Fangen wir doch gleich bei der Buchgestaltung an, die ich einfach nur loben kann. Ich will es ganz klar sagen, dieses Cover ist das aller schönste in meinem ganzen Regal! Diese zwei Gesichter harmonieren so gut miteinander, der Schriftzug passt perfekt dazu und die funkelnden Lichter sorgen für etwas Magisches. Und nicht nur das, auch ohne Schutzumschlag ist das Hardcover ein wirklicher Hingucker! Eine schlichte Weltallgestaltung, die ich beim Kaufen wirklich nicht erwartet hätte. Hier hat sich Carlsen mal wieder selbst übertroffen!
Okay, es stimmt schon, auf den Inhalt sollte es ankommen, aber dieses Buch will man doch schon kaufen, bevor man sich überhaupt den Klappentext durchgelesen hat. Wenn ein Buch so toll aussieht, ist es unmöglich, es lange auf dem SuB liegen zu lassen und man geht mit viel mehr Elan und Vorfreude ans Lesen heran.
Der Einstieg in die Geschichte fiel mir sehr leicht, da gleich klar war, mit welche Figurenkonstellation man es zutun hat. Ein verwöhntes Mädchen aus der High-Society und ein Junge von der Straße, der schon so einiges im Leben gemeistert hat, bieten viel Entwicklungspotenzial. Das Buch wird abwechselnd aus Lilacs und Tarvers Sicht geschrieben, sodass man alle Handlungen gut verstehen kann. Schon zu Beginn wird klar, dass sich Lilac in ihrer Haut als reichstes Mädchen des Universums nicht besonders wohl fühlt und sich hinter ihrer Fassade noch ganz andere Charakterzüge und Geheimnisse verbergen. So sammelt sie natürlich sofort Symphatiepunkte, die sich auch im Verlauf der Geschichte immer weiter anhäuften. Klar, sie ist nicht perfekt und hat immer mal wieder ihre arroganten Situationen, in denen sie lieber über ihre dreckigen Hände als über den verzweifelten Kampf ums Überleben nachdenkt - aber wer ist schon perfekt? Sie ist clever, zeigt Mitgefühl und lässt sich nicht unterkriegen, auch wenn sie sich ganz alleine in einer ihr so fremden Situation befindet. Auch Tarver ist ohne Zweifel ein unglaublich starker Protagonist. Er macht sich Vorwürfe, dass er nicht gut genug für Lilac ist, dabei kümmert er sich so rührend um sie.
Der Schreibstil von Amie Kaufman und Meagan Spooner ist dabei leicht und verständlich, aber auch mal tiefgründig, sodass man alle Gedankengänge einwandfrei nachvollziehen kann. Besonders die schlagfertigen und doch irgendwie romantischen Gespräche haben sie super erzählt.
Innerhalb der ersten ca. 70 Buchseiten, befinden sich unsere Protagonisten noch auf der Icarus, wo das Geschehen ihren ersten Höhepunkt findet. Das faszinierende Kennenlernen, das unerfreuliche Wiedersehen und der Absturz des Raumschiffes passieren Schlag auf Schlag, sodass man als Leser sofort geschockt und zum Weiterlesen verdammt ist. Angekommen auf dem fremden Planten beruhigt sich alles wieder und eine etwas längere Durstphase folgt. Lilac und Tarver zicken sich unermüdlich an und ein Tag sieht wie der andere aus. Action und Spannung haben hier über 150 Seiten hinweg fast gänzlich gefehlt. Auch danach nimmt die Handlung nicht wirklich an Fahrt auf, aber plötzlich werden mystische und gruselige Elemente ins Spiel gebracht, mit denen ich so gar nicht gerechnet hätte. Das Ende der Geschichte ist dann perfekt! Die Liebesgeschichte entwickelt sich innerhalb der letzten Kapitel so wunderschön und glaubhaft, dass Mädchenherzen einfach höher schlagen müssen. Die fantastische (Doppelbedeutung ;D) Auflösung, kommt dann vom Timing her genau passend, nicht zu früh und nicht zu spät und konnte ich so bisher noch niergendwo lesen, sodass ich mit einem wohligen Gefühl im Bauch zurück gelassen wurde.
Eine Besonderheit dieses Buches ist auf jeden Fall die Kulisse im Weltraum. Die Idee des Terraforming, der Parallelwelten, der Raumschiffe - allen voran der Icarus - und des Hyperspaces sind neuartig und machen Lust auf mehr. Auch wenn diesen hochentwickelten, wissenschaftlichen Themen kaum Platz geboten wird, haben sie die Randgestaltung doch perfektioniert und für viele offene Fragen gesorgt, die mich neugierig auf Band 2 machen. Sehr interessant fände ich auch die geschichtlichen Aspekte: Wieso muss die Gesellschaft mittlerweile im Weltraum leben und wie entwickelte sich dieses Schichtenmodell?
Erwähnen will ich auch die kleinen Verhörausschnitte, die man zwischen allen Kapiteln lesen kann. Hier gibt es keinen Erzähler, sondern nur Dialoge zwischen Tarver und einem anderen Offizier. Anfangs fand ich diese Ausschnitte noch sehr abwechslungsreich, doch mit der Zeit wurden sie einfach nur inhaltslos und immer wieder wiederholt. Schade!
Fazit:
Ich muss gestehen, dass ich schwer begeistert bin von diesem Auftaktband einer Trilogie. Die Science-Fiction Aspekte hatte ich zu Beginn des Buches häufig erwartet, aber in Wirklichkeit stehen sie kaum im Fokus. Stattdessen bekommt man viele andere gelungene Themen, die eine Menge Potenzial für Folgebände liefern. Die gefühlvolle Liebesgeschichte steht im Vordergrund und wird von einem bildgewaltigen Schreibstil begleitet, der einem manchmal fast denken lässt, selbst auf dem fremden Planeten zu stehen. Aufgrund der längeren Durststrecke in der Mitte des Buches - die mir aber ehrlich gesagt, gar nicht so schlimm in Erinnerung blieb - muss ich einen Punkt abziehen. Hier will ich aber ausnahmsweise auch mal die äußere Gestaltung mitbewerten, da sie überdurschnittlich gut ist, sodass wir insgesamt bei 4,5 Punkten landen :)
Dieses Buch gehört definitiv zu meinen bisherigen Jahreshighlights und ich freue mich sehr auf "These Broken Stars - Jubilee und Flynn", das am 25. November dieses Jahres erscheint und wieder eine in sich abgeschlossene Geschichte erzählt.