Prinzipiell schön jedoch so einige Schwächen
Nachdem ich den ersten Band bereits gerne mochte, habe ich mich auch in dieser Geschichte direkt wieder im Internat am Meer wohlgefühlt. Es gab viele Szenen, die den Internatsalltag gezeigt haben, was ...
Nachdem ich den ersten Band bereits gerne mochte, habe ich mich auch in dieser Geschichte direkt wieder im Internat am Meer wohlgefühlt. Es gab viele Szenen, die den Internatsalltag gezeigt haben, was mir sehr gut gefallen hat, und es war schön, die Charaktere wiederzutreffen.
Toni trägt viele Päckchen mit sich rum, da sowohl ihr Vater bereits im Gefängnis saß und ihr Bruder aktuell ebenso verhaftet wurde. Ebenso scheint sie viel Zukunftsangst zu haben, doch hier wird eher nur um den heißen Brei geredet, anstatt dass konkrete Punkte benannt werden.
Hätte ich vom Klappentext her nicht gewusst, dass Lukas der Love Interest ist, hätte ich das zunächst gar nicht bemerkt, denn es gibt lediglich Rückblicke der beiden. Bis sie sich wieder näherkommen, vergehen fast 2/3 des Buches, was mir doch etwas zu viel war. Hier konnte der Funke bei mir nicht mehr überspringen. Das Thema „aufwachsen in verschiedenen Lebensrealitäten“ hat viel Potenzial geborgen, was meines Erachtens aber leider nicht ausgeschöpft wurde, obwohl es wirklich interessant gewesen wäre. Zudem kamen mir einige Szenen nicht ganz ausgereift vor, wie die ganzen Geschichten mit dem Gefängnis sowie die Szenen im Königshaus bei Lukas.
Anderes wiederum fand ich ziemlich übertrieben und unglaubwürdig: etwa, das die Band ohne Anmeldung/ Ankündigung einfach einen Auftritt beim Frühstück hat, dass Toni ihrem Bruder ein Versprechen abnimmt, obwohl sie monatelang vorher damit hadert, dass ihr Bruder eben dieses Versprechen schon einmal gebrochen hat oder auch, dass bei einem Fest im Internat plötzlich jemand von einem Plattenlabel anwesend ist, obwohl die Band vorher gar keine öffentlichen Auftritte hatte, bei der jemand auf sie hätte aufmerksam werden können. Ebenso, dass sie ihre Freunde jahrelang anlügt und diese 0,0 sauer sind. Viele Probleme wurden einfach innerhalb weniger Seiten aufgelöst, was mir zu einfach war.
Ein Hauptpunkt der Reihe ist das Thema Mental Health, was hier leider ein bisschen untergegangen ist. Zwar geht die Protagonistin ganz am Ende der Handlung zur Therapie, doch davor frisst sie alles in sich hinein und lügt ihr Umfeld konstant an und kann nicht mal mit ihrer Familie offen sprechen und lügt sogar diese an. Natürlich ist es erst ein Prozess, seine mentale Gesundheit zu priorisieren, doch so viele ihrer Probleme waren einfach hausgemacht und wären vermeidbar gewesen, wenn sie es nur gewollt hätte - doch leider wollte sie nicht und die Gründe dafür haben sich mir nicht ganz erschlossen. Das Thema Musik hingegeben hat mir sehr gefallen und ich fand den Gedanken, Musik als Ventil für Gefühle zu nutzen, sehr schön.
Dies klingt alles erstmal ziemlich negativ, dennoch darf man nicht vergessen, dass das Buch ein Jugendbuch ist und ich schon einige Jahre über der Zielgruppe liege. Ich habe trotzdem gern zu dem Buch gegriffen und möchte vor allem das Internat als Setting noch einmal hervorheben, welches wirklich schön war. Vor einigen Jahren hätte ich viele Punkte sicher nicht so eng gesehen, weshalb ich das Buch und die Reihe insgesamt trotzdem empfehlen kann.