Eine Frau steht ihren Mann
Die Autorin nimmt ihre Leser in das Frankfurt von 1838 mit. Dort lebt Tobias Ronnefeldt mit Ehefrau Friederike und den gemeinsamen Kindern. Er betreibt einen Teehandel und importiert feine Seidenstoffe ...
Die Autorin nimmt ihre Leser in das Frankfurt von 1838 mit. Dort lebt Tobias Ronnefeldt mit Ehefrau Friederike und den gemeinsamen Kindern. Er betreibt einen Teehandel und importiert feine Seidenstoffe aus China. Just zu jener Zeit als er nach China, zu einer Expedition aufbrechen will, entdeckt Friederike, dass sie abermals schwanger ist. Gleichzeitig hat der Prokurist der Firma einen schweren Unfall, den er nur knapp überlebt. Da die Reise nicht mit verschiebbar ist, stellt Tobias seinen wie zufällig vorbeikommenden ehemaligen Schulkameraden Julius Mertens als Prokuristen ein. Er ahnt nicht, dass er sich mit diesem Mann eine intrigante Laus in den Pelz setzt.
Julius Mertens ist auch Friederike nicht ganz unbekannt, weshalb sie ihm nicht trauen kann.
Meine Meinung:
Dieser historische Roman ist stark an die Familiengeschichte derer von Ronnefeldt angelehnt. Die Firma feiert 2023 ihr 200-jähiges Bestehen.
Dieser Roman ist aber auch die Geschichte von enttäuschten Hoffnungen. So wollte Tobias eigentlich Forscher werden und muss sich ebenso wie sein Bruder Nicolaus dem Willen des Vaters beugen, der eine Tischlerei übernimmt. Friederike wiederum ist musikalisch, intelligent und möchte mehr sein, als Hausfrau, Mutter und schmückendes Beiwerk ihres Mannes. Die Gelegenheit ihre Fähigkeiten bekommt bald. Sie kommt Mertens, einer zwielichtigen Gestalt, auf die Schliche und wirft ihn ohne Wissen ihres Mannes aus dem Geschäft.
Der Schreibstil ist leicht und angenehm zu lesen. Hin und wieder schleichen sich ein paar langatmige Passagen ein, die meiner Ansicht nach ein wenig gestrafft hätten werden können.
Gut gefällt mir, dass sich die Autorin gesellschaftspolitischer Themen widmet. Da ist zum einem die nach wie vor bestehende Abneigung und Ausgrenzung von Juden in Frankfurt. In anderen Ländern und Städten ist man da schon toleranter. Dann die 1838 leise dahin köchelnde Idee der einer Republik. Und das Thema rund um jene Frauen, die ihren Mann stehen wollen anstatt sich mit Stick- und Strickarbeiten beschäftigen zu müssen. Einzig der Tee kommt ein wenig zu kurz.
Die Autorin hat viel recherchiert und das Nachwort enthüllt, was Fakt und was Fiktion ist.
Fazit:
Ein gut gelungener historischer Roman, dem ich gerne 4 Stern gebe. Ich freue mich auf die Fortsetzung im Frühjahr 2022.