Bundesrepublik Europa, 2057: Es herrscht Frieden in der Optimalwohlökonomie, einem lückenlosen Überwachungssystem, in dem mithilfe von Kameras, Linsen und Chips alles erfasst und gespeichert wird. Menschen und hochentwickelte Roboter sollen Seite an Seite leben. Störenfriede werden weggesperrt.
So auch die Systemkritikerin Lila. Als sie im Gefängnis aus einem künstlichen Koma erwacht, stellt sie fest, dass ihr schlimmster Albtraum wahr geworden ist: Die BEU wird von einer KI regiert. Samson Freitag wird als Gottkönig verehrt und erpresst von den Bürgern optimalkonformes Verhalten. Für Lila steht fest, dass sie Samsons Herrschaft und die Entmündigung der Menschen beenden muss. Ihr gelingt die Flucht, doch Samson spürt sie auf und bietet ihr einen Deal an, den Lila nicht ausschlagen kann ...
"Die Unvollkommenen" ist nach "Die Optimierer" der zweite dystopische Science-Fiction Roman von Theresa Hannig. Es tauchen zwar viele Personen aus dem ersten Band wieder auf und zeitweise wird auch auf ...
"Die Unvollkommenen" ist nach "Die Optimierer" der zweite dystopische Science-Fiction Roman von Theresa Hannig. Es tauchen zwar viele Personen aus dem ersten Band wieder auf und zeitweise wird auch auf vorangegangene Ereignisse Bezug genommen, Vorkenntnisse sind aber nicht zwingend erforderlich.
Protagonistin ist Paula "Lila" Richter, die 2057, nach ihrem Versuch, das existierende System der Optimalwohlökonomie zu stürzen, aus der sogenannten "Verwahrung" (ein künstliches Koma) wieder in die Gesellschaft integriert werden soll. Das heißt nicht, in die Freiheit entlassen, sondern in einem sehr strikten Internat eine andere Art von Gefangenschaft fortzusetzen. Lila kann fliehen, doch Samson Freitag, Präsident der Bundesrepublik Europa, KI und ihr Erzfeind findet sie und macht ihr ein Angebot, das sie nicht ablehnen kann.
Der Roman ist vollständig aus Lilas Perspektive geschrieben. Das ist vor allem zu Beginn sehr interessant und praktisch, weil der Leser mit ihr zusammen alle wichtigen Ereignisse und Neuerungen seit ihrer Verwahrung kennenlernt. In diese unbegreifliche und manchmal auch komplexe Zukunft einzutauchen, wird für die Leser*innen so leichter. Außerdem kann man sich sehr gut in Lila hineinversetzen, weil ihre Verzweiflung und Trauer greifbarer werden. Hieraus leite ich aber direkt auf einen Kritikpunkt über: an vielen Stellen wirkte Lila auf mich zu abgeklärt. Ihr Leben steht permanent auf dem Spiel und die Bewusstheit dessen war teilweise nicht überzeugend. Normalerweise ist mir eine starke, rationale Protagonistin immer lieber, als eine hysterische Person, paralysiert vor Panik. Hier wurde für meinen Geschmack allerdings kein guter Mittelweg gefunden.
Die Nebencharaktere sind sehr unterschiedlich gestaltet, was mir gut gefallen hat. Bei vielen weiß man nicht, woran man ist, ob man ihnen vertrauen kann und was ihre eigenen Motive sind. Das hat einen spannenden Aspekt in die Geschichte gebracht. Der zu Beginn des Buches wichtigste Nebencharakter war in der Mitte allerdings kaum noch vorhanden, bevor er zum Finale wieder wichtig wurde. Das wirkte nicht authentisch auf mich, er war zu sehr ein Instrument des Storytelling, als dass Lilas Beziehung zu ihm glaubhaft war.
Allgemein hat mir die erste Hälfte des Buches sehr viel besser gefallen. Es werden interessante dystopische Aspekte eingebracht und die Handlungen rund um die Flucht und Samsons Angebot sind stringent. Ab einem gewissen Punkt jedoch waren viele Gespräche, die Lila geführt hat, einfach nur wirr und viele Aktionen nicht mehr nachvollziehbar oder zur Situation passend. Hier ist der rote Faden ein wenig verloren gegangen, worunter für mich auch die Spannung beim Lesen gelitten hat. Am Ende gab es allerdings nochmal ein aufregendes Finale mit dessen Ausgang ich nicht gerechnet habe. Da mich die Geschichte vorher jedoch bereits ein wenig verloren hat, konnte ich auch von den letzten Handlungen im Buch nicht mehr alle nachvollziehen.
