Im Dienst für das Reich
Inge Gerner und ihre Freundin Annemarie haben die Prüfung zur DRK-Krankenschwester mit Auszeichnung bestanden. Aber aus Inges Traum in Nordafrika eingesetzt zu werden wird nichts. Ihr Einsatzbescheid schickt ...
Inge Gerner und ihre Freundin Annemarie haben die Prüfung zur DRK-Krankenschwester mit Auszeichnung bestanden. Aber aus Inges Traum in Nordafrika eingesetzt zu werden wird nichts. Ihr Einsatzbescheid schickt sie nach Charkow an die Ostfront. Hier im tiefsten Russland muss sie dem Grauen des Krieges in die Augen schauen. Hier wird der unerfahrenen Rotkreuzschwester alles abverlangt. Bis sich durch Oberstleutnant Heinrich Preuss die Chance zu einem Einsatz in Montecassino in Italien ergibt…
Mir ist als erstes das Cover zu diesem Buch aufgefallen. Ein weites Klatschmohnblumenfeld, die junge Rotkreuzschwester, ein kleines Dorf im Hintergrund und dunkle Wolken am Himmel. Das alles hat für mich auf eine nette kleine Geschichte während des Krieges schließen lassen. Was ich aber zu lesen bekommen habe, war so viel mehr, so viel beeindruckender.
Ich lerne den Alltag von Lazarettschwester Inge kennen, einer jungen Frau aus Nürnberg, die zu Beginn der Geschichte überzeugte Nazionalsozialistin ist. Die die mahnende Stimme ihres Vaters nicht überzeugt und die sich zum „Dienst am Vaterland“ meldet. Was sie dort an der russischen Ostfront in Charkow erlebt, wird so eindringlich und erschreckend geschildert, dass ich oft Gänsehaut und auch mal Tränen in den Augen hatte. Tara Haigh hat mir sehr schnell Bilder vom Lazarett und den dortigen Gegebenheiten in den Kopf gepflanzt und ich war mittendrin im Kriegs- bzw. Krankenhausgeschehen.
Die Menschen, die ich hier kennenlerne, wie z.B Inges Vater Gustav, seine Haushälterin Erna, Inges Freundin Annemarie, Dr. Seiler, Julia, die russische Kräuterfee Irina, Oberstleutnant Heinrich Preuss oder in Italien dann Lorenzzo, Camilla, Maria oder Don Fontana beginnen in der Geschichte immer mehr zu leben. Aber vor allem Inges Entwicklung, ihr Umgang mit den Verwundeten, wie sie ihnen mit ihrer Geige das Grauen versucht für kurze Zeit zu vertreiben, ihr Zögern das Lazarett zu verlassen, ihr Weggang nach Italien und ihr Leben dort haben mich fasziniert und an dieses Buch gefesselt. Dass sie hier ihre große Liebe gefunden hat, hat mir einfach sehr gut gefallen. Das hat sie einfach verdient.
Die kleinen Geschichten und Fakten rund um Charkow und das Kloster Montecassino finde ich sehr gut recherchiert, sehr interessant und gut aufgearbeitet.
Der Spannungsbogen spannt sich schnell ziemlich hoch und hält sich dort bis zum Schluss.
„Die Klänge der Freiheit“ haben mich betroffen gemacht, erschüttert, aber auch an das Gute im Menschen glauben lassen, wie es hier Inge verkörpert. Das Ende der Geschichte finde ich einfach nur schön.