Als mir „Die Reise des weißen Bären“ auf der Frankfurter Buchmesse vorgestellt wurde, wusste ich sofort: Oh ja, das Buch muss ich unbedingt lesen! Hier war ich nur zuerst am überlegen, ob ich zum Buch greifen oder mich doch lieber für das Hörbuch entscheiden soll. Ich habe dann schließlich das Buch bei mir einziehen lassen und voller Vorfreude mit dem Lesen begonnen.
Bergen/Norwegen, 1252. Der 12-jährige Arthur ist von zu Hause ausgerissen und auf dem Weg nach Wales, wo die Familie seines verstorbenes Vater lebt. Da ihn der Hunger plagt, stiehlt Arthur auf einem Schiff eine Hasenkeule, wird dabei allerdings erwischt und zur Strafe in den Käfig einer Eisbärin gesperrt. Das Erstaunliche: Die Bärin greift ihn nicht an! Sie ist ein Geschenk an den König von England und soll mit dem Schiff nach London gebracht werden. Die Bärin gilt als sehr scheu und hat noch keinen Menschen an sich herangelassen. Bis auf Arthur. Zwischen den beiden gibt es vom ersten Moment an eine besondere Verbindung. Dies bleibt natürlich nicht unbedingt und Arthur erhält die Aufgabe, sich um die Bärin zu kümmern. Eine außergewöhnliche Freundschaft soll während ihrer gemeinsamen Reise entstehen und gemeinsam werden die beiden ein spannendes und großes Abenteuer erleben…
Bücher, die in einer früheren Zeit spielen, fielen schon immer in mein Beuteschema. Ich kann noch nicht mal so genau sagen, warum. Ich liebe einfach diese abenteuerliche Atmosphäre, die solche Bücher in der Regel verströmen. In „Die Reise des weißen Bären“ hat mir diese ganz besonders gut gefallen. Ich war hier wie gebannt wie beim Lesen und habe das Buch quasi verschlungen. Langeweile kam bei mir hier an keiner Stelle auf. Einer spannenden Szene folgt der nächsten: Sei es die Schiffsreise mit allen Gefahren, die die raue See zu bieten hat, sei es der Schiffbruch und danach der Kampf ums Überleben auf dem Lande – Mitfiebern und Mitbibbern ist hier Programm. Wer gerne actionreiche und packende Abenteuerromane liest, wird hier definitiv ganz auf seine Kosten kommen.
Erzählt wird alles aus der Sicht des 12-jährigen Arthur. Arthur habe ich sofort in mein Herz geschlossen. Er ist so ein lieber, mutiger und sympathischer Junge. Ihn mochte ich wirklich vom ersten Moment an richtig gerne. Die Zielgruppe, Mädchen und Jungen ab 10 Jahren, wird sich wunderbar mit ihm identifizieren können, aber auch mir, als Erwachsene, ist es ohne Probleme gelungen, mich in ihn hineinzuversetzen.
Ganz besonders gut gefallen hat mir diese außergewöhnliche und innige Bindung zwischen Arthur und der Bärin. Diese besondere Freundschaft wird einfach nur große klasse und so schön herzerwärmend von der Autorin beschrieben. Und auch so authentisch. Ich zumindest habe diese Verbundenheit in keinster Weise als unrealistisch empfunden. Tiere sind oft viel intelligenter und feinfühliger, als manche zu glauben meinen. Die gemeinsamen Momente mit Arthur und der weißen Bärin haben mich richtig bewegt und mir öfters ein Lächeln aufs Gesicht gezaubert. Allerdings habe ich beim Lesen auch öfters Wut empfunden sowie Trauer und Hoffnungslosigkeit. Das große Abenteuer, dass Arthur und die Bärin hier bestehen müssen, ist wahrlich nicht leicht und wird vor allem Arthur so einiges abverlangen. Er aber besitzt eine enorme Willensstärke und ist bereit zu kämpfen. Vor allem für die Bärin, die das Leben führen soll, welches sie verdient hat. Ein Leben in Freiheit und ohne jegliche Gefangenschaft.
Aufgeteilt ist das Buch insgesamt in vier Teile. Was mich hier sehr gefreut hat, sind die angenehm kurzen Kapitel. Sie haben mein schnelles Lesetempo nur noch beflügelt, genauso wie der tolle Schreibstil. Den Schreibstil kann ich gar nicht genug loben. Er ist sehr bildhaft und flüssig und liest sich einfach klasse.
Was das Buch in meinen Augen nur noch besonderer macht, ist, dass es auf einer wahren Geschichte beruht. Die Autorin erwähnt dies in einem Nachwort, in welchem nur zu deutlich wird, wie fasziniert sie von der „weißen Bärin“ ist, die im 13. Jahrhundert in der Menagerie des Londoner Towers gehalten wurde und dort viele Jahre gelebt hat.
Von der Handlung möchte ich hier dann auch gar nicht mehr groß was erzählen. Wenn ihr gerne wissen möchtet, was Arthur und die Bärin während ihrer Reise alles erleben werden, wenn ihr gerne erfahren möchtet, auf wen sie während ihres Abenteuers so stoßen werden und wie alles zum Schluss schließlich ausgehen wird, ob es ein Happy End geben wird oder nicht – wenn ihr auf all das Antworten erhalten möchtet, solltet ihr schleunigst selbst zu diesem tollen Abenteuerschmöker greifen und euch auf die fantastische Reise begeben, die euch zwischen den Buchdeckeln erwarten wird.
Fazit: Ein wundervoller Abenteuerroman für Jung und Alt! Das Buch lädt durchweg zum Mitfiebern ein, es ist spannend, atmosphärisch, actionreich, es ist herzerwärmend und so schön! „Die Reise des weißen Bären“ erzählt eine tolle Abenteuergeschichte über Freiheit, Hilfsbereitschaft, Mut, Zusammenhalt und eine ganz besondere Freundschaft. Ich kann das Buch sehr empfehlen, mir hat es richtig schöne Lesestunden beschert und ich vergebe 5 von 5 Sternen!