»Mit zwölf Jahren wurde mir schlagartig klar, dass ich nie durch Anmut überzeugen würde.« Charly Benz.
Wie gestaltet man sein Leben, wenn man zwei linke Hände, eine demolierte Seele und jede Menge Probleme hat? Eine hinreißende Tiefstaplerin, der man nicht so ganz trauen kann, führt uns durch den neuen Roman von Verena Roßbacher.
Mit unverbrüchlichem Optimismus und irre gut gelaunt strauchelt Charly Benz seit 43 Jahren durch ihr Leben. Sie arbeitet im Marketing einer Berliner Foodcompany, ernährt sich von angebrannten Croissants und bespricht ihre Beziehungsprobleme – die darin bestehen, dass sie keine Beziehung hat – mit ihrem einzigen Freund: Herr Schabowski, ein sechzigjähriger Mann, der ihre Post und Ängste sortiert. Doch als dieser eine tödliche Diagnose erhält, ihr erster Versuch einer Systemischen Familienaufstellung in einem Debakel endet und plötzlich gleich drei Männer ihr Leben gehörig durcheinanderbringen, verlässt Charly allumfassend der Mut. Den sollte sie schleunigst wiederfinden, sie ist nämlich schwanger. Sie und Schabowski beschließen, ihre Probleme proaktiv anzugehen: Sie flüchten. Und zwar nach Bad Gastein, ein ehemals mondäner Kurort im Südwesten Österreichs. In einem leerstehenden Hotel der Jahrhundertwende, das einst Charlys Vater gehörte, stellen sie fest: Man kann sich die Menschen, mit denen man verwandt ist, nicht aussuchen – seine Familie aber schon.
Dieses Buch hat 2022 den Österreichischen Buchpreis gewonnen, das hat mich neugierig gemacht. Es ist in einem eigenwilligen Schreibstil geschrieben und ich habe ein bisschen gebraucht, um reinzukommen, ...
Dieses Buch hat 2022 den Österreichischen Buchpreis gewonnen, das hat mich neugierig gemacht. Es ist in einem eigenwilligen Schreibstil geschrieben und ich habe ein bisschen gebraucht, um reinzukommen, aber dann hat es mich nicht mehr losgelassen. Es geht um Charly, die scheinbar unbekümmert ihr Leben lebt, lange nicht erwachsen werden will und sich lange auf niemanden so wirklich einlässt... bis mehrere Männer in ihr Leben kommen, sie mit 43 Jahren auf einmal überraschend schwanger wird, ihr Vater stirbt und noch so einiges ihr Leben auf den Kopf stellt und sie wachsen und reifen lässt - ohne dabei den ihr eigenen, liebenswerten Humor zu verlieren. Es gibt gar nicht so viele Entwicklungsromane, die eine Frau im Zentrum haben, noch dazu eine nicht mehr ganz junge... auch das macht dieses Buch besonders. Auf jeden Fall ein besonderes, herausstechendes Leseerlebnis, das noch länger nachwirken wird, und erfrischend anders als viele andere Bücher.
Nun sitze ich hier (nachdem ich die 4 Mon Chéri gegessen und das Glas Sekt getrunken habe) und versuche meine Gedanken zu diesem außergewöhnlichen Roman zu sortieren - super Plan diese Reihenfolge, merke ...
