„Pfeif drauf!“ ist ein kleines Büchlein, hat es aber in sich. Diese Sicht der Dinge, gemäß dem längst vergessenen Stoizismus, hat was. Diese sollte man kennenlernen.
Klappentext auf der Buchrückseite beschreibt den Kern der Ausführungen sehr treffend: „Ständig jagen wir dem Optimum hinterher, um erfolgreicher, besser und schöner zu werden. Doch die Hatz hat ihren Preis: Stress, Haltlosigkeit, Burn-out. Der dänische Psychologe und Philosoph Svend Brinkmann bläst zum Gegenangriff: Mit Witz und Verstand zeigt er, wie wir das zurückgewinnen können, was auf der Strecke geblieben ist: Standhaftigkeit, Zufriedenheit und Glück.
• Hören Sie auf, in sich selbst hineinzublicken
• Fokussieren Sie sich auf das Negative in Ihrem Leben
• Setzen Sie den Nein-Hut auf
• Unterdrücken Sie Ihre Gefühle
• Feuern Sie Ihren Coach
• Lesen Sie einen Roman – kein Selbsthilfebuch und auch keine Biographie
• Besinnen Sie sich auf die Vergangenheit.“
Es ist eine philosophische Auseinandersetzung eines Psychologen mit dem Thema Selbstoptimierungswahn, gewiss nicht ohne gute Prise von Leichtigkeit und Humor.
Spätestens nach 60 Seiten war der Knoten geplatzt und ich musste einfach dem Sog dieses Buches nachgeben.
Gute fragen stellt der Autor, über die man gern nachdenken sollte. Manchen Schmu nennt er beim Namen: „Die Vorstellung, dass dem Menschen heute „alle Möglichkeiten offenstehen“ (eine Idee, die hauptsächlich jungen Menschen vermittelt wird), ist natürlich eine Illusion. S. 17.
Und sagt: „Bei ihr [der Denkweise und Philosophie des Stoizismus, Anm. d. A.] stehen Selbstbeherrschung, innerer Frieden, Würde, Pflichtgefühl und Besinnung auf die Endlichkeit des Lebens im Mittelpunkt. Diese Tugenden können eine viel tiefere Lebensfreude hervorrufen, als eine oberflächliche Konzentration auf konstante Veränderung und Entwicklung ermöglicht.“ S. 21.
Der Autor stellt die Punkte dieser Lebensphilosophie vor, s.o., und schlägt am Ende eines jeden Kapitels vor, wie das im Leben umzusetzen wäre. Z.B.: Die Zornausbrüche kann man, so Brinkmann, prima mit Humor in den Griff bekommen. Die ständige Ja-Sagerei, die einem absolut nicht guttut, kann man mit „Ich muss darüber nachdenken“ erstmal aus dem Weg schaffen.
Manch steile These hört sich vllt im ersten Ansatz als solche an, aber wenn man darüber nachdenkt, da könnte man meinen, dass er doch recht hat, z.B. „Gern wird behauptet, dass Selbstverwirklichung zu erwachsenen, in sich selbst ruhenden Individuen führe, doch tatsächlich werden infantile, abhängige Erwachsene geschaffen, die glauben, die Wahrheit liege in ihnen selbst.“ S. 116. Man muss dazu am besten die Seite in Gänze lesen.
Manch seiner Ausführungen hört sich recht lustig an, aber da ist auch Sinn dahinter: Feiern Sie Ihren Coach und ersetzen Sie ihn durch einen Freund. Da gibt es noch paar sehr gute Gedanken, was Freundschaft ist. S. 109.
Interessant ist auch der nächste Punkt, warum man Romane lesen soll. Er nennt auch seine Lieblinge und erklärt, was ihn da so fasziniert.
Je weiter ich las, desto besser gefiel mir das Ganze. Man muss vllt nicht zu allem Ja und Amen sagen, zumal ist seine Argumentation stellenweise nicht so ganz einwandfrei: etwas tendenziös, einer seltsamen Logik folgend und vllt doch insg. eher weltfremd, aber allemal eine Haltung, die man dem Selbstoptimierungswahn entgegensetzen kann.
Fazit: Spannende Sicht der Dinge, die man gern näher kennenlernen sollte.