Loveless
Themen: Asexualität und Aromantik
Meine Meinung
In »Loveless« geht es um Georgia, die gemeinsam mit ihren beiden besten Freunden aufs College wechselt. Eine aufregende neue Zeit beginnt und für Georgia ...
Themen: Asexualität und Aromantik
Meine Meinung
In »Loveless« geht es um Georgia, die gemeinsam mit ihren beiden besten Freunden aufs College wechselt. Eine aufregende neue Zeit beginnt und für Georgia damit vor allem die Suche nach der Liebe. Denn Georgia war noch nie in ihrem Leben verliebt und ist deshalb auch noch ungeküsst. Das soll sich auf dem College endlich ändern. Und helfen soll ihr dabei ihre Mitbewohnerin Rooney, die so offen mit ihrer Sexualität umgeht, dass sie sicherlich viele Erfahrungen mit Georgia teilen kann. Als auch Rooneys Ratschläge nicht zu Schmetterlingen im Bauch führen, fragt sich Georgia, ob sie überhaupt fähig dazu ist, romantische Liebe zu empfinden.
DER FOKUS
Der Titel des Buches und der grobe Inhalt lassen schon vermuten, worum es in diesem Buch geht. Und auch die Farbe des Covers ist ein guter Hint, wenn man die Ace Flagge kennt. Denn Thema des Buches »Loveless« ist Asexualität und Aromantik.
Doch was ist das eigentlich? Das werden sich sicher einige gefragt haben, als das Buch erstmalig auf dem deutschsprachigen Raum aufgetaucht ist. Ich würde mal behaupten, dass ich zumindest auf Instagram in einer sehr aufgeschlossenen Buchbubble unterwegs bin. Die Begriffe Asexualität und Aromantik sind da keine Fremdwörter mehr, einige Bookstagramer*innen haben sich das Label auch offen in die Bio gepackt.
Also wusste ich schon, was man unter Asexualität und Aromantik versteht. Nämlich das Nichtvorhandensein oder auch Kaumvorhandensein von sexueller oder romantischer Anziehung anderen Personen gegenüber. Aber ein wörtliches Verständnis für eine Sexualität zu haben, ist natürlich nicht damit zu vergleichen, einen Charakter dabei zu begleiten, wie er oder sie das über sich herausfindet.
Und genau das finde ich so wichtig! Ich finde es großartig, dass unterschiedliche Sexualitäten Einzug in Jugendbücher erhalten. Denn so viele Menschen werden sich damit identifizieren können und sich selbst besser verstehen lernen. Zu verfolgen, wie Georgia Schritt für Schritt zu sich selbst findet und versteht, wer sie ist, und das auch irgendwann akzeptiert, ist unbeschreiblich schön.
Ich fand es auch unglaublich menschlich, wie sehr Georgia mit dieser Erkenntnis hadert. Wie sehr Asexualität und Aromantik im Widerspruch zu der Zukunfsvision ihres Lebens steht. Und wie sie eben dennoch glücklich sein kann. Nämlich nicht mit romantischer Liebe, sondern mit einer genauso starken Liebe und Vertrautheit, die man Freunden gegenüber verspüren kann. In dieser Hinsicht ist »Loveless« etwas ganz, ganz besonders.
DIVERSITÄT
Und wenn wir schon bei Georgias Freunden sind, möchte ich auch zu ihnen ein paar Worte verlieren. Denn Diversität ist in diesem Freundeskreis ganz stark vertreten. Da wäre Pip, die schon weiß, dass sie nur auf Frauen steht. Sunil, der homosexuell ist, aber gleichzeitig auch asexuell. Er fühlt sich also romantisch zu Männern hingezogen, verspürt aber keine sexuelle Anziehung. Und zu guter Letzt Rooney, die mir wohl am meisten ans Herz gewachsen ist. Und die wohl auch noch am meisten über sich selbst zu lernen hat.
KLEINE KRITIKPUNKTE
Wie man so schön sagt: Nicht alles was glänzt ist Gold. Und deshalb habe ich auch ein paar Kritikpunkte vermerkt. Die betreffen aber nicht die Geschichte an sich, sondern kratzen eigentlich nur an der Oberfläche.
Zum Einen fand ich die Hörbuchsprecherin wirklich anstrengend. Anfangs hat mir noch gut gefallen, dass sie jeden Charakter auf eine andere Art gelesen hat, aber später empfand ich genau das auch als sehr anstrengend. Weil die Art zu lesen sehr übertrieben und affektiert war. Ich habe das Gefühl, dass ein paar Charaktere dadurch ganz anders wirkten als ich sie selbst lesend wahrgenommen hätte. Und das finde ich ein bisschen schade, weil diese Geschichte ja vor allem von den Charakteren getragen wird.
Zum Anderen war mir die Geschichte insgesamt ein bisschen zu lang. Ungefähr bei der Hälfte musste ich mal ganz tief durchatmen, weil die Geschichte soooo lang ist, ohne wirklich viel Inhalt zu bieten. Zwar fand ich die ganzen Shakespeare-Anekdoten und Theaterproben schon auch ganz cool, aber sie haben meiner Meinung nach doch sehr viel Raum eingenommen, ohne dass die Charaktere sich dabei besonders entwickelt hätten oder andere relevante Dinge für die Story geschehen sind. Das war dann leider etwas ermüdend, auch wenn das Ende das Ruder noch einmal rumgerissen hat.
FAZIT
Die Vorstellung, wie viele Jugendliche und (junge) Erwachsene dieses Buch lesen werden und ihnen ein Licht aufgeht (auch über sich selbst), erwärmt mir das Herz. Denn genau solche Bücher braucht diese Welt. »Loveless« hätte vielleicht nur ein bisschen zackiger voranschreiten können.