Von Simone Van der Vlugt kannte ich bisher nur Kriminalromane, die ich allesamt unwahrscheinlich gern gelesen habe.
Umso gespannter war ich darauf, wie sie sich im historischen Bereich behaupten würde und in meinen Augen hat sie hier etwas Großartiges abgeliefert.
Ich persönlich finde jedoch den Originaltitel „Die Käsefabrik“ viel passender.
Dieser Roman spielt im Zeitraum von 1892 – 1915. Es erzählt die Geschichte von Lydia und ihrer Tochter Nora, deren Perspektiven wir immer abwechselnd erfahren.
Ich muss gestehen, dass ich besonders Lydia unglaublich gern gemocht habe.
Sie hat Ansehen und Prestige. Aber ist keinesfalls abgehoben, sondern sich immer selbst treu geblieben.
Sie kämpft für eure Träume, ohne sich dabei selbst zu verlieren.
Eine unglaubliche Persönlichkeit, die mir wahnsinnig ans Herz gewachsen ist. Sie hat Werte, steht für sie ein und lebt sie aus, auch wenn es ihr das Herz bricht.
Mit Nora kam ich hingegen anfangs gar nicht zurecht. Was an ihrer Jugend, aber auch an ihren Werten liegt. Aber im Laufe der Zeit verändert sie sich. Oder um es konkret auf den Punkt zu bringen, verändert die Zeit sie.
Schmerz, Leid, aber auch Verzweiflung und Angst lassen sie wachsen und vieles hinterfragen.
Sie lernt, dass man im Leben nicht immer eine Wahl hat.
Dass die Liebe sich ihre eigenen Wege sucht, auch wenn es dir das Herz aus der Brust reißt.
Auch die Nebencharaktere verstehen mit ihrer Art zu punkten. Sie versprühen Leben, Kummer und Schmerz.
Und vor allem sind sie in allem, was sie tun, immer authentisch.
Dieses Buch ist in zwei Teile gegliedert. Was absolut nachvollziehbar ist, da es sich hier um zwei Frauen handelt.
Aber nicht nur ihre Schicksale sind von elementarer Bedeutung.
Lydia baut in schwierigen Zeiten eine Käsefabrik auf, etwas, das früher bei Frauen undenkbar war.
Ich hab ihren Mut und ihre Stärke sehr bewundert.
Darüber hinaus ist diese Thematik unglaublich interessant und wird gut verständlich und detailliert dargeboten.
Ein weiterer Aspekt ist der erste Weltkrieg, der hier thematisiert wird und das hat Simone van der Vlugt großartig ausgearbeitet. Dabei kommen auch wichtige Persönlichkeiten zur Sprache.
Doch in allem stehen die beiden Frauen und ihr Schicksal immer im Vordergrund.
Mich hat diese Geschichte wahnsinnig berührt, vor allem was die Liebe angeht.
Aber auch wie sehr sie an ihren Aufgaben gewachsen sind und dabei die wohl allerwichtigsten Dinge überhaupt erkannt haben.
Wichtig ist nicht, was andere über dich sagen.
Das Herz lässt sich nichts befehlen, es fühlt und entscheidet selbst.
Ja, es kann weh tun. Aber gleichzeitig spendet es so viel Vertrauen, Wärme und Leidenschaft.
Manchmal ist es laut und tosend und manchmal sanft und leise.
Aber vor allem darfst du niemals den Glauben an dich selbst verlieren.
Ein Roman, der so unglaublich viel gibt, mehr als man mit Worten erfassen kann.
Unbedingt lesen.
Fazit:
Simone van der Vlugt hat mit diesem historischen Roman etwas großartiges und wahnsinnig emotionales zu Papier gebracht.
Dabei geht es nicht nur um das Schicksal zweier Frauen.
Sondern sie bindet auch sensible und ernste Themen mit ein, die sie sehr feinfühlig und gleichzeitig direkt dargeboten wird.
Packend, emotional und tiefgreifend.
Unbedingt lesen.