Der Debütroman der Autorin hat mich positiv überrascht.
Nach dem Tode ihres Vaters, eines Wissenschaftlers, wird die junge Beatrice von der Familie ihres Onkels väterlicherseits aufgenommen. Während sie sich wunderbar mit ihrer schüchternen Cousine Sofia versteht, ...
Nach dem Tode ihres Vaters, eines Wissenschaftlers, wird die junge Beatrice von der Familie ihres Onkels väterlicherseits aufgenommen. Während sie sich wunderbar mit ihrer schüchternen Cousine Sofia versteht, bleiben ihr die Übrigen, Cousin Edvard, Tante Harriet und ihr Onkel Wilhelm persönlich, sehr fremd. Dennoch ist sie ihnen trotz der strengen Erziehung sehr dankbar dafür, dass sie bei ihnen leben darf.
Im Alter von siebzehn Jahren begegnet Beatrice, die zusammen mit Edvard und Sofia die Oper besucht, einem attraktiven Mann, der in Begleitung einer Halbweltdame ist. Und nur wenig später zeigt dieser in der Pause der gelangweilten Beatrice berühmte Gemälde, die in der Oper aushängen. Beatrice ist fasziniert vom Norweger Seth Hammerstaal, einem erfolgreichen Unternehmer, der jedoch in dem Ruf steht äußerst skrupellos zu sein. Doch bei weiteren Begegnungen muss sie feststellen, dass Seth in Wirklichkeit ein freundlicher und sympathischer Mann ist, der seine Familie über alles liebt und umsorgt und zudem auch sehr viel Geld für karitative Zwecke spendet. Dennoch sitzt der Stachel der Eifersucht tief, als ihr zugetragen wird, dass Seth sich um eine reiche Deutsche bemüht, obwohl er Beatrice zuvor bereits leidenschaftliche Küsse raubte. Als ihr Seth einen Heiratsantrag macht muss Beatrice ihn schweren Herzens abweisen. Was Seth nicht ahnt, ist, dass Beatrice Onkel sie mit einem älteren und grausamen Mann verheiraten will, der Edvards Karriere dienlich sein könnte- verweigert sie sich, muss Sofia den Mann an Beatrices statt heiraten. Da Beatrice genau weiß, dass das Sofias Ende bedeuten würde, die ebenfalls frisch verliebt ist, doch eine zartere Konstitution als sie besitzt, opfert sie sich für ihre Cousine. Nicht ahnend worauf sie sich einlässt und welches grausame Schicksal sie erwartet.
Unterdessen reagiert Seth wie betäubt auf Beatrices Abweisung und zieht sich enttäuscht zurück. Nun ist Beatrice allein auf sich gestellt und sieht sich Auge um Auge einem Ehemann gegenüber, der sie spüren lässt, wie sehr er sie eigentlich verachtet und hasst.
Wird es dennoch einen Ausweg für Beatrice geben und werden sie und Seth später ihr Glück finden?
Die Schwedin Simona Ahrstedt lässt in ihrem ersten historischen Roman in deutscher Übersetzung die Zeit um 1880 herum aufleben. Wirklich interessant fand ich dabei, dass dieser Roman nicht an den üblichen Schauplätzen spielt, die ich bislang gewohnt war, (England/Deutschland) sondern dass die Autorin ihre Leser in ihre Heimat, nach Stockholm entführt. Ein Setting das mir in Bezug auf die Zeitepoche, in der dieser Roman spielt; bislang noch nie untergekommen ist und der erste Grund dafür war, dass ich neugierig auf „Ein ungezähmtes Mädchen“ wurde. Zugegebenermaßen klingen die schwedischen Namen der Protagonisten zunächst ein wenig sperrig im Ohr und man muss sich konzentrieren, dass man anfangs nicht schnell den Faden verliert, da man beim Lesen dieser Geschichte einer Vielzahl an Nebenfiguren begegnet, doch wenn man sich einmal eingefunden hat, wird man durch die sehr fesselnde Story belohnt.
Das Buch ist eine gelungene Mischung aus Liebesroman und Sittengemälde der damaligen Gesellschaft und beleuchtet die Art und Weise wie sehr Frauen in dieser Zeitepoche Einschränkungen unterworfen waren, näher. Es ist somit nicht nur ein Unterhaltungsroman für Romantiker, sondern spiegelt ebenfalls auf sehr eindringliche Weise die Ängste, Sorgen und Wünsche der Frauen; hier durch Beatrice und Sofia verkörpert, wieder.
Besonders Beatrices Schicksal hat mich dann auch sehr beschäftigt; eine Romanheldin die zugleich die typische Naivität einer behüteten jungen Frau als auch Intelligenz und Mut in sich vereint. Besonders imponiert hat mir jedoch an ihr, dass sie stets wusste was sie wollte und dass sie sich ohne Rücksicht auf ihr eigenes Glück für schwächere Personen aufopferte. Sicherlich mag die Geschichte ein wenig vorhersehbar gestrickt sein, dennoch unterhält sie und zudem wirken die Akteure durch die Art und Weise wie die Autorin zu schreiben vermag sehr lebendig. Der Schreibstil von Simona Ahrnstedt erinnerte mich dabei ein wenig an den des Autorenduos Iny Lorentz.
Ein wenig enttäuscht war ich ehrlich gesagt davon, wie schnell sich Seth damit abgefunden hat, dass Beatrice ihn abgewiesen hat. Hier hätte ich mir ein wenig mehr Hartnäckigkeit seinerseits gewünscht. Aber trotz diesem kleinen Kritikpunkt hat mich der Debütroman der Autorin positiv überrascht.