Cover-Bild Schicksal
(28)
  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
24,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Berlin Verlag
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: allgemein und literarisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 416
  • Ersterscheinung: 31.05.2021
  • ISBN: 9783827011862
Zeruya Shalev

Schicksal

Roman | Eine große Geschichte über Frauen, Liebe und Familie
Anne Birkenhauer (Übersetzer)

Endlich – der neue Roman von Zeruya Shalev: Der SPIEGEL-Bestseller der israelischen Star-Autorin! 
Ein Generationenroman mit aktuellen politischen Anklängen, ein großes Beispiel moderner Frauenliteratur, die zugleich Weltliteratur ist. 

Atara ist zum zweiten Mal verheiratet, mit ihrer großen Liebe, doch neuerdings scheint Alex sich immer weiter von ihr zu entfernen. Noch größere Sorgen macht ihr der gemeinsame Sohn, ein Elitesoldat, der nach dem letzten Einsatz kaum mehr das Haus verlässt. Vielleicht um ihre Familie besser zu verstehen, vielleicht um ihr zu entkommen, sucht Atara Rachel auf, die erste Frau ihres Vaters, das große Tabu in Ataras Kindheit ...
Die Idealistin Rachel scheint die Vergangenheit zu verkörpern - sie kämpfte mit dem Vater in der Untergrundmiliz gegen die Engländer und für einen israelischen Staat. Doch die Begegnung der beiden Frauen mündet in eine Katastrophe in der Gegenwart ... 

»Zeruya Shalev hat einen großen, hellsichtigen Roman geschrieben.« ttt

Ihr lang erwarteter Roman „Schicksal“ katapultierte Zeruya Shalev direkt auf die deutsche Bestsellerliste und löste einen Kritikersturm der Begeisterung aus. Denn „Schicksal“ verwebt Familiengeheimnisse und  politische Zeitgeschichte zu einer komplexen Betrachtung innerer Zerrissenheit. 

Nicht nur für Mütter und Freundinnen: ein literarisches Geschenk, das lange nachhallt 

„Schicksal“ lädt zum Diskutieren und Reflektieren ein. Es provoziert Sie zum Widerspruch und zum Hinterfragen. Doch vor allem verführt es Sie zum Lesen in einem Rutsch.

Dieses Produkt bei deinem lokalen Buchhändler bestellen

Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 08.07.2021

Kismet

0


„Die Dämpfe hüllten sich um ihren Körper wie ein aus der Flasche gelassener Geist, und es schien, als würde sie gleich schmelzen und nur eine kleine Pfütze hinterlassen, die ihre Schwiegermutter triumphierend ...


„Die Dämpfe hüllten sich um ihren Körper wie ein aus der Flasche gelassener Geist, und es schien, als würde sie gleich schmelzen und nur eine kleine Pfütze hinterlassen, die ihre Schwiegermutter triumphierend die Treppe hinunterwischen würde.“
Seit der Lektüre von „Liebesleben“ bin ich ein großer Fan der Autorin Zeruya Shalev. In ihrem Werk thematisiert sie komplizierte Liebesbeziehungen im Staat Israel. Es geht um Narrative,um das kollektive Gedächtnis in Verbindung mit nation-building, um Schuld & Sühne.
„Schicksal“ ist jedoch kein blutleeres Manifest, geschickt verbindet Shalev das Politische mit dem Privaten, indem sie zwei Frauen in das Zentrum des Geschehens stellt: Atara ist verzweifelt, da ihr Sohn das Haus nicht mehr verlässt. Der Elitesoldat ist offenkundig traumatisiert. Auch Ataras große Liebe Alex verhält sich seltsam distanziert. Atara glaubt, dass die Schwierigkeiten in ihrem Leben unmittelbar mit ihrer diffizilen familiären Vergangenheit zusammenhängen, der Gewalttätigkeit ihres Vaters Meno konnte sich Atara nie entziehen. Daher kontaktiert sie Rachel, die erste Frau ihres Vaters. Diese hatte mit dem Patriarchen vor der Staatsgründung gegen die Engländer gekämpft. Die Begegnung mit der Ex-Guerillakämpferin soll jedoch nicht zur Lösung von Ataras Problemen beitragen…