Schade ist außerdem, dass der spannende Aspekt "Roboterrechte", also Gleichberechtigung, Freiheit, Selbstbestimmung, sowie der Kampf gegen biologische Menschen zwar angerissen, aber nicht besonders weit ausgeführt wird. Hier ist einerseits etwas Potenzial verlorengegangen, andererseits könnte man, bezugnehmend auf meine vorherige Kritik, auch darauf verzichten, weiter von der Hauptgeschichte abzuschweifen. Eventuell ein verheißungsvoller Grundstein für ein separates Buch?
Insgesamt hatte die Autorin eine wirklich vielversprechende Idee für den zweiten Teil. Insbesondere die neuen Technologien, deren praktischer Nutzen aber auch die Gefahr für unsere Privatsphäre waren interessant geschildert und haben zum Nachdenken angeregt. Leider konnte ich später aber kaum noch nachvollziehen, was wer warum tut. Durch einige Szenen, die keine Relevanz für die Hauptgeschichte hatten, ist der rote Faden zwischenzeitlich stark verschwommen. Somit komme ich zu 3 von 5 Sternen.
Bei diesem Buch handelt es sich um die Fortsetzung der Dystopie "Die Optimierer". Für mich war sie leider deutlich schwächer als der erste Band.
Lila wacht nach fünf Jahren Koma, der sog. Verwahrung, ...
Bei diesem Buch handelt es sich um die Fortsetzung der Dystopie "Die Optimierer". Für mich war sie leider deutlich schwächer als der erste Band.
Lila wacht nach fünf Jahren Koma, der sog. Verwahrung, auf und muss sich in einer für sie fremd gewordenen Welt und einem unbekannten neuen Lebensalltag zurecht finden. Gemeinsam mit ihr lernt man nach und nach das Leben in der Optimalwohlbevölkerung kennen. Alle Bürger sind optimiert und Leben in Frieden Seite an Seite mit den Robotern zusammen.
Blickt man jedoch hinter die Kulissen sieht es schon ganz anders aus. Sinnestäuschungen, Überwachung und Manipulation sind das wahr Geheimnis des Friedens. Die Themen hier waren gut gewählt und als Leser sieht man sich mit verschiedenen Fragen konfrontiert: Wie viel Macht sollte den KI gegeben werden? Wie viel Roboter und Technik unterstützen unseren Alltag tatsächlich und ab wann geben wir uns selbst dadurch auf? Alles interessante Ideen, deren Fragen geklärt werden wollen.
Leider hat das Buch einen großen Kritikpunkt. Das Ende! Obwohl sich über die vielen Kapitel mehr und mehr Spannung aufbaut versandet am Schluss alles. Statt einem großen Höhepunkt werden die letzten Abschnitte viel zu schnell abgehandelt und ein gutes Ende sieht anders aus. Vorhersehbar, langweilig und komplett unglaubwürdig. Das Verhalten der Protagonisten wird in keinster Weise erklärt und es gibt zu viele offene Fragen, die letztendlich nicht geklärt werden. Ich war leider extrem enttäuscht!
"Die Unvollkommenen" von Theresa Hannig, kann als Fortsetzung von "Die Optimierer", oder aber auch einzeln gelesen werden. Auch ohne Kenntnisse der Vorgeschichte, kommt man hier super leicht in die Geschichte ...
"Die Unvollkommenen" von Theresa Hannig, kann als Fortsetzung von "Die Optimierer", oder aber auch einzeln gelesen werden. Auch ohne Kenntnisse der Vorgeschichte, kommt man hier super leicht in die Geschichte rein und Zusammenhänge werden ausreichend erklärt. Vorsicht jedoch: Wenn ihr vor habt, "Die Optimierer" auf jeden Fall noch zu lesen, dann solltet ihr dies zuerst machen, da ihr euch sonst spoilert.
