Bedürfnisse einzugehen, und so entwickelt sich nach und nach eine wunderbare Freundschaft zwischen diesen beiden so unterschiedlichen Frauen, von der beide profitieren.
Fazit:
„Toffee“ ist ein Roman, der bedrückt, der aber auch Hoffnung gibt und Mut macht. Von mir gibt es eine ganz klare Leseempfehlung für junge Lesende ab ca. 14 Jahren und für Erwachsene.
Ich bin bereits seit Jahren ein großer Fan von Sarah Crossan und liebe es besonders, dass sie ihre Bücher in sehr kurze und knackige Kapitel in nur wenigen Sätzen verpackt. Dies mag zwar auf den ersten ...
Ich bin bereits seit Jahren ein großer Fan von Sarah Crossan und liebe es besonders, dass sie ihre Bücher in sehr kurze und knackige Kapitel in nur wenigen Sätzen verpackt. Dies mag zwar auf den ersten Blick recht mickrig klingen, allerdings sind die wenigen Sätze oftmals so aussagekräftig und tiefgründig, dass man das jeweilige Werk nur schwer aus den Händen legen kann. So ging es mir zuletzt auch bei ihrem neuesten Werk "Toffee", an das ich sehr hohe Erwartungen hatte und wie immer nicht enttäuscht wurde.
Die Geschichte liest sich leicht und flüssig, stimmt nachdenklich, regt auf, aber auch zeigt auch auf, dass das Leben wertvoll ist und man jede einzelne Minute sinnvoll nutzen sollte. Die Geschichte wird aus der Sicht der 15-jährigen Allison erzählt, die zwar manchmal recht ruppig rüberkommt, die man aber im Laufe der Geschichte immer besser kennen lernt und ins Herz schließt. Die Figuren sind allesamt gut ausgearbeitet, man lernt sie gut kennen, regt sich über sie auf, schüttelt oft den Kopf, aber gleichzeitig kann man auch mit ihnen mitfühlen.
Allison reißt von Zuhause aus, nachdem ihr Vater sie misshandelt hat. Dass dies kein Einzelfall war, erfährt man im Laufe der Geschichte. Nachdem Allisons Mutter kurz nach ihrer Geburt verstarb, gibt ihr Vater ihr seit Kleinkindalter für alles die Schuld und zeigt ihr oft genug auf, dass sie nicht gut genug ist. Für Allison ist das alles zu viel und läuft von Zuhause weg, ohne dabei ein Ziel oder genügend Geld zu haben.
Unterschlupf findet sie dabei bei einer älteren Frau namens Marla, bei der sie zunächst eher heimlich lebt, bis Allison erkennt, dass Marla in ihrer eigenen Welt lebt und sie schließlich doch kennen lernen möchte. Marla leidet an Demenz und lebt meistens Szenen aus ihrer Kindheit nach, sodass sie in Allison ihre alter Jugendfreunden Toffee wieder erkennt. Toffee denkt sich nicht viel dabei und nimmt sich der Rolle an und somit erlebt man ein wunderschönes Zusammenspiel zwischen den beiden Frauen, die nicht nur voneinander lernen, aber auch vor allem das Leben wieder mehr zu schätzen wissen.
Gleichzeitig wird in Toffee auch aufgezeigt, welch schlimme Züge die Krankheit Demenz annehmen kann. Während es zwar für Marla ganz schön ist, ihre Erinnerungen aus der Kindheit neu zu erleben, leidet ihr Sohn unter der Krankheit, der sich immer mehr von seiner Mutter entfernt hat und sie nur noch selten besucht. Marla selbst leidet dagegen in ihren klaren Momenten, z.B. wenn sie Allison nicht erkennt und sich somit bedroht fühlt. Allison selbst geht mit diesen Phasen erstaunlich gut um und wünscht sich, dass Marla, wo auch immer sie mit ihren Gedanken gerade ist, einfach nur glücklich ist. Die entstehende Freundschaft zwischen den unterschiedlichen Frauen ist wunderschön mitanzusehen, sorgt aber auch dafür, dass man sich das ein oder andere Tränchen wegblinzeln muss.
Die Krankheit wird dabei schonungslos ehrlich erzählt, sodass sich Leser*innen, die schon einmal mit der Krankheit konfrontiert wurden, wieder erkennen werden. Gleichzeitig scheut Sarah Crossan sich auch nicht davor, über den Missbrauch an Allison zu sprechen, denn dieser wird teilweise schon fast zu ausführlich beschrieben, sodass es wünschenswert gewesen wäre, wenn man am Anfang des Buches eine ausführlichere Triggerwarnung verfasst hätte, da manche Szenen sicherlich einiges auslösen können.
Kurz gesagt: "Toffee" ist insgesamt eine wunderschöne, melancholische, emotionale und nachdenklich stimmende Geschichte, die sich mit Themen befasst, die ans Herz gehen, die keine leichte Kost sind, aber auch aufzeigen, dass das Leben wertvoll ist und wir nur eines davon haben. Ein wunderbares Jugendbuch, für das man sicherlich bereit und offen sein muss, das einem aber auch so viel geben kann. Empfehlenswert!