Ataras Problematik erinnert an Ja’aras Konflikte in „Liebesleben“ – Familiengeheimnisse der Vergangenheit beeinflussen mehrere Generationen, prägen die Psyche.
„Schicksal“ ist stilistisch und sprachlich jedoch ausgereifter; es gibt mehrere Ebenen& wechselnde Perspektiven; die Problematik ist komplexer, die Erzählweise der Autorin ist bildgewaltig und kraftvoll. Shalev nimmt sich Zeit, um die Geschichte zu entfalten, daher bleiben Längen nicht aus, und man muss sich als Leser konzentrieren, um alle Nuancen zu erfassen. Mich hat die Erzählung dennoch gefesselt, ich konnte auch mein Wissen erweitern, da mir die zionistische Untergrundorganisation „Lechi“ zuvor unbekannt war. „Schicksal“ ist keine Wohlfühllektüre, Zeruya Shalev lässt vieles offen. Wie im wahren Leben gibt es in diesem Roman keine einfachen Lösungen, dies macht das Buch ganz klar zu einer 5 – Sterne – Lektüre.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 06.07.2021

Rachels und Ataras Schicksal

0

Zeruya Shalev erzählt in diesem Werk aus den Lebensgeschichten von Atara und Rachel aus Israel, die lose miteinander verwoben sind.
Die 90-jährige Rachel war als junge Frau in der Lechi, einer Untergrundbewegung, ...

Zeruya Shalev erzählt in diesem Werk aus den Lebensgeschichten von Atara und Rachel aus Israel, die lose miteinander verwoben sind.
Die 90-jährige Rachel war als junge Frau in der Lechi, einer Untergrundbewegung, aktiv. Das Ziel, der Abzug der britischen Besatzungsmacht, wurde mit allen Mitteln verfolgt, Tote wurden billigend in Kauf genommen. Die Gruppe wurde aufgrund ihrer Methoden nie für ihre Taten geehrt, worüber Rachel noch heute verbittert ist. In dieser Zeit war sie mit Ataras Vater verheiratet, der sich von ihr abwendete. Atara sucht Rachel auf, um etwas über ihren Vater zu erfahren, der ihr als Kind keine Liebe entgegenbrachte, sie erhofft sich Klarheit für sich selbst.
Die Begegnungen zwischen den Frauen laufen nicht so ab, wie von Atara geplant. Alte Wunden werden aufgerissen, neue entstehen. Ataras Familienleben ist nicht ganz einfach und erfährt hier erneut einen dramatischen Wandel, der sich auch auf ihre Kinder auswirkt. Es gibt Parallelen zu Rachel Leben, wenn man sie sucht, aber im Vordergrund seziert die Autorin die Gefühlswelt Ataras auf das Genaueste.
Die Geschichte Israels wird nur am Rande gestreift, der Fokus liegt auf dem Schicksal der beiden Frauen, welches emotional und poetisch geschildert wird. Die erzählerische Qualität ist hoch und jeder Satz macht hier Freude beim Lesen, so dass man sich dem Buch kaum entziehen kann.
Es werden nicht alle offenen Fragen beantwortet, denen die Protagonistinnen nachgehen, eben ganz so, wie das Leben einem manchmal mitspielt.
Ich habe Atara und Rachel gerne kennengelernt und sie eine Weile begleitet.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 06.07.2021

Von der Illusion zum Tikkun

0

In Zeruya Shalevs neuem Roman „Schicksal“ hadern zwei Frauen mit ihrem Schicksal – und kommen sich durch eine Bedeutung aus der Vergangenheit näher. Aus jeweils wechselnder Perspektive erfährt der Leser ...

In Zeruya Shalevs neuem Roman „Schicksal“ hadern zwei Frauen mit ihrem Schicksal – und kommen sich durch eine Bedeutung aus der Vergangenheit näher. Aus jeweils wechselnder Perspektive erfährt der Leser Stück für Stück mehr aus dem dramatischen Leben der Frauen – dabei verwebt Shalev im Hintergrund die Geschichte des Israels der 1940er und der Gegenwart, sowie Politisches mit Beziehungsproblemen. Denn so zerrissen das Land ist, so verletzt sind teilweise auch die Menschen darin.