Nun sitze ich hier (nachdem ich die 4 Mon Chéri gegessen und das Glas Sekt getrunken habe) und versuche meine Gedanken zu diesem außergewöhnlichen Roman zu sortieren - super Plan diese Reihenfolge, merke ich gerade. So würde es Charly Benz, die Protagonistin, wohl auch machen, jedoch wäre mindestens ein zweites Glas und eine Menge karzinogener Substanzen, wie indianische Zigaretten und verkohlte Croissants, mit am Start. Charly ist die Königin des gelebten Chaos, der Stellvertreterkriege, der Postangst und mit ihren 43 Jahren seit über 20 Jahren ‘frühvergreist’ und weit davon entfernt ihre kindlichen Verhaltensmuster an den Nagel zu hängen und das Leben, geschweige denn sich selber, ernst zu nehmen und hat ein erhebliches Problem damit sich mit Müsliriegeln zu identifizieren, aber das ist beruflicher Natur. All das hat sie, soweit möglich, gut im Griff, insbesondere ihre Postangst, denn dafür hat sie den ‘Postengel’, ihren Postverwalter Herrn Schabowski, der weit mehr als nur Ordnung in ihre Unterlagen bringt. Es könnte alles so ruhig und einsam, leer, gefrustet und mit unterirdischem Selbstwert weitergehen, wären da nicht eine Familienaufstellung, eine tödliche Diagnose, drei Männer, eine Schwangerschaft und ein Erbe. Charly und Herr Schabowski beschließen die Einschläge in ihre Blasen und Komfortzonen proaktiv anzugehen und finden überraschende, besondere Wege, die unter anderem ihren Stand auf der Esoterikskala steigen lassen, aber vor allem lernen sie sich selbst neu kennen und mit Achtsamkeit und Respekt ihren demolierten Seelen zu begegnen.
Für diesen Roman spreche ich eine ganz klare Leseempfehlung aus. Die Figuren sind eine bunte Mischung, mal nervig, skurril, lähmend, liebenswert, außergewöhnlich, großartig, vielseitig, chaotisch und einfach toll. Die 503 Seiten sind sehr kurzweilig, kaum und nur wenige Längen, diese jedoch ganz bewusst, denn sonst wäre es nicht Charly, wenn sie uns ihr Leben kurz und simpel erzählen würde. Die Sprache mochte ich sehr, die Autorin hat ein Händchen für gelungene Wortwahl, vor allem hat sie eine riesige Palette an Humor jeglicher Form und Art und ein Gespür für die Entwicklung ihrer Figuren. Ich bin mir sicher, dass dieser Roman etwas polarisiert, man liebt oder hasst ihn, ich glaube allzu viel Grau gibt es nicht dazwischen. Ich liebe ihn und seit dem Beenden des Romans fehlt mir etwas, das Zuklappen des Buches fiel mir schwer, ich wollte mich noch nicht trennen. Ich habe Tränen gelacht und Tränchen vergossen aus Rührung und Mitgefühl, ich bin in die Geschichte und in Charly’s Leben in Berlin eingetaucht und damit auf einer Achterbahn gelandet.
Lest es und lasst euch mitnehmen auf ein ganz besonderes Abenteuer.
Ein ganz klares Highlight im Frühjahr für mich.
Mon Chéri von Verena Rossbacher aus dem #kiepenheuerundwitsch Verlag
❤️🩹
Ein Buch über Außenseiter. Ich mag Außenseiter und Geschichte über sie. Ich mochte dieses Buch…aber eigentlich wollte ich es lieben.
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Tja, ...
Mon Chéri von Verena Rossbacher aus dem #kiepenheuerundwitsch Verlag
❤️🩹
Ein Buch über Außenseiter. Ich mag Außenseiter und Geschichte über sie. Ich mochte dieses Buch…aber eigentlich wollte ich es lieben.
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Tja, zwei drei Dinge haben mir nicht so gut gefallen.
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Teilweise empfand ich Sätze als etwas zu kompliziert bzw. störend für den Lesefluss formuliert.
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Manches war mir zu schachtelig.
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Es gab Zeitsprünge von einem Kapitel zum nächsten. Ohne Vorwarnung. Nicht schlimm aber auch nicht toll, ihr wisst vielleicht, was ich meine 😉
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Irgendwie hat mich die Geschichte zwischendurch auch mal verloren. Interesse war verflogen. Konnte aber nachher wieder geweckt werden.
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In dem Buch geht es um Leben und Sterben. Sensibel umgesetzt. Das fand ich gut.
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Aber manche Aspekte wurden nur gestreift. Wie konnte das passieren? Wurde von der Autorin im Nebensatz erklärt.
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Dafür beschreibt sie eine Geburt über mehrere Kapitel. Das Thema lag ihr wohl am Herzen.
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Also einmal werde ich als Lesende im Trüben gelassen und bei dem Thema Geburt total mitgenommen. Aber sehr individuell.
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Kann die große Begeisterung von anderen nicht teilen.
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Wie gesagt, dass Buch hat mir gefallen… aber ich habe es nicht geliebt.