Ruhiges Familienporträt
Toms Welt bricht zusammen, als sein Vater seine Mutter umbringt und sich anschließend das Leben nimmt. Der 9-jährige zieht sich völlig in sein Schneckenhaus zurück, reagiert kaum auf seine Außenwelt und ...
Toms Welt bricht zusammen, als sein Vater seine Mutter umbringt und sich anschließend das Leben nimmt. Der 9-jährige zieht sich völlig in sein Schneckenhaus zurück, reagiert kaum auf seine Außenwelt und und hört auf zu sprechen.
Toms Mutter Mona hatte sich von ihrer Familie entfremdet, vermutlich, um die Misshandlungen ihres Manns zu vertuschen. Deswegen hat er zu seiner Verwandtschaft, die sich künftig um ihn kümmern soll, keine enge Bindung.
Hier haben wir Sonya, die unter ihrem unerfüllten Kinderwunsch leidet, die alleinerziehende Rosa, die in fast schon messieartigen Zuständen lebt und den Weltenbummler Will, der eher wie ein großes Kind als ein Erwachsener wirkt.
„Das Haus in der Claremont Street“ wird als viel gelobtes Debüt beworben. So eine Aussage weckt bei mir die Erwartung auf ein ganz besonderes Buch – die habe ich leider nicht bekommen.
Wiebke von Carolsfeld schreibt durchaus angenehm und bildhaft aber mir fehlte Tiefgang oder etwas, dass mich berührt. Die Geschichte beginnt mit der schrecklichen Tat, danach dümpelt sie ziellos vor sich hin. Wir begleiten die dysfunktionale Familie über mehrere Monate. Auf die verstorbene Mona wird nicht näher eingegangen. Die Geschwister erwähnen das Unglück zwar ab und an aber letztendlich ist es für sie nur ein weiterer Stolperstein in ihrem beschwerlichen Leben. Jeder macht einfach weiter und und regt sich über die selben Dinge auf, wie bevor.
Ich hätte gerne mehr mit Tom mitgelitten, aber er wird so blass dargestellt, dass ich ihn nicht wirklich greifen konnte. Seine psychischen Probleme werden einfach hingenommen und lösen sich letztendlich in Wohlgefallen auf. Dies ist sehr simpel.
„Das Haus in der Claremont Street“ ist weder langweilig, noch spannend. Es wird ohne Höhepunkte erzählt und der Stil ist sehr ruhig und unaufgeregt. Ich musste mich durch den Roman zwar nicht quälen, aber er gab mir auch keinen Anreiz darin zu lesen. Es ist eine Geschichte, die einen berieselt wie ein Fernseher im Hintergrund. So bald man das Buch beendet hat, hat man es auch schon wieder vergessen.