„So hatte es das Schicksal gewollt. Es hatte um diese Zeit keinen anderen Weg gegeben, nicht ins eingeschlossene Jerusalem und nicht zu Menos verschlossenem Herzen.“ S. 13

Die knapp 50jährige Mutter und Ehefrau Atara wird am Sterbebett ihres Vaters von ihm Rachel genannt – verstutzt hält sie inne, erinnert sich an ein Familiengeheimnis, an eine erste Ehe des Vaters, über die nie geredet werden durfte. Sie lässt die mittlerweile 90jährige Rachel ausfindig machen und bittet um ein Treffen. Während die ersten Begegnungen holprig verlaufen und Atara sich immer mehr in der Vergangenheit befindet, übersieht sie die Zeichen der Gegenwart – und muss einen schweren Schicksalsschlag in der Familie hinnehmen. Sie gerät in ein Gefühlschaos, hinterfragt ihre Beziehung zum Ehemann, zu ihren Kindern und zu ihrem gestorbenen gewalttätigen Vater Meno. Dieser ist die Verbindung zu Rachel, die auch mit Dämonen aus der Vergangenheit zu kämpfen hat: Mit ihrem ersten Mann Meno war sie in einer jüdischen Widerstandsorganisation gegen die britische Mandatsherrschaft in Palästina. Von dieser Lechi ist sie bis heute überzeugt, verehrt ihre Kameraden als Helden, bedauert die unterlassene hohe Ehrung von außen und erzählt ihren zwei Söhnen immer wieder davon. Doch auch hier hat ein Schicksalsschlag die Liebe entzweit und Meno hat sich von ihr abgewandt.

„Welchen Sinn hat es, eine alte Kränkung wiederzubeleben? Dieses Kapitel war aus dem Buch ihres Lebens herausgefallen. Wenn sie sich bücken würde, um es aufzuheben, könnte ihr Rücken daran zerbrechen.“ S. 48

Auf über 400 schmerzensreichen Seiten seziert Zeruya Shalev das verletzte Seelenleben ihrer zwei Protagonistinnen aufs Genaueste, blickt tief in alte und neue Wunden, in extreme Gefühle und Zerrissenheiten sowie in mögliche Fehlentscheidungen. Schuld spielt in allen Erzählsträngen eine große Rolle und die mögliche Annäherung an eine Reparatur, eine Festigung – dem Tikkun. Auf langen Autofahrten, die die auf Denkmalschutz spezialisierte Architektin Atara zu Rachel unternimmt, werden lange und sich auch wiederholende Gedankengänge eingeflochten. Atara reflektiert über ihr Mutter- und Ehefrau-Sein, aber auch über architektonische Feinheiten draußen – beides muss freigelegt, verstanden und rekonstruiert werden. Rachel dagegen hinterfragt neben Menos Verhalten vor Jahrzehnten ihre aktuelle distanzierte Beziehung zu ihren Söhnen – Jair hat sich ihr abgewandt, Amichai ist streng gläubig bei den Bratzlawer Chassiden. Und immer wieder blickt sie zurück in ihre Lechi-Zeit. Anhand dieser Konstellation und Begegnungen konstruiert Shalev ein feinfühliges, teils suggestives Bild des früheren und heutigen Israels, auch wenn die Konflikte in diesem Land eher die Hintergrundkulisse bilden.

„Will ihr abstruses Vorhaben zu Ende bringen, will eine Dokumentationsmappe zu ihrem toten Vater anlegen, will das ideale Gebäude freilegen, das, angefressen vom Zahn der Zeit, hinter allerlei Anbauten immer mehr verloren ging; sie versucht, zu seiner ästhetischen Wahrheit vorzudringen.“ S. 120/121

Lügen, Geheimnisse, Gewalt, Distanziertheit in Familie und Ehe, Trauerarbeit – in Ataras mystischem Haus in der Nähe eines Wadi wird alles episch und pathetisch auseinandergenommen und versucht, wieder zusammenzusetzen, während draußen am Wadi Schakale heulen und Krähen schnattern. An manchen Stellen ist der intensive, vielschichtige und etwas beklemmende Roman schwer zu händeln, trifft aber die Verzweiflung einer trauernden und sich suchenden Frau sehr präzise und eindringlich. Es braucht Zeit zum Entdecken beim Lesen, für die sehr klugen Verweise in alle Richtungen, die berührenden Reflektionen über Schicksal, Tod, Glaube und Beziehungen sowie die historischen und religiösen Einflechtungen. Ein spiritueller, emotional gnadenloser, zum Ende versöhnlicher Roman über den Zyklus von Schicksal, der trotz kleineren Schwachstellen einen unheimlichen Lesesog erzeugt.

(...) und lass nicht den Zufall dein Schicksal wenden, denn unberechenbar und willkürlich ist unser Leben, es spottet jeder Deutung, es bringt jede Ordnung durcheinander, und gerade deshalb ist es so viel gewaltiger als jeder Verlust." S. 384

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 05.07.2021

Wir waren, die wir waren

0

„Was bedeutet schon der Verzicht auf ein bisschen Bequemlichkeit gegenüber dem Streben nach etwas, das größer ist als du selbst, größer als deine Bedürfnisse.“

Inhalt

Ihr kleinster gemeinsamer Nenner ...