Bundesrepublik Europa, im Jahr 2057. Lila hat die letzten 5 Jahre, ihre Strafe wegen Hochverrats in der Verwahrung verbracht. Nun hat sie die Chance auf Bewährung, die sie in einem Internat in Kühlungsborn absitzen muss.
Dort trifft sie auf Eoin Kophler, mit dem sie die gemeinsame Flucht wagt.
Doch einmal aus dem Internat, verläuft alles ganz anders als geplant.
Samson Freitag wird inzwischen wie ein Gott verehrt und weis über alle Dinge Bescheid.
Und er braucht Lilas Hilfe.
Meine Meinung
Ich kam, wie beim ersten Teil, sehr leicht rein in die Geschichte. Der Schreibstil ist sehr angenehm zu lesen und man kann schnell in das Geschehen eintauchen.
Das Buch startet recht spannend, die Geschehnisse im Internat sind sehr... hypnotisierend dargestellt. Man muss immer an das Schlaraffenland denken. Diesen Abschnitt fand ich sehr spannend. Leider nimmt die Spannung im Laufe der Geschichte eher ab, als zu. Ich hätte mir gewünscht, dass die Handlung etwas zügiger vorangeht und dadurch ein wenig mehr auf einzelne Geschehnisse eingegangen wird.
Zwischendurch zieht es sich etwas und am Ende wirkt es zu schnell hingezimmert.
Die Ideen sind trotzdem sehr gut und es werden auch wichtige Punkte angesprochen. Aber so richtig überzeugen konnte mich das Ganze leider nicht.
Der erste Band bleibt bei dieser Story mein Favorit, trotzdem würde ich auf einen dritten Teil hoffen. Allein schon wegen dem Ende von diesem Teil.
Nach fünf Jahren wacht Lila aus einem künstlich eingeleiteten Koma auf und findet sich in einem luxuriösen Internat für Häftlinge wieder. Sie hat fünf Jahre ihres Lebens ...
Spoilerfreie Rezension!
Inhalt
Nach fünf Jahren wacht Lila aus einem künstlich eingeleiteten Koma auf und findet sich in einem luxuriösen Internat für Häftlinge wieder. Sie hat fünf Jahre ihres Lebens verloren, die sie niemals wiederbekommt. Obwohl es im Internat Essen und Zerstreuung im Überfluss gibt, sind Lila die Regeln dort zuwider und sie fühlt sich wie eine Gefangene. Gemeinsam mit einem Mithäftling plant sie ihre Flucht. Dann findet sie etwas Schreckliches heraus: Ihr ehemaliger Freund Samson Freitag wird mittlerweile als Gott verehrt und herrscht über die Menschheit. Für Lila steht fest, dass er aufgehalten werden muss – und zwar von ihr…
Übersicht
Einzelband oder Reihe: zweiter Teil einer Dilogie; momentan sind keine weiteren Teile geplant, aber die Autorin hat in der Leserunde zukünftige Fortsetzungen nicht ausgeschlossen
Verlag: Bastei Lübbe
Seitenzahl: 400
Erzählweise: Figuraler Erzähler, Präteritum, selten Präsens
Perspektive: weibliche Perspektive (Lila)
Kapitellänge: sehr kurz bis mittel
Tiere im Buch: ♥ Es werden im Buch keine Tiere verletzt, gequält oder getötet. Im Gegenteil, in der Optimalwohlökonomie ist es sogar verboten, Fleisch zu essen.
Warum dieses Buch?
Da mich der erste Band, „Die Optimierer“, vor einigen Jahren absolut begeistern konnte, war für mich die Fortsetzung natürlich ein Must-read, an dem kein Weg vorbeiführte!
Meine Meinung
Einstieg (♥)
Der Einstieg ist mir wieder schnell und gut gelungen, was zu einem großen Teil sicher am angenehmen, mir schon bekannten Schreibstil und an der Hauptfigur, die wir im ersten Band bereits kurz kennenlernen durften, lag. Ich habe das Internat auf den ersten Seiten gerne gemeinsam mit Lila erforscht und über die Erfindungen in der Zukunft gestaunt.
