„Hensslers schnelle Nummer“ könnte man definitiv auch mit „Hensslers Anfängernummer“ betiteln: Da die Gerichte locker in ungefähr 20 Minuten gekocht werden können sollen, ist es wohl von vornherein klar, dass die enthaltenen Rezepte nicht die Aufwändigsten sind. Die niedrigen Schwierigkeitsgrade machen es zudem offensichtlich, dass hier keine „Profikenntnisse“ erforderlich sind und man die diversen Zubereitungsarten auch als Kochneuling nicht ständig googlen muss (was ist pochieren, blanchieren…?).
Generell sind die Gerichte sehr bodenständig; die meisten Zutaten dürfte man problemlos im nächsten gutsortierten Supermarkt finden.
Einige Gerichte finde ich sich zwar zu sehr ähnelnd; grade bei den ersten beiden Rezepten finde ich es bereits auffällig: Hier handelt es sich jeweils um Kartoffelrösti, die allerdings einmal „mit Tomate und Mozzarella“ und einmal „mit Lachstatar“ daherkommen – klar: leicht anders, aber während in anderen Kochbüchern eine Variante eher unter dem anderen Rezept als „Variations-Tipp“ angezeigt werden würde, gesteht man beiden Rezepten hier eine eigene Seite zu.
Auch bei anderen Rezepten habe ich überlegt, ob man sie nicht einfach nur als Variation kurz hätte beschreiben können, allerdings kommt hier nun ein Faktor zum Tragen, der mich dieses Kochbuch ferner als Anfängernummer einschätzen lässt: Aus Erfahrung weiß ich, dass Viele zunächst relativ streng nach Rezeptvorgaben kochen und durchaus häufiger unsicher nachhaken, ob man statt der Aubergine auch eine Zucchetti verwenden kann, oder ob man den Wirsingeintopf auch als Chinakohleintopf zubereiten kann und Ähnliches. So betrachtet wirkt es gleich sehr viel sinnvoller, auch die eine oder andere Variation als separates Rezept vorzustellen - und man wundert sich auch nicht länger, ob ein Kochbuch Gerichte wie „Bratkartoffeln mit Speck (und Zucchini)“ oder „Scharfe Penne mit brauner Butter“ bzw. „Spaghetti aglio, olio e peperoncini“ tatsächlich benötigt, die ja doch eher so ganz typische „Schnellgemachtessen“ sind.
Persönlich bin ich ja großer Fan des, nun schon mehrfach gekochten, Kartoffel-Meerrettich-Eintopfs, eigentlich ein total simples, unaufwändiges Essen, aber ich wäre so vermutlich nie auf die Idee gekommen, Kartoffeln für einen Eintopf in dünne Scheiben zu schneiden oder bloß ein wenig Meerrettich unterzumischen. Von daher ist hier auch so manches „gewöhnliche“ Rezept enthalten, welchem nur etwas Extrapfiff verliehen wurde.
Im „Für Zwischendurch“-Bereich finden sich allerdings ein paar Smoothie-Rezepte, die mir persönlich in diesem Kochbuch nun etwas fehlplatziert erschienen; auf die hätte ich hier sehr gut verzichten können. Die passten für mich nicht so sehr zu den schnellen Nummern.
Toll finde ich den Aufbau des Kochbuchs: Jedes Rezept hat seine eigene Doppelseite, wobei sich rechts jeweils ein Foto des zubereiteten Gerichts befindet. Die linke Seite ist nochmals in zwei „Spalten“ unterteilt, von denen eine die Zutaten auflistet (und mittels kleiner Anzeige auch den ungefähren Zeitaufwand sowie die Anzahl der benötigten Zutaten bzw. ob vegetarisch) und die Andere eben die genaue Vorgehensweise beschreibt.
Das gefällt mir gut; tatsächlich habe ich es auch so gelernt, die eigene Kochmappe genauso zu strukturieren und ich muss zugeben, diese separate Spalte bzgl. der Zutaten ist schon sehr praktisch, grad auch, wenn es um das Schreiben eines Einkaufszettels geht.
Die angegebenen Zubereitungszeiten stimmen auch mehr oder minder, das heißt: ich bin z.B. wahnsinnig schlecht (und entsprechend langsam) im Schnippeln, Raspeln etc.; absolute Anfänger werden da allerdings auch kaum schneller sein als ich und ich benötige bei den Gerichten, deren Zubereitung 5-10 Minuten dauern soll(te) häufig ungefähr das Doppelte der angegebenen Dauer, weil ich halt so langsam darin bin, die Zutaten entsprechend vorzubereiten. Bei den Gerichten, die mit einer 20 gekennzeichnet sind (das sind in diesem Fall übrigens nicht so viele), schaffe ich es erstaunlicherweise aber doch auch zumeist in der genannten Zeitspanne.
Generell sehe ich „Hensslers schnelle Nummer“ eben als Kochbuch bzw. Grundrezeptesammlung für totale Anfänger an; ich denke, ich würde es noch nicht einmal Henssler-Fans im Speziellen empfehlen, weil es dazu einfach nicht „besonders genug“ ist; ohnehin ist das für mich ein Buch, was ich zwar jemandem z.B. zum Einzug in die erste eigene Wohnung schenken würde, aber ich würde nicht dazu raten, es sich für gegenwärtig 24€ selbst zu kaufen. Die qualitativ hochwertige Aufmachung rechtfertigt den Preis zwar in gewissem Maße, aber der Inhalt bleibt im Grunde genommen eben doch gewöhnlich. Für die Sammlung der hier enthaltenen Rezepte würde ich so nicht mehr als 15€ zahlen wollen.
Für mich ist es eben ein hübsch gemachtes „Basisbuch“ zum Verschenken/Schenkenlassen.
[Ein Rezensionsexemplar war mir, via Vorablesen, unentgeltlich zur Verfügung gestellt worden.]