Schwache Fortsetzung
Ich habe neulich „Infernale – Rhapsodie in Schwarz“ von Sophie Jordan beendet. Hierbei handelt es sich um den zweiten Teil einer Dilogie aus dem Loewe-Verlag.
Seit Davy positiv auf das Mördergen (HTS) ...
Ich habe neulich „Infernale – Rhapsodie in Schwarz“ von Sophie Jordan beendet. Hierbei handelt es sich um den zweiten Teil einer Dilogie aus dem Loewe-Verlag.
Seit Davy positiv auf das Mördergen (HTS) getestet wurde, hat sie alles verloren: ihre Familie, ihre Freunde, ihre Zukunft – und was am schlimmsten ist, sich selbst. Denn obwohl sie verzweifelt dagegen angekämpft hat, ist sie doch zu dem geworden, was sie nie sein wollte: eine Mörderin.
Eine Widerstandsgruppe und ihr Anführer Caden geben ihr ein neues Ziel. Und Caden weckt Gefühle in ihr, zu denen sie glaubte, nie mehr fähig zu sein. Aber die Schuldgefühle lassen Davy einfach nicht los…
Vorab muss ich klarstellen, dass der erste Teil von Infernale mir sehr gut gefallen hat. Daher habe ich mich extrem darauf gefreut, endlich weiterzulesen, und vorher sogar den ersten Band noch einmal rereadet. Nach dem Beenden dieses Buchs kann ich ganz klar sagen, dass ich enttäuscht davon bin. Im Vergleich zum Reihenauftakt sackt dieser Teil sehr ab und ist alles in allem viel schwächer, als ich es erwartet habe.
Bereits zu Beginn findet der Leser eine total veränderte Davy wider. Es sind nur wenige Tage zwischen dem Ende des ersten und dem Anfang des zweiten Bands vergangen. Trotzdem wirkt es so, als wäre Davys Charakter um 180 Grad gedreht worden, was ich persönlich daher sehr unverständlich fand. So hatte ich keinen einzigen Anhaltspunkt mehr, der mir geholfen hätte, mich mit der neuen, härteren, abgeschotteten Davy zu identifizieren.
Ich kann nicht nachvollziehen, wie dieser Sprung von Davys Persönlichkeit vonstatten gegangen sein soll. Mit ihr als Hauptperson konnte ich mich daher in diesem Buch überhaupt nicht mehr identifizieren, obwohl ich im ersten Teil ein regelrechter Fan von ihr war. Zu den weiteren Charakteren, die der Leser aus Band 1 kennt, lässt sich folgendes anmerken: Weder Sean, noch andere Nebencharaktere nehmen hier viel Platz ein. Stattdessen hat die Autorin mehrere andere Figuren entworfen, die zuvor noch nie vorgekommen sind und daher überhaupt nicht kennt. Auch hier bleibt daher nicht viel Platz für Charakteridentifikationen, Sympathie-Empfinden, ...
Des Weiteren liegt der Fokus während des gesamten Buchs einzig und allein auf Davy, ihrer Charakterwandlung. Wie dem Klappentext bereits entnommen werden kann, lernt sie Caden kennen, der gewisse Gefühle in ihr weckt. Zum einen hat mir dies nicht gefallen, da so die Beziehung zu Sean, die ich in Teil 1 sehr mochte, komplett verloren ging und – mir nichts, dir nichts – gekappt wurde. Es ist meiner Meinung nach unrealistisch, wie Davys Gefühle hier von einen auf den anderen Tag umschlagen. Zum anderen habe ich mich sehr gegen diese neue Liebesgeschichte gesträubt, da dadurch Davys Quengeleien, dass sie ihre Gefühle nicht in den Griff bekommt und nicht weiß, wie sie damit umgehen soll, sehr im Vordergrund standen.
Müsste ich also den Inhalt dieses Buchs zusammenfassen, so würde ich sagen, es passiert nur das, was letztendlich schon auf dem Klappentext steht. Das Kennenlernen von Caden nimmt leider den Raum für etwaige andere Handlungsstränge. Viel interessanter wäre es doch für den Leser gewesen, mehr von der wirklichen Widerstandsbewegung zu erfahren, zu sehen, wie die Situation im Ausland aussieht. Stattdessen landet Davy bei der erwähnten Widerstandsgruppe, wobei die Aktivitäten dieser trotzdem sehr schwammig ausgebaut sind.
Alles in allem hat mich „Infernale – Rhapsodie in Schwarz“ sehr enttäuscht, da alle positiven Merkmale des ersten Teils hier verloren gehen. Bis auf den angenehmen, oft auch dramatischen Schreibstil lässt sich meiner Meinung nach nicht viel Tolles aufzählen. Insgesamt wirkt es sogar so, als hätte die Autorin diese Fortsetzung gar nicht schreiben wollen. Ich persönlich finde es sehr schade, dass durch diesen Roman mein überaus begeisterter Eindruck von der Autorin und der Reihe verloren gegangen ist.