Schreibstil (♥)
Mit ihrem unglaublich angenehmen, flüssigen Schreibstil konnte mich Theresa Hannig wieder absolut überzeugen. Sie schreibt so anschaulich, prägnant und auf den Punkt, dass man nur so durch die Seiten fliegt und man trotzdem alles genau vor sich sehen kann. Dabei geht sie jedoch auch niemals zu sehr ins Detail. Gefühle werden eindrucksvoll und greifbar geschildert, so dass sie intensiv bei den LeserInnen ankommen. Viele glaubwürdige Dialoge lockern die Geschichte auf und sorgen für Lebendigkeit. Auch mit gelungenen Vergleichen und Metaphern kann die Autorin in diesem Band wieder punkten.
„Die zuckenden Schatten der Lampen ließen die Bäume lebendig erscheinen, als hielten sie nur still, solange sie beobachtet wurden, um sich im nächsten Moment auf die ungebetenen Gäste zu stürzen.“ Seite 116
Inhalt, Themen, Botschaften & Ende (+/-)
„‘Es wäre nicht schlimm,‘ sagte er, ‚die Maschinen wie Maschinen zu behandeln, wenn sie nicht leiden würden wie Menschen.‘“ Seite 323
Leider schwächelt bei dieser Fortsetzung der Plot. Die Geschichte braucht lange, bis sie ins Rollen kommt und plätschert meiner Meinung nach über weite Strecken träge dahin, ohne dass etwas Nennenswertes passiert. Vieles war mir zu lang gezogen, die Geschichte scheint sich manchmal im Kreis zu drehen und nicht so recht vom Fleck zu kommen. Hier hätte ich mir gewünscht, dass das Tempo angezogen und manche Stellen gekürzt worden wären. Zusätzlich habe ich mir erhofft, dass die Unvollkommenen eine größere Rolle im Buch einnehmen, als sie es schlussendlich taten. Da meine Erwartungen sehr hoch waren, weil mich „Die Optimierer“ absolut überrascht und begeistert hat, hat mich dieser Band leider insgesamt enttäuscht. Meiner Meinung nach ist er definitiv schwächer als der erste Roman, was sehr schade ist. Wer den ersten Band noch nicht gelesen hat, dem würde ich diesen übrigens wärmstens ans Herz legen – den muss man – im Gegensatz zur Fortsetzung – auf jeden Fall gelesen haben.
Überhaupt nicht überzeugen konnten mich leider dieses Mal manche Entwicklungen im Mittelteil und vor allem das Ende. Es war zwar wieder überraschend (wie in Band 1), aber leider auf keine Weise, die mir gefallen hat. Der Schluss war mir viel zu offen, zu viele Fragen blieben unbeantwortet. Am meisten gestört hat mich jedoch, dass es sehr konstruiert, abgedreht und unglaubwürdig wirkte. Manche Figuren verhielten sich meiner Meinung nach unerwartet und unpassend – so als hätte ich 100 Seiten übersprungen und eine ganz entscheidende Charakterentwicklung überlesen.
Dennoch gab es natürlich auch wieder Aspekte, die mir sehr gut gefallen haben. Zum einen gelingt es Theresa Hannig wieder hervorragend, uns in eine faszinierende Welt in der Zukunft zu entführen: Roboter sind inzwischen von Menschen nicht mehr zu unterscheiden, selbstfahrende Autos bringen die Menschen sicher von A nach B. Gefühle lassen sich mithilfe von Emochips manuell einstellen, wodurch psychische Krankheiten wie Depressionen endlich „geheilt“ werden können. Immer wieder stellt man sich unweigerlich die Frage, ob es sich bei der „Optimalwohlökonomie“ um eine Dystopie oder eine Utopie handelt, da sie doch beides – wunderbare Sonnenseiten und erschreckende Schattenseiten – verbindet. Zahlreiche hochinteressante Details wollen entdeckt werden, kleine Anspielungen und „Easter Eggs“ versüßen den LeserInnen die Lektüre.
