Lügen
„Das Ich, das ich bin, ist nicht mehr das Ich, das ich war. Ebenso wie das Ich, das ich bin, nicht das Ich ist, das ich sein werde.“
Evan Hansen ist nicht der beliebteste Schüler an seiner Schule. Eher ...
„Das Ich, das ich bin, ist nicht mehr das Ich, das ich war. Ebenso wie das Ich, das ich bin, nicht das Ich ist, das ich sein werde.“
Evan Hansen ist nicht der beliebteste Schüler an seiner Schule. Eher ist es so, dass er nicht gesehen wird, wenn er durch die Flure schleicht. Als Evan als Aufgabe für seinen Therapeuten einen Brief an sich selbst schreibt und ausdruckt, gerät der Connor Murphy in die Hände. Dem Connor Murphy, der sich später das Leben nimmt und dabei immer noch Evans Brief in der Tasche hat, der nun als Abschiedsbrief gehandelt wird. Anstatt das Missverständnis aufzudecken, lebt Evan von nun an die Lüge, dass er und Connor Freunde waren. Damit gibt er Connors Familie Trost und wird auf der Schule plötzlich der Junge, der mit Connor befreunde war und deshalb interessant ist. Doch wie lange kann Evan diese Lüge aufrecht erhalten?
Evan Hansen macht in dieser Geschichte wirklich alles falsch. Zugutehalten muss man ihm, dass er es nicht aus Bosheit macht, sondern um Connors Familie ein neues Bild ihres Sohnes und Bruders zu vermitteln. Doch je weiter die Lügen gehen, umso tiefer verstrickt sich Evan eben auch in ein Geflecht aus Beliebtheit: Schließlich war er der einzige Freund Connors, so denken seine Mitschüler. Das Buch zeigt aber auch schön, wie es Jugendlichen wie Evan tief drin wirklich geht. Die Einsamkeit, die Gedanken um Tod, die depressiven Stimmungen. All das verkörpert Evan eben auch. Und da ist es nur zu verständlich, dass er sich in seiner neuen Beliebtheit sonnt – einer Beliebtheit, die leider so schnell vergeht wie sie gekommen ist.
„Dear Evan Hansen“ ist das Buch zu einem recht bekannten amerikanischen Musical. Das Thema ist gut gewählt, da es – gerade in den USA – in den letzten Jahren wohl verstärkt zu Selbstmorden Jugendlicher gekommen ist, die halt nicht beliebt waren. Es ist ein trauriges Thema, auch wenn Evan mich oft zum Schmunzeln gebracht hat.
Ein Jugendbuch mit einer ernsten Botschaft und irgendwie auch mit der Aussage, dass man nicht aufgeben darf, sondern den Schmerz hinnehmen soll und weitermachen muss.