Cover-Bild Drei Kameradinnen
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22,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Kiepenheuer & Witsch
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 352
  • Ersterscheinung: 15.04.2021
  • ISBN: 9783462052763
Shida Bazyar

Drei Kameradinnen

Roman

Nominiert für den Deutschen Buchpreis 2021

Was Freundschaft bedeutet, wenn die Gegenwart Feuer fängt. 

In ihrem neuen Roman erzählt Shida Bazyar voller Wucht und Furor von den Spannungen und Ungeheuerlichkeiten der Gegenwart – und von drei jungen Frauen, die zusammenstehen, egal was kommt. Seit ihrer gemeinsamen Jugend in der Siedlung verbindet Hani, Kasih und Saya eine tiefe Freundschaft. Nach Jahren treffen die drei sich wieder, um ein paar Tage lang an die alten Zeiten anzuknüpfen. Doch egal ob über den Dächern der Stadt, auf der Bank vor dem Späti oder bei einer Hausbesetzerparty, immer wird deutlich, dass sie nicht abschütteln können, was jetzt so oft ihren Alltag bestimmt: die Blicke, die Sprüche, Hass und rechter Terror. Ihre Freundschaft aber gibt ihnen Halt. Bis eine dramatische Nacht alles ins Wanken bringt.

Shida Bazyar zeigt in aller Konsequenz, was es heißt, aufgrund der eigenen Herkunft immer und überall infrage gestellt zu werden, aber auch, wie sich Gewalt, Hetze und Ignoranz mit Solidarität begegnen lässt. »Drei Kameradinnen« ist ein aufwühlender, kompromissloser und berührender Roman über das außergewöhnliche Bündnis dreier junger Frauen – und das einzige, das ein selbstbestimmtes Leben möglich macht in einer Gesellschaft, die keine Andersartigkeit duldet: bedingungslose Freundschaft.

»Uns gibt es in dieser Welt nicht. Hier sind wir weder Deutsche noch Flüchtlinge, wir sprechen nicht die Nachrichten und wir sind nicht die Expertinnen. Wir sind irgendein Joker, von dem sie noch nicht wissen, ob sie ihn einmal zu irgendetwas gebrauchen können.« Aus: »Drei Kameradinnen«

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 25.04.2021

Gesellschaftskritik

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„Drei Kameradinnen“ ist geschrieben wie ein langer Brief. Ohne Unterteilungen in Kapitel berichtet die Ich-Erzählerin Kasih dem Leser von ihrer langen und intensiven Freundschaft mit Hani und Saya und ...

„Drei Kameradinnen“ ist geschrieben wie ein langer Brief. Ohne Unterteilungen in Kapitel berichtet die Ich-Erzählerin Kasih dem Leser von ihrer langen und intensiven Freundschaft mit Hani und Saya und all den Steinen, die den drei jungen Frauen immer wieder in den Weg geworfen werden.
Dabei springt die Geschichte zwischen Gegenwart, später Kindheit und Teenagerzeit hin und her, ohne sich an eine chronologische Reihenfolge zu halten. Verschiedenste Erinnerungsfetzen sprudeln aus Kasih heraus und sie teilt alles ungefiltert mit. Dabei spricht sie den Leser immer wieder direkt an. Ich empfand den Erzählstil als sehr bildhaft und lebendig und dass, obwohl die Autorin viele Details, die man in einem Roman erwartet, auslässt. Zum Beispiel erfährt man nie, aus welchem Land die Protagonistinnen stammen (es wird nur vom „anderen Land“ gesprochen), in welchem Ort das Ganze spielt und auch die Jahreszahlen kann man nur an Hand der beschriebenen Szenarien grob schätzen. Dies ist eine sehr eigenwillige Art des Erzählens. Auch spielt die Autorin mit den Grenzen von Fantasie und Wahrheit. Man kann sich nie ganz sicher sein, was tatsächlich Kasihs Erinnerungen entspringt und was sie sich gerade ausgedacht hat. Ich verstehe es so, dass es hier nicht um Kasih, Hani und Saya im Speziellen geht, sondern dass diese fiktiven jungen Frauen stellvertretend stehen für all die Menschen, die in Deutschland ein neues Zuhause suchen und täglich mit Rassismus, Ausgrenzungen und Vorurteilen wegen ihrer Herkunft konfrontiert sind.
„Drei Kameradinnen“ macht nachdenklich. Hier werden Personen beschrieben, denen Chancen genommen bzw. gar nicht erst gegeben werden, weil sie pauschal abgestempelt und in Schubladen geschoben werden. Diese Ungerechtigkeit ist unglaublich traurig.
Mir fällt es verhältnismäßig schwer, diesen Roman zu rezensieren, da ich mir wünschte, ich könnte mich genauso intelligent ausdrücken wie Shida Bazyar.
Das zentrale Thema sind Vorurteile aufgrund der eigenen Herkunft. Interessant ist hier, dass die Ich-Erzählerin Kasih sich im Grunde genauso verhält, wie sie es ihr ganzes Leben lang erfahren hat. Denn während sie ihr Schicksal beschreibt, steckt sie ebenfalls alle Deutsche und alle Migranten in eine Schublade. Rassismus ist ein großes Problem unserer Gesellschaft. Dennoch bin ich überzeugt, dass nicht alle Deutschen Rassisten sind sowie es auch Migranten gibt, die in Deutschland oder anderen Ländern beruflich erfolgreich sind. Ansonsten wäre die Welt ein Ort ohne Hoffnung.
Für mich ist „Drei Kameradinnen“ eine Form von Kunst, die mit kraftvoller, intelligenter Sprache provoziert und durch eine überspitzte Zeichnung auf die oft verleugneten Schattenseiten unserer Gesellschaft hinweist.

