Deutschland als Komputerweltmacht
Mit der analytischen Maschine wird bereits im 19. Jahrhundert das Computerzeitalter eingeleitet, Und so entwickelt sich die Technik immer weiter bis in der Zeit des Dritten Reiches diese schon genutzt ...
Mit der analytischen Maschine wird bereits im 19. Jahrhundert das Computerzeitalter eingeleitet, Und so entwickelt sich die Technik immer weiter bis in der Zeit des Dritten Reiches diese schon genutzt werden kann, um die eigene Bevölkerung flächendeckend zu überwachen. Und das ist die Aufgabe des NSA, des Nationalen Sicherheitsamts, in dem die junge Helene Bodenkamp als Programmstrickerin arbeitet, denn das Programmieren ist Frauensache. Hier geht sie ihrer Arbeit nach, ohne viel über die Konsequenzen ihrer nachzudenken. Doch da begeht ein Mensch, der ihr sehr viel bedeutet, Fahnenflucht und muss fortan untertauchen. Eigentlich sollte es ein leichtes sein, für das NSA, ihn und seinesgleichen ausfindig zu machen. Doch gerade das versucht Helene zu verhindern.
Die Geschichte startet gleich mit einem Banger: ein Programm, von Helene entwickelt, wird getestet. Es soll mittels des durchschnittlichen Kalorienbedarfs pro Kopf eventuelle Verstecke von untergetauchten Personen ausfindig machen. Man wird sogleich von der Geschichte mitgerissen, relativ unkomplizierter Schreibstil und ein wirklicher Nervenkitzel, bevor sich die Geschichte der Kindheit unserer beiden wichtigsten Protagonist:innen Helene und Eugen zuwendet, zeigt, wie die beiden zu den Charakteren wurden, die man im Laufe des Buches besser kennenlernt, und wie die beiden zum NSA gekommen sind. Etwas ruhiger beginnend, steigert sich mit dem Alter der beiden auch die Spannung immer weiter, bis dann der Großteil der Geschichte in atemberaubender Spannung dahinprescht. So erfahren wir beim lesen nicht nur sehr viel über das damalige programmieren - hätte es damals ein solches gegeben - sondern auch, wie sich die moderne Technik und die damit einhergehenden Spionagemöglichkeiten auf die Bevölkerung und das globale Kriegsgeschehen ausgewirkt haben. Dabei entwickelt der Autor ein glaubhaftes und komplexes Konstrukt, eine kontrafaktische Version der Geschichte.
Bei Spannung und Lesetempo war dann das Ende des Buches auch schon recht schnell erreicht, wobei ich sagen muss, dass mir dieses zu schnell abgehandelt ist. Es passiert noch einmal sehr viel, dass aber nur schemenhaft an mir vorbeigezogen ist. Die letzten Geschehnisse, auch wenn sie noch so viel Potential zur weiteren Ausarbeitung gehabt hätten, werden leider nur recht kurz abgebunden. Im Übrigen auch so wie Helenes Freund, der Fahnenflüchtige, den sie versteckt. Bei ihm hatte ich einfach nie das Gefühl, dass er ein vollwertiges Mitglied dieser Geschichte sei, zu oft vorgekommen, um nur ein unbedeutender Randcharakter zu sein, aber zu langweilig, als dass er irgendeine Bedeutung erlangen könnte.
Kurzum spannend, auch wenn der Schreibstil nichts weltbewegendes war und auch die Ausarbeitung von Geschichte und Figurenensemble hätte Stellenweise mehr Leben und Interesse vertragen können. Nichtsdestotrotz aber vor allem wegen der Grundidee und dem gut umgesetzten Universum ein lesenswertes Buch.