Von Amy Harmon hatte ich bisher nur ein anderes Buch gelesen, das mir allerdings sehr gut gefallen hat damals, aber auch aus einem anderen Genre stammte, weswegen ich umso gespannter war, ob mich die Autorin auch im Fantasy-Bereich überzeugen konnte.
Den Klappentext fand ich sehr interessant, wenn er auch gefühlt nicht sonderlich viel über die Geschichte verrät. Man kann sich seinen Teil zusammenreimen, aber ich muss sagen, dass ich doch relativ blauäugig in die Geschichte hinein gestolpert bin und den Anfang zunächst auch eher so lala find, bis ein Ereignis vom Anfang mit einem Mal Sinn ergab.
Erzählen tut Lark die Geschichte aus der Ich-Perspektive und auch wenn ich hier und da so meine Probleme mit der Protagonistin hatte, so war es doch angenehm aus ihrer Sicht zu lesen. Lark ist stumm, denn ihre Mutter hat ihr die Gabe zu sprechen genommen um sie zu beschützen, da Lark mit ihren Worten Dinge verändern kann, wenn sie sie richtig formuliert. Zum Beispiel kann sie Gegenstände beliebig herumfliegen lassen oder Schlösser öffnen und noch vieles mehr und ich fand ihre Gabe wirklich interessant, auch wenn sich mir nicht so ganz erschlossen hat, wieso sie sie erst anwenden konnte, sobald Tiras ihr das Lesen beibringt. Vielleicht habe ich auch nur einen Denkfehler, aber Lark konnte auch vorher denken und Sätze bilden, immerhin erzählt sie uns ihre Geschichte, wieso kann sie ihre Gabe also erst vermehrt einsetzen, als sie lesen kann? Ihre Aussage Tiras hätte ihr ihre Worte gegeben hat für mich irgendwie wenig Sinn ergeben und ich habe mir das ganze Buch den Kopf darüber zerbrochen wie die Autorin sich das gedacht hat. Mir kam es wie ein Logikfehler vor, aber wie gesagt, vielleicht stehe ich ja auch nur total auf dem Schlauch, das ist selbstverständlich auch nicht auszuschließen.
Ansonsten habe ich allerdings ziemlich gerne aus Larks Sicht gelesen. Trotz, dass sie stumm ist, ist sie eine sehr willensstarke Protagonistin und sie lässt sich nicht alles gefallen, braucht und sucht aber auch oft Rat und geht dafür, dass sie quasi von einem goldenen Käfig in einen anderen gesperrt wird ziemlich gut mit allem um. Sie hat immer wieder Stärke bewiesen, mir aber zum Teil nicht oft genug. Beziehungsweise fand ich einige ihrer Handlungen nicht sehr nachvollziehbar, beziehungsweise übereilt.
Wie man dem Klappentext entnehmen kann kommt diese Geschichte nicht ohne Liebe aus und für mich hat die Beziehung zwischen Lark und Tiras zu viel Raum eingenommen. Ich habe zwischen den beiden kaum Chemie gespürt, was etwas schade war. Ich glaube mir hätten die beiden besser gefallen, wenn sie Freunde gewesen wären. Bei den beiden hatte ich das Gefühl, dass die Autorin unbedingt ihre Hauptpersonen verkuppeln wollte und das auf Teufel komm raus. Ich muss ehrlich sagen, dass ich kein großer Fan von Tiras war, zumindest nicht so, dass er es auf eine Book-Boyfriend-Liste schaffen würde, denn dafür hat er Lark zu oft von oben herab behandelt, hat ihr immer gesagt sie wäre für ihn ein nützliches Werkzeug und ich hatte irgendwie das Gefühl sie für ihn mehr ein Statussymbol als jemand den er liebt, auch wenn er das später im Laufe der Geschichte behauptet. Für mich hat es zwischen den beiden einfach nicht so gefunkt, wie ich es mir gewünscht hätte, wenn der Fokus schon so auf der Beziehung der Hauptpersonen liegt.
Die Handlung an sich wäre nämlich recht spannend gewesen, wenn man ihr ein bisschen mehr Raum zur Entfaltung gegeben hätte. Ich fand die Idee mit den Gaben toll, dass Magie verboten war und die Menschen sich fürchteten. Nichts Neues, aber mit der Bedrohung durch eine Art Vogelmenschen von außen doch interessant, da es vereinzelt Schlachten gab, die gekämpft werden mussten und Gaben, die entdeckt und versteckt wurden. Allerdings hatte ich zu keiner Zeit wirklich das Gefühl, dass eine der Hauptpersonen ernsthaft in Gefahr gewesen wäre. Ich habe fest mit einem Happy End gerechnet und das habe ich auch bekommen, mir war der vermeintliche Tod eines Charakters zu offensichtlich, sodass ich nicht einmal ansatzweise den Tränen nahe war und ich weine fast immer, nehme mir den Tod von Charakteren zu Herzen, aber hier war es tatsächlich zu durchschaubar, dass besagte Person wieder auftauchen würde.
Was mir wiederum sehr gut gefallen hat, war die Auflösung weshalb die Vogelmenschen das Königreich angreifen. Damit habe ich nicht gerechnet, diesen Twist hatte ich nicht kommen sehen und ich fand ihn durchaus gelungen, auch, wenn er für mich leider nicht mehr allzu viel rausreißen konnte, weil er gegen Ende kam.
Insgesamt habe ich mir von Bird & Sword leider einfach mehr erwartet. Die Charaktere mochte ich zwar, aber ich habe sie nicht ins Herz geschlossen. Die Handlung hatte durchaus Potenzial, allerdings wurde dies meiner Meinung nach nicht vollkommen ausgeschöpft. Für mich sticht Bird & Sword zwischen all den anderen Fantasybüchern, die im Moment auf dem Markt sind, nur wenig heraus, auch, wenn es alles in allem ein gutes Buch ist. Wer sich aufregende Fantasy erhofft, dem rate ich nicht zu diesem Buch zu greifen, wer allerdings eine Liebesgeschichte, eingebettet in ein Fantasy-Setting möchte, ja, für den ist Bird & Sword schon deutlich eher etwas.