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Veröffentlicht am 22.04.2021

Intensiv und Aktuell!

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Hani, Kasih und Saya sind seit ihrer Jugend eng befreundet. Damals haben sie alles gemeinsam erlebt und sich in einer manchmal fremden Welt nicht ganz allein gefühlt. Jahre später treffen sich die Freundinnen ...

Hani, Kasih und Saya sind seit ihrer Jugend eng befreundet. Damals haben sie alles gemeinsam erlebt und sich in einer manchmal fremden Welt nicht ganz allein gefühlt. Jahre später treffen sich die Freundinnen wieder und es hat sich an dem Fremdsein nichts geändert. Im Gegenteil, sie merken umso intensiver, wie präsent und allgegenwärtig Alltagsrassismus, Diskriminierung und Vorurteile sind.

Als es zu einem Prozess gegen eine rechtsterroristische Gruppe kommt, die muslimische Menschen getötet hat, kommt Hoffnung auf. Die Hoffnung, dass sich mit diesem öffentlichen Urteil etwas ändert, nachdem in den Medien oft nur Muslime beschuldigt werden.

Die Freundinnen sprechen gemeinsam über den von ihnen und von anderen erlebten Rassismus. Die Gespräche sind leicht und dennoch tiefgründig. Was mir besonders gefallen hat, ist, dass die drei Freundinnen unterschiedlich mit ihrem Migrationshintergrund umgehen. Die eine passt sich an, die andere ist extrem wütend auf Rassismus und Diskriminierung in der heutigen Gesellschaft. Die dritte, Kasih, ist die Erzählerin. Aus ihrer Perspektive erfahren wir alles. Es ist interessant zu lesen, wie sie aufgewachsen sind und womit sie konfrontiert werden.

Ich hatte das Gefühl, dass Kasih aber selbst oft mit Vorurteilen um sich wirft und eine Wut auf alle Deutschen hat. Auf der anderen Seite zeigt dies auch, was Rassismus bei Menschen mit Migrationshintergrund im Extremfall bewirken kann. Saya ist wütend und rebellisch, Hani passt sich an.

Spannend ist, dass die Autorin bewusst nichts über die Herkunft der Freundinnen sagt und dies auch sehr gut begründet. Wir wissen auch nicht, wo der Roman spielt. Das soll dazu dienen, die Taten und Erlebnisse nicht in eine Schublade zu packen und sie nur einem Ort zuzuordnen, da solche Fälle überall vorkommen und nicht ortsgebunden sind. So soll es auch mit der Herkunft der Freundinnen sein.

Das Cover ist sehr schön und passt zum Inhalt. Dieser ist brandaktuell, gefährlich, ein harter Stoff und stellenweise auch überspitzt. Teilweise fand ich es doch ein wenig zu überspitzt dargestellt. Die ganze Welt und alle Menschen scheinen böse und rassistisch zu sein. Das hat mich bedrückt. Aber vielleicht ist genau das notwendig, um Veränderungen zu erreichen.

Fazit:
Der Roman ist spannend und greift wichtige sowie brandaktuelle Themen auf. Die drei Freundinnen tragen verschiedene Blickwinkel und Varianten des Umganges mit Migrationshintergrund heran. Die überspitzte Erzählweise war an einigen Stellen zu viel, an anderen aber genau richtig!

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Veröffentlicht am 19.04.2021

Schubladendenken

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Autorin Shida Bazyar zeigt uns mit ihrem Roman "Drei Kameradinnen" eine Eigenart vieler Menschen auf - das Denken und Ablegen in Schubladen, starre Verhaltensmuster, die nur schwer abzulegen sind. Ob nun ...