Bei der Behandlung ihrer Kernthemen geht die Autorin wieder in die Tiefe. Die größte Stärke des Buches sind auch dieses Mal wieder die spannenden philosophischen und moralischen Fragen, die bei der Lektüre aufgeworfen werden und die einen zum Nachdenken und Grübeln bringen. Was macht uns Menschen eigentlich menschlich? Sollen Roboter, die ein Bewusstsein entwickeln, Menschenrechte erhalten? Sind simulierte Emotionen „unechter“ als unsere natürlichen, auch wenn sie sich ebenso intensiv anfühlen?
Protagonistin (+/-)
Lila haben wir schon in Band 1 kennengelernt; auch in diesem Buch war sie mir wieder sympathisch. Sie ist eine starke, intelligente Frau, die für ihre Ideale kämpft. Ich fand sie gut ausgearbeitet, ihr Verhalten (meist) glaubwürdig und konnte ihre Gefühle gut nachvollziehen. Trotzdem war da zwischen mir und ihr ständig eine seltsame Distanz, die ich das ganze Buch über nicht überbrücken konnte. Deshalb fiel es mir auch schwer, mit ganzen Herzen mit ihr mitzufühlen und mitzufiebern.
Figuren (+/-)
„‘Einsamkeit ist wie eine Krankheit. Nur umgekehrt. […] Wer einsam ist, steckt andere an, indem er sich von ihnen fernhält.‘“ Seite 322
Auch viele der anderen Figuren blieben mir fremd (Anna und der Homunculus sind hier sicher eine Ausnahme, die beiden sind toll!), auch wenn sie an sich liebevoll gezeichnet sind. Mir fehlte eine bestimmte Wärme bei ihnen, sie wirkten seltsam unterkühlt. Besonders mit Eoin konnte ich mich überhaupt nicht anfreunden. Während er mir am Beginn noch latent unsympathisch war, konnte ich ihn am Ende des Buches nicht mehr ausstehen, weil er oft so unberechenbar und egoistisch ist und weil man bei ihm nie weiß, woran man ist.
Spannung & Atmosphäre (-)
Dieses Mal fehlten mir leider über weite Strecken diese kafkaeske Grundstimmung und die subtile Spannung, die „Die Optimierer“ durchzogen hat. Der Spannungsbogen wird zwar immer wieder in einzelnen Szenen / Abschnitten aufgebaut, bricht aber nach einigen Seiten stets wieder ein, was sehr schade ist. Aus diesem Grunde (und im Vergleich zum ersten Teil) fühlte sich das Buch deshalb insgesamt etwas langatmig an. Ich habe das Buch zwar gerne gelesen, aber ich konnte es auch immer wieder mal tagelang beiseitelegen, weil es keinen richtigen Sog auf mich ausgeübt hat. Leider!
Feministischer Blickwinkel (♥)
Hier gibt es nichts zu kritisieren. Im Gegenteil, Lila ist eine starke Frau und traditionelle Rollenbilder werden immer wieder gebrochen, zum Beispiel, wenn Eoin kocht und Lila sich bekochen lässt. Zudem erinnert uns die Autorin im Buch, dass das Wort "Klassiker" kein Synonym für "Literatur, die von Männern geschaffen wurde" ist. Das kann man schließlich schnell vergessen, denn: Frauen werden bei den Kanonbildung ja leider immer noch sehr gerne übersehen und außen vor gelassen. Das ist schade, weil uns auf diese Weise so viel entgeht!
Mein Fazit
„Die Unvollkommenen“ ist eine Fortsetzung mit Stärken und Schwächen, die insgesamt aber deutlich schwächer ist als der erste Band und mich deshalb leider etwas enttäuscht hat. Die Autorin punktet zwar mit ihrem unglaublich angenehmen, prägnanten und anschaulichen Schreibstil, durch den sich das Buch schnell lesen lässt, konnte mich jedoch mit ihrer Hauptfigur leider nicht erreichen. Obwohl Lila sympathisch und gut ausgearbeitet ist, war da eine gewisse Distanz zwischen ihr und mir, die ich bis zum Ende des Buches nicht überbrücken konnte. Die Nebenfiguren wirkten teilweise (nicht alle!) ebenfalls seltsam unterkühlt, weswegen ich nicht richtig mit ihnen mitfühlen und mitfiebern konnte. Das Buch wirft zwar hochinteressante moralische und philosophische Fragen auf, die einen zum Nachdenken bringen, enttäuscht aber leider mit einem zu offenen, abgedrehten und unglaubwürdigen Ende und einem Plot, der dahinplätschert und nicht richtig in Schwung kommt. Die Geschichte wirkte auf mich leider oft zu lang gezogen, die subtile Spannung und kafkaeske, düstere Stimmung des Vorgängers fehlten mir. Kurz: „Die Unvollkommenen“ ist eine faszinierende, tiefgründige, aber auch lang gezogene Dystopie mit Schwächen, die man (im Gegensatz zum brillanten ersten Teil!) nicht unbedingt gelesen haben muss.
