Alexandra Burt – Remember Mia
Thriller
Estelle empfindet einen Augenblick des wahren Glücks, als sie nach der Geburt ihre Tochter Mia in den Armen hält. Doch das ist schnell vorbei, denn Mia schreit Tag und Nacht. Die junge Mutter versinkt in ein Loch aus Depressionen, Unmut und wirren Gedanken, sie verliert stark an Gewicht und ist nur noch ein Schatten ihrer selbst. Ihr Ehemann Jack ist keine große Hilfe und als er Estelle und die kleine Mia in New York zurück lässt, ist Estelle absolut überfordert. Immer wieder wird sie von düsteren Gedanken heimgesucht, entwickelt einen Verfolgungswahn, macht unsinnige Dinge und eines Tages ist Mia nicht mehr in ihrem Bettchen.
Doch nur Tage zuvor hat Estelle weitere Schlösser an der Tür angebracht, es führte kein Weg in die Wohnung, sie sieht Dinge die sie sich nicht erklären kann und als sie das Verschwinden bemerkt, erzählt sie niemanden davon.
Als sie kurz darauf in Dover in einer Schlucht lebensgefährlich verletzt aufgefunden wird, hat sie ihr Gedächtnis verloren. Erst in der Psychiatrie kommen die Gedächtnispuzzleteile nach und nach zurück, hat die junge Frau ihre eigene Tochter getötet?
Dieser Thriller ist komplex, beklemmend, spannend, packend und fesselnd geschrieben und hat mich von Anfang an gefangen genommen. Es herrscht eine depressive, düstere Stimmung. Die Handlung kann manchmal verwirrend sein, denn die Hauptfigur, Estelle, aus deren Sicht das Buch auch geschrieben ist, leidet an einer Gedächtnisstörung aufgrund des Unfalls. Dies führt dazu, dass sie wirre Gedankensprünge hat, die der Leser „live“ miterlebt.
Es ist ein Buch mit Tiefe, in das man sich fallen lassen muß, um von der Geschichte mitgerissen zu werden.
Die Handlung ist gut durchdacht, hat viele Überraschungen und Wendungen parat. Es werden zum Ende hin alle Fragen beantwortet und für mich ist es ein absolutes Highlight.
Ich konnte mich sehr gut in die Gefühlswelt von Estelle rein versetzen, die mir zwar sofort sympathisch, aber auch distanziert und verloren erschien. Sie hätte dringend Hilfe gebraucht, die sie nicht bekommen hat, ihr Ehemann läßt sie im Stich, ihr Bruder hat sie im Stich gelassen, ihre Familie ist tot. Trotzdem bringt diese Frau alle Kraft auf, um herauszufinden, was mit ihrem Baby geschehen ist und will sich der Verantwortung stellen, falls sie Mia tatsächlich etwas angetan hat. Das ist bewundernswert.
Jack, ihr Ehemann war mir überhaupt nicht sympathisch, als Ehemann hätte er merken müssen, dass Estelle Hilfe braucht, dann wäre es nicht so weit gekommen. Seine Art machte ihn gefühlskalt und distanziert.
Auch die weiteren Charaktere waren mir je nach Rollenverteilung sympathisch/unsympathisch, gut ausgearbeitet und haben die Geschichte gut abgerundet.
Alle Charaktere sind detailreich beschrieben, glaubhaft dargestellt.
Die Örtlichkeiten und das Geschehen rundherum sind gut beschrieben, was mich noch besser in die Geschichte hinein finden ließ.
Dieses Buch hat mich berührt, beim Lesen wurde ich wütend, traurig, es gab Hoffnungsschimmer, ich war resigniert, überrascht, habe mitgelitten und mitgehofft. Ein Wechselbad der Gefühle, genau das erwarte ich von einem guten Buch.
Für mich ist dieses Buch ein absoluter Bestseller.
Das Cover ist schlicht gehalten, in schwarz mit einem gelben Schmetterling.
Fazit: eine spannende, emotionale, aber auch verwirrende Story, die aber zum Ende hin alle Fragen aufklärt. Für mich ein Highlight.
Aber... es ist kein seichtes Dahinlesen, man muß sich in die Geschichte fallen lassen, auf die wirren und chaotischen Gedankengänge eingehen, erst dann kann man die Tiefe des Buches erfassen.
Von mir gibt es eine Leseempfehlung und 5 Sterne.