Autorin Shida Bazyar zeigt uns mit ihrem Roman "Drei Kameradinnen" eine Eigenart vieler Menschen auf - das Denken und Ablegen in Schubladen, starre Verhaltensmuster, die nur schwer abzulegen sind. Ob nun fiktiv oder im realen Leben, damals genauso wie heute. Die Themen Freundschaft, Selbstbestimmung und Fremdenfeindlichkeit werden mit der dargebotenen überaus spannenden Handlung gekonnt verwoben. Womit dieser Roman nicht nur eine unheimlich spannende Lektüre darstellt, sondern auch zum Nachdenken und Einfühlen anregt. Mir hat der detailreiche und flüssige Schreibstil gut gefallen, jedenfalls nach einer kleinen Eingewöhnungsphase. Alles in allem ein toller emotionaler Roman über die titelgebenden Freundinnen Hani, Kasih und Saya, deren Freundschaft, Hoffnungen, Ängste und ein alles veränderndes Ereignis. Ein Roman, wie mitten aus dem Leben. Ein starker Roman für den ich gerne 4 Sterne vergeben möchte.

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Veröffentlicht am 18.04.2021

Rasant und energiegeladen

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Drei Kameradinnen, das sind die 3 Freundinnen, die sich schon lange kennen und alle einen Migrationshintergrund haben. Hani, Kasih und Saya leben in Deutschland und erleben im Alltag immer wieder Vorurteile ...

Drei Kameradinnen, das sind die 3 Freundinnen, die sich schon lange kennen und alle einen Migrationshintergrund haben. Hani, Kasih und Saya leben in Deutschland und erleben im Alltag immer wieder Vorurteile und Benachteiligungen, sei es durch automatisch schlechte Zensuren von Lehrern oder den Busfahrer, der sie anschnauzt oder der Kaufhausdetektiv, der sie misstrauisch beäugt.

Es ist eine Art Berichtsform, in der erzählt wird und gelegentlich spricht die Erzählerin Kasih die deutsche Öffentlichkeit direkt an und verdeutlicht die Unterschiede.

Wie Shida Bazyar ihren Roman gestaltet ist geschickt und intensiv, oft auch sehr originell. Dabei denke ich zum Beispiel an die Passage, als Kasij einen Auftritt der 3 Freundinnen in der Bärbel Schäfer-Show in den neunziger Jahren imaginiert und dabei einige Punkte klarmacht.

Dann gibt es auch Momente, in denen der NSU-Prozess gerade abläuft und da wird die Stimmung der Zeit abgebildet.

Der Roman beeindruckt auch besonders durch eine sehr starke Figur: Saya, cool, aber immer auch wütend. Nicht auf den Mund gefallen, aber dadurch zu oft auf Konfrontationskurs. Ihre Freundinnen Hani und Kasih sind weniger kämpferisch, obwohl sie den unterschwelligen Alltags-Rassismus genauso spüren.

Shida Bazyar hat nach „Nachts ist es leise in Teheran“ mit Drei Kameradinnen wieder einen eigenwilligen und starken Roman geschafft.

Veröffentlicht am 18.04.2021

Stark

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Drei Mädchen, alle mit nicht näher dargelegtem Migrationshintergrund, wachsen gemeinsam in einer typischen deutschen Wohngegend auf. Als erwachsene Frauen treffen sie wieder zusammen und verbringen das ...

Drei Mädchen, alle mit nicht näher dargelegtem Migrationshintergrund, wachsen gemeinsam in einer typischen deutschen Wohngegend auf. Als erwachsene Frauen treffen sie wieder zusammen und verbringen das Wochenende anlässlich einer Hochzeit einer Bekannten gemeinsam. Doch politische Unruhen und private Probleme trüben das Wiedersehen...

Ich war von diesem Roman von Anfang an gefesselt. Dass man als Leser von der Ich-Erzählerin immer wieder direkt angesprochen und in die Mangel genommen wird, ist grandios. Auch die teilweise harten Denkanstöße sind toll konstriert, da sich dieses Buch ja gerade mit Vorurteilen und Ververurteilungen beschäftigt. Das Thema hier so umzudrehen, dass es damit den Leser trifft, ist effektiv und unglaublich schlau!

Die Handlung an sich hat mir auch sehr gut gefallen. Besonders ist, dass das Buch keine klare Erzähllinie hat, sondern in den Zeiten ständig springt und die Geschichte wie in einem Monolog langsam aufgebaut wird. Hier ist das wirklich toll gelungen, man kommt die ganze Zeit mit und wird richtig hineingezogen! Leider bin ich kein Freund vom Ende, was aber mein einziger kleiner Kritikpunkt ist! Trotzdem handelt es sich für mich um eines der beeindruckendsten und wachrüttelndsten Bücher zum Thema Rassismus dae ich jemals gelesen habe!

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