Sollte ein weiterer Band der Reihe erscheinen, werde ich diesem sicher noch eine Chance geben – dass der aktuelle Roman nicht so richtig meinen Geschmack getroffen hat, finde ich nicht schlimm. Ich hoffe darauf, dass mir die Fortsetzung wieder besser gefällt!
Inhalt:
"Die Unvollkommenen" von Theresa Hannig ist die Fortsetzung von von dem ersten Teil "Die Optimierer". Man kann die Fortsetzung auch lesen, wenn man den ersten Teil nicht kennt.
Nachdem Lila ...
Inhalt:
"Die Unvollkommenen" von Theresa Hannig ist die Fortsetzung von von dem ersten Teil "Die Optimierer". Man kann die Fortsetzung auch lesen, wenn man den ersten Teil nicht kennt.
Nachdem Lila 5 Jahre in der Verwahrung verbracht hat, wird sie in die Villa Baltic gebracht, das ein luxuriöses Gefängnis ist. Doch bald darauf lernt sie Khopler, der zuerst sehr sympathisch wirkt, kennen und flüchtet mit ihm aus dem Gefängnis.
Meinung:
Das Cover des Buches finde ich wirklich sehr ansprechend, vor allem da es ein Cover ist, das man nicht so oft sieht. Die Geschichte war für mich von Anfang an spannend und wirklich gut zu lesen, da der Schreibstil flüssig war. Auch wenn ich den ersten Teil nicht gelesen habe, habe ich alles verstanden und nachvollziehen können. Mit Lila zusammen habe ich ihre Welt kennengelernt, in der es viele Roboter, die Integration durch Chips und Samson, der von allen wie ein Gott verehrt wird, gibt. Das System dieser Optimalbevölkerung war wirklich sehr faszinierend, denn es hat das Leben der Menschen verbessert und den Frieden bewahrt. Aber der Frieden wurde eigentlich nur durch totale Überwachung bewahrt. Lila musste sich erstmal in der ganzen Situation zurecht finden, weil sich viel in den 5 Jahren verändert hat, was sie ja nicht mitbekommen hat. Das Buch gibt sehr viel Stoff zum nachdenken und wirft auch viele Fragen auf. Könnte es sein, dass es bei uns auch mal so sein wird? Die Spannung steigt als sie mit Khopler in Hornstein ist, weil sie dort auch noch mit Böser redet, den sie versucht hat umzubringen und deswegen dann in die Verwahrung kam. Dort lernt sie auch die Verehrer von Samson näher kennen und findet es von Anfang an sehr merkwürdig, warum er so verehrt wird. Sehr erschreckend war allerdings, dass Samson auch mit ihnen in ihren Gedanken reden konnte, da das den Integrierten kaum Privatsphäre lässt. Es gibt einige Überraschende Wendungen und viele Denkanstöße. Die Idee der Geschichte hat mir aber wirklich gut gefallen. Der letzte Teil des Buches hat mir allerdings nicht so gut gefallen, weil es ein viel zu offenes Ende war und ein bisschen schwer zu glauben ist. Außerdem gibt es ein paar Szenen, die dann nicht mehr aufgegriffen und erklärt wurden, sondern einfach so stehen bleiben, sodass man sich fragt, was genau das bedeuten sollte. Leider soll kein weiterführender Band veröffentlicht werden.
Fazit:
"Die Unvollkommenen" ist ein ein Buch mit vielen Denkanstößen und einer faszinierenden Welt. Die Spannung ist fast im gesamten Buch vorhanden, nur das lässt einem zu wünschen übrig. Insgesamt ist es aber ein lesenswertes Buch.