Verhalten der Protagonisten eher fraglich - schöne Wendungen!
Nach dem super fiesen Cliffhanger im ersten Band war ich nun umso gespannter auf die Fortsetzung von Gia und Rush’s Geschichte. Die Autorinnen lassen den Leser in „Rebel Heart“ zum Glück auch nicht lange ...
Nach dem super fiesen Cliffhanger im ersten Band war ich nun umso gespannter auf die Fortsetzung von Gia und Rush’s Geschichte. Die Autorinnen lassen den Leser in „Rebel Heart“ zum Glück auch nicht lange warten, denn der zweite Band knüpft direkt an den Ersten an.
Auch in der Fortsetzung wird das Thema Familie sehr groß geschrieben. Es gibt sehr viele Situationen, denen Gia und Rush gegenüberstehen, die mit ihrer Familie zusammenhängen. Hier wird nicht von der typischen „Bilderbuchfamilie” erzählt, sondern die Autorinnen haben einen sehr realistischen Weg gefunden, die beiden Familien darzustellen. Vom jüngsten Mitglied der Familie, welches sich als Sorgenkind entpuppt, bis zum kaltherzigen Halbbruder, ist alles vertreten. Dieser Aspekt macht die Geschichte nicht nur super abwechslungsreich, sondern zeigt auf, dass keine Familie perfekt ist, auch wenn es nach außen hin so scheint.
Gia’s erste Reaktionen auf die Wahrheit waren für mich absolut verständlich und nachvollziehbar. Wenn ich mir auch nur ansatzweise vorstelle in ihrer Haut zu stecken, könnte ich sofort in Panik verfallen. Aus diesem Grund zolle ich ihr auch meinen größten Respekt, dass sie Anfangs relativ „gelassen“ an diese Offenbarung herangetreten ist.
Doch im Verlauf der Geschichte war für mich ein Punkt erreicht, wo mir das Verständnis für die Beiden ausgegangen ist. Wie sich Gia und Rush auch vollkommen unabhängig voneinander verhalten, war für mich teilweise echt fragwürdig. Nachdem Rush die Wahrheit über Gia und seinen Bruder erfahren hat, ging es irgendwann nur noch darum, wie er sich mit der Situation fühlt und wie er damit zurechtkommt. Natürlich steht außer Frage, dass die Wahrheit für ihn ein großer Schock gewesen ist, doch bei dieser ganzen Thematik ist mir Gia immer wieder unter gegangen.
Schließlich muss nicht nur Rush mit dieser Offenbarung zurechtkommen, sondern auch Gia, die genauso ahnungslos war, wie er. Doch wer gehofft hat, sie würde für sich und ihre Meinung kämpfen, hat weit gefehlt. Es ging die ganze Zeit immer wieder nur um Rush’s Gefühle und seinen Gemütszustand. Und da kann ich Gia’s Reaktionen einfach nicht verstehen, denn ein bisschen Egoismus gehört dazu und sei es zum Selbstschutz. Mal ganz davon abgesehen, dass ich Rush irgendwann nur noch gerne an den Schultern gepackt und mal ordentlich durchgeschüttelt hätte.
Im Verlauf hatte ich immer öfter das Gefühl, dass die Geschichte eine ganz falsche Perspektive und der Konflikt von Gia und Rush eine ganz falsche Basis einnimmt. Immer wieder kam es mir so vor, als wenn Gia einen großen Fehler gemacht hätte und sich nun bei Rush Gutstellen müsste, um diesen Fehler irgendwie wieder gut zu machen, damit Rush ihr verzeiht. Und das entspricht überhaupt nicht dem eigentlichem Geschehen, weshalb diese Darstellung für mich falsch und etwas fehl gegriffen war.
Durch dieses ganze hin und her zog sich die Thematik somit irgendwann in die Länge. Manchmal habe ich das Gefühl gehabt, als hätten die Autorinnen diesen einen Punkt verpasst, an dem sie alles hätten auflösen können. So wurden manche Passagen sehr langatmig und es war einfach alles etwas zu viel des Guten. Zu viel Drama, zu viel Unsicherheit und zu viele Gedanken. Dadurch ging irgendwann die Spannung verloren, weil ich mir von Seite zu Seite einfach nur gedacht habe: Wann löst sich dieser ganze Konflikt endlich auf?
Ein großer Pluspunkt war die ein oder andere unerwartete Wendung, die die Geschichte eingenommen hat. Gerade in Bezug auf Rush’s Familie habe ich so eine Überraschung eher nicht erwartet, weshalb ich mich umso mehr darüber gefreut habe.
Ebenfalls rührend war Rush’s Verhalten gegenüber Gia in Bezug auf das ungeborene Kind, wenn man einmal vom Vater absieht. Rush war immer für die Beiden da, hat ihnen trotz des Konfliktes jeden Wunsch von den Lippen abgelesen und hat sich wirklich liebevoll um sie gekümmert. Damit konnte er bei mir einiges retten, da er durch sein ganzes Verhalten und seine Reaktionen sehr viele Pluspunkte verloren hat.
Während ich am Anfang des ersten Bandes super begeistert von den Protagonisten war und mich sehr gut mit diesen identifizieren konnte, musste ich in der Fortsetzung leider nicht nur einmal den Kopf schütteln. Die charakterliche Entwicklung von Gia ging für mich in die vollkommen falsche Richtung und auch Rush hat mich schwer enttäuscht. Für mich hätten die Autorinnen sehr viel retten können, wenn sich die Thematik nicht ausschließlich auf die Beiden konzentriert hätte. Es waren im Verlauf verschiedene Ansätze da, die man hätte weiter ausbauen und ausführen können. Dadurch hätte die Geschichte noch abwechslungsreicher gestaltet werden können.