1895: Im vornehmen Londoner Sebastian Club gibt es eine kleine Gruppe, die in Kriminalfällen, bei denen die Polizei keine Erfolge aufweisen kann, ermitteln. Der neue Fall scheint besonders schwierig, es ...
1895: Im vornehmen Londoner Sebastian Club gibt es eine kleine Gruppe, die in Kriminalfällen, bei denen die Polizei keine Erfolge aufweisen kann, ermitteln. Der neue Fall scheint besonders schwierig, es gibt mehrere Tote aus verschiedenen Gesellschaftsschichten, die aber offensichtlich auf gleiche Weise getötet wurden – handelt es sich hier um mehrere oder nur einen einzelnen Täter? Dass das neue Mitglied Freddie Westbrook nicht der ist, der er zu sein scheint, weiß zunächst nur der Leser.
Die Kriminalromane aus der Baker-Street-Bibliothek des Dryas-Verlages haben alle eine optische Besonderheit, den farbigen Buchschnitt. Hier ist er grün und nimmt damit eine der Farbnuancen des Covers auf – ich mag das sehr!
Der Roman scheint auf den ersten Blick perfekt in mein Leseschema zu passen, ich mag historische Romane und besonders auch die, die im viktorianischen England spielen. Leider musste ich im Laufe der Lektüre feststellen, dass dieser Roman mich nicht überzeugen konnte.
Zum einen liegt das an den Charakteren, die mir zu oberflächlich gezeichnet sind. Gerade Freddie mit seinem Geheimnis hätte sich gut geeignet für eine tiefergehende Charakterisierung, und auch das Geheimnis und seine, vor allem gesellschaftliche, Problematik sind mir zu oberflächlich ausgearbeitet. Ich mag aber seine unkonventionelle Art, die auch seinem Onkel, Lord Philip Dabinott zu eigen ist.
Auch der Fall kann mich nicht überzeugen. Ich wusste leider schon sehr früh, wer dahinter steckt, und ich denke, dass das vielen aufmerksamen Lesern ähnlich gehen wird. Wenn dann wenigstens die Ermittlungen der Clubmitglieder interessant und spannend gewesen wären – für mich waren sie das aber leider nicht, im Gegenteil, ich empfand das Geschehen oftmals sehr langatmig.
Bleibt die Einbettung in den historischen Hintergrund. Auch da scheint mir nicht alles wirklich gelungen, hin und wieder hatte ich das Gefühl, dass es daran mangelt, dann wieder kamen Dinge zur Sprache, die doch einiges an Zeitkolorit einfließen lassen, wie z. B. der Prozess um Oscar Wilde. Wie oben schon ausgeführt, fehlt es auch bei Freddies Geheimnis an der Zeit angemessenen Bezügen bzw. kamen diese nur verkürzt zur Sprache. Insgesamt hätte ich mir mehr Zeitkolorit gewünscht.
Alles in allem konnte mich dieser, in meinen Augen bestenfalls mittelmäßige Roman nicht überzeugen. Ich vergebe daher nur 2,5 Punkte. Eine Empfehlung möchte ich nicht aussprechen.