„Was bedeutet schon der Verzicht auf ein bisschen Bequemlichkeit gegenüber dem Streben nach etwas, das größer ist als du selbst, größer als deine Bedürfnisse.“

Inhalt

Ihr kleinster gemeinsamer Nenner ist ein Verstorbener Mann, der bei beiden Frauen zu Lebzeiten Spuren hinterlassen hat. Für Rachel war er ein Verbündeter im Kampf gegen die Obrigkeit und ihr erster Ehemann, auch wenn die Verbindung nur ein Jahr hielt. Für Atara war er der Vater, den sie zwar liebte, aber nie richtig durchschaute. Die Tochter setzt nun alles daran, jene alte Frau kennenzulernen, die ihren Vater in jungen Jahren liebte, doch mit dem es keine Zukunft gab. Noch während des ersten Treffens ist sie sich unsicher, was genau sie eigentlich wissen möchte, doch eine seltsame Nähe zwischen den beiden stellt sich dennoch ein. Rachel ist sogar bereit sie nochmals zu empfangen, um ihr mehr zu erzählen, doch Atara trifft dabei eine folgenschwere Entscheidung, die ihr im Nachhinein unverständlich erscheint. Warum nur schenkt sie der Vergangenheit so viel Aufmerksamkeit, während ihr gegenwärtiges Glück restlos zerbricht?

Meinung

Dies war mein erster Roman der Autorin, die bereits zahlreiche Bücher veröffentlicht hat und sich in der zeitgenössischen Belletristik einen Namen erarbeitet hat. Auch der Klappentext hat mich angesprochen, denn eine schicksalhafte Begegnung, die alles in Frage stellt und zahlreiche familiäre Verstrickungen empfinde ich als eine gute Basis für ein Buch über Schuld, Liebe und das Leben selbst. Doch so intensiv wie der Klappentext ist die folgende Geschichte eher nicht, was an allerlei Dingen liegt, die mich im Einzelnen gar nicht so gestört haben, in ihrer Gesamtheit jedoch das Lesevergnügen irgendwie trübten.

Bereits im ersten Drittel des Buches hat mich in erster Linie der zwischenmenschliche Kontext angesprochen, denn die Gefühlsebene der Protagonisten wird lebendig, sie formt aus bloßen Namen echte Charaktere, lässt das Leben authentisch erscheinen und macht Erinnerungen sichtbar, die Spuren hinterlassen haben. Die zahlreichen Sprünge zwischen der Gegenwart und der Vergangenheit haben mich zwar etwas irritiert aber nicht weiter gestört, da der Text von zwei vollkommen verschiedenen Erzählerinnen wiedergegeben wird und diese haben auch einen ganz anderen Hintergrund und damit individuelle Schwerpunkte. Was mir aber zunehmend Bauchschmerzen bereitet hat, war die mäandernde Erzählweise, die einfach nicht auf den Punkt kommt. Mal geht es um zerbrochene Freundschaften, die durch politische Verfolgungen ausgelöst wurden, mal um die Mutterschaft, die anklagend hinterfragt wird und bei der es nicht um die Kinder geht (die noch dazu längst erwachsen sind), sondern um die Mütter und ihre angeblichen Verfehlungen. Alles blieb so seltsam blass und unbestimmt, dass es mir schwerfiel eine gewisse Aussagekraft zu extrahieren.

Im zweiten Teil des Buches verstärkt sich leider dieser Eindruck, mittlerweile geht es eher um den Verlust geliebter Personen und die damit reuevoll einhergehende Selbstzerstörung, die ständig um die Frage kreist: „Warum habe ich mich so entschieden? Hätte ich das Schicksal nicht aufhalten können? Wenn ich mich doch nur anders entschieden hätte, dann wäre alles anders gekommen? Dabei versinkt gerade die jüngere Protagonistin Atara immer mehr in dieser Spirale der Selbstanklage und fällt in eine ausgewachsene Depression, die leider mit der ursprünglich aufgenommenen Handlung nur noch wenig Berührungspunkte aufweist.

