Ich hab das Buch beim Stöbern im Buchladen entdeckt, es ist mir auf Grund des Covers aufgefallen, das mich irgendwie gleich begeistert hat.
Und das Buch hat dann tatsächlich auch das gehalten, was ich mir erhofft hatte. „Mauersegler“ erzählt eine sehr interessante Familiengeschichte, die 1926 mit dem Zusammentreffen von Marianne und Rosanne im Internat beginnt. Und diese Familiengeschichte ist spannend bis zum Schluss des Buches. Zwei junge Frauen, die entgegen aller Konventionen Pilotinnen werden und Auftragsflüge meistern, die sich über alle Regeln hinwegsetzen und bis zur Machtübernahme der Nazis ein unbeschwertes Leben leben. Wir erleben mit, wie sie ihren Traum verwirklichen, wie Marianne einen Mann an ihrer Seite hat, den sie meint zu kennen und der sich dann doch so sehr verändert. Wir erleben mit, welche Einschränkungen Frauen während des Aufblühens des Nazi-Regims dann auf einmal wieder auferlegt werden, wie die Rechte eingeschränkt werden. Der Paragraph der Fortpflanzungsverweigerung war für mich der absolute Hammer. Frauen, die sich während der NS-Zeit weigerten, so viele Kinder wie möglich in die Welt zu setzen, konnten schuldig geschieden werden. Die Represalien, die Unsicherheit, die Angst – auch in der Ehe, waren verstörend und machten während des Lesens betroffen.
Zu dem sehr interessanten Vergangenheitsstrang gab es noch den der heutigen Zeit, in dem eine junge Frau, die mit sich nichts anzufangen weiß, auf diese Familiengeschichte stößt, sich dafür interessiert und schließlich einem Geheimnis auf die Spur kommt.
Für mich muss ich sagen, dass mir der „historische“ Strang bei weitem besser gefallen hat als der der heutigen Zeit. Er hätte auch, von meiner Seite her gesehen, viel ausführlicher dargestellt werden können. Das liegt auch im großen Teil daran, das mir Juliane, die Hauptprotagonistin des Erzählstrangs aus der heutigen Zeit nicht gerade symphatisch war. Sie tat mir leid, weil ihr Freund ihr echt unschön mitgespielt hat, aber sie stieß mich mit ihrer Art und Weise ab. Einen erlernten Beruf nicht ausüben zu wollen, weil man es einfach nicht kann und unglücklich ist, kann ich nachvollziehen. Aber mit seinem Leben dann gar nichts anzufangen, ziellos in den Tag hineinzuleben, das ging mir dann doch sehr auf die Nerven. Ihre Art und Weise ging überhaupt. Da haben mir die anderen Figuren weitaus besser gefallen, ganz besonders Johann, der wunderbar charakterisiert war.
Wenn ich das Buch jetzt bewerte, würde ich für den Erzählstrang der Vergangenheit 5 Sterne vergeben, für den der Gegenwart 2,5 Sterne. ... macht insgesamt für das Buch runde 4 Sterne.