Eine Abwärtsspirale setzt ein, die mich als Leser immer mehr auf Distanz bleiben lässt, denn wie müßig und überflüssig sind doch diese Fragen und selbst Antworten würden den Verlust nicht mildern – das ist zu wenig Stoff für ein Buch, welches mit dem Kampf einer Idealistin begonnen hat, die in der Untergrundmiliz gegen die Engländer und für einen israelischen Staat kämpfte. Gerade die fehlenden Berührungspunkte der zwei Frauen, die beide kein leichtes Schicksal hatten, waren mir zu dürftig und ihre Persönlichkeiten über die Länge des Buches doch sehr anstrengend.

Positiv bewerten möchte ich hingegen den Schreibstil, der nicht nur sehr treffende Attribute findet und tiefgreifende Gedankengänge impliziert, sondern sprachlich anspruchsvoll und stellenweise sehr literarisch wirkt. Ebenso treffsicher ist auch die Reflexion der Gedankenwelt gelungen, die mich zumindest in ihrer Ausführung überzeugen konnte, dass diese beiden Pluspunkte allein noch nicht die mäßig interessante Handlung wettmachen, steht auf der Gegenseite und lässt mich zu einer eher mittelmäßigen Bewertung tendieren.

Fazit

Ich vergebe 3 Lesesterne für einen zeitgenössischen Roman, der durch zwei Menschenleben führt und deutlich macht, wie dünn die Verkettung mancher Bindung sein kann, wie willkürlich das Schicksal zuschlägt und welch elementare Spuren es dennoch hinterlässt. Außerdem habe ich mir eine andere Art der Lektüre vorgestellt mit deutlichen Handlungsschwerpunkten und einer größeren Fokussierung.

Dem Text fehlt es an Durchschlagskraft, an Stärke und Bedeutung, dafür bietet er das Psychogramm der menschlichen Anklage gegen sich selbst und fehlerhafte Entscheidungen in Verbindung mit etwas anstrengenden Protagonisten – das muss man hier aushalten können, andernfalls sinkt die Leselust mit jeder weiteren Seite. Der Autorin werde ich aber noch eine zweite Chance geben, hier liegt meine Kritik in erster Linie bei der Handlung, die mich viel zu wenig angesprochen hat, da muss noch ein weiteres Buch mehr Klärung bringen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 04.07.2021

Was uns verbindet

0

In „Schicksal“ geht die Autorin Zeruya Shalev auf die Lebensgeschichte zweier Frauen ein, die unterschiedlicher nicht sein könnten und trotzdem auf schicksalhafte Art und Weise miteinander verbunden sind. ...

In „Schicksal“ geht die Autorin Zeruya Shalev auf die Lebensgeschichte zweier Frauen ein, die unterschiedlicher nicht sein könnten und trotzdem auf schicksalhafte Art und Weise miteinander verbunden sind.
Auf gut 400 Seiten, die man nicht wie einen Schmöker auf einmal weglegen kann, so ging es mir zumindest, verweben sich zwei Erzählstränge miteinander, der von Atara und von Rachel.

Atara, eine junggebliebende Erwachsene, steht mit beiden Beinen im Leben. Sie hat einen Beruf, den sie gern ausübt, hat die Liebe ihres Lebens gefunden und ein gemeinsames Kind, welches diese Verbindung krönt. Auch zur Tochter aus der früheren Beziehung hat sie eine sehr gute Verbindung. Doch da ist eine Frau, der sie im Theater begegnet und mit der sie ganz dringend sprechen muss, um einige Fragen zu klären. Kurzerhand vereinbart sie einen Termin bei ihr und besucht diese. Dass seit dieser Begegnung sich ihr Leben komplett auf den Kopf stellt, hat sie nie gedacht.

Die 90jährige Rachel ist enttäuscht. Hat sie doch als Jugendliche in der Untergrundorganisation Lechi gegen die britische Besatzungsmacht gekämpft und stets den Tod vor Augen gehabt. Sie und ihre verstorbenen Kameraden werden nicht geehrt. Einsam und verbittert fristet sie ihr Dasein, denn zu ihren Söhnen hat sie auch nicht die beste Verbindung. Und dann steht da auf einmal diese junge Frau vor ihrer Tür und reißt alte Wunden auf. Doch manches muss manchmal wieder geöffnet werden, um sich letztendlich besser zu verschließen.

Es war mein erstes Buch von Shalev und ich musste erst in ihren emotionsgeladenen und anspruchsvollen Schreibstil reinkommen. Meisterhaft werden Gefühle und Gedanken gezeichnet, man hat sogar das Gefühl, die Autorin hat es genau so erlebt, so eindrücklich wird diese Geschichte erzählt. Es ist kein Schmöker, aber durchaus lesenswert, wenn man sich darauf einlassen möchte.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere