Cover-Bild Harz
(55)
  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
10,00
inkl. MwSt
  • Verlag: btb
  • Themenbereich: Belletristik - Thriller / Spannung
  • Genre: Krimis & Thriller / Krimis & Thriller
  • Seitenzahl: 304
  • Ersterscheinung: 08.07.2019
  • ISBN: 9783442715534
Ane Riel

Harz

Thriller
Julia Gschwilm (Übersetzer)

Liv ist seit dem sechsten Lebensjahr tot, ertrunken in der Brandung. Das zumindest lässt ihr Vater Jens die Behörden glauben. Jens ist ein krankhafter Sammler, getrieben von der Angst, seine einzige Tochter zu verlieren. Und so lebt Liv in der Einsamkeit eines Containers hinter dem Hof, versteckt zwischen selbst gezimmerten Särgen und in Harz konservierten Tieren – ein sorgsam von der Außenwelt abgeschirmtes Leben, ein Leben in der Falle. Meisterhaft erzählt Ane Riel von einer scheinbar verkehrten Welt, in der aus Liebe Obsession wird und aus dem Wunsch nach Sicherheit tödliche Gefahr.

Weitere Formate

Dieses Produkt bei deinem lokalen Buchhändler bestellen

Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 30.07.2019

Dieses Buch ist schwer zu ertragen

0

Inhalt:

Die kleine Liv lebt mit ihrem Zwillingsbruder Carl und ihren Eltern auf einer einsamen Halbinsel in Schweden. Als ihr Bruder bei einem Unfall im Säuglingsalter ums Leben kommt, wir Livs Vater ...

Inhalt:

Die kleine Liv lebt mit ihrem Zwillingsbruder Carl und ihren Eltern auf einer einsamen Halbinsel in Schweden. Als ihr Bruder bei einem Unfall im Säuglingsalter ums Leben kommt, wir Livs Vater immer sonderlicher, ihn plage große Verlustängste um seine verbleibende Tochter. Er geht so weit, als vermißt nach einem Bootsausflug zu melden, damit sie nicht die örtliche Schule besuchen muß. Auch seine Mutter bringt er um, da sie versucht hat „Ordnung“ in das Leben der Familie zu bringen. Liv führt ab diesem Zeitpunkt ein Leben im Verborgenen, ihr leben spielt sich hauptsächlich nachts ab …… bis es irgendwann zum großen Showdown kommt.


Meine Meinung:

Auf mich hat das Buch in weiten Teilen verstörend gewirkt, erleben wir die Handlung doch zu weiten Teilen direkt aus der Sicht von Liv und für sie ist das Leben das sie führt vollkommen normal, für den Leser aber hoffentlich nicht. Schon der erste Satz gibt einen passenden Geschmack auf das ganze Buch „Im weissen Zimmer war es dunkel, als mein Vater meine Großmutter umbrache“, ein erschreckend emotionsloser Satz für so ein Ereignis.
Liv lebt in einem Container, abgeschlossen von der Welt, auch ihre Mutter kann das Schlafzimmer aufgrund ihrer Fettleibigkeit nicht verlassen. Zusammen mit ihrem Vater sammelt sie Harz, um die neugeborene Schwester einzubalsamieren. Alls diese Dinge scheinen für Liv normal zu sein. Ich fand diese Beschreibungen schwer zu ertragen und habe mehrmals überlegt, dieses Buch nicht weiterzulesen. Aber es hat mich immer wieder gepackt. Irgendwann wurde mir klar, dass man in diesem Buch erleben konnte, wie ein Vater an dem Verlust seines Kindes zerbrach, sich mit einem Schutzwall von Dingen umgibt und immer weiter in seine Welt verschwindet.
Der Charakter des Vater wird sehr gut entwickelt, von dem jungen, attraktiven Mann hin zu dem Verrückten, zu dem er sich entwickelt. Liv erstaunt mit ihrer Bereitschaft, das Handeln des Vaters für normal zu halten. Aber woher soll sie auch wissen, dass sein Verhalten nicht normal ist?
Dieses Buch ist schwer zu ertragen, aber auch sehr fesselnd und zeigt, wohin ein Verlust einen Menschen bringen kann. Ein etwas anderer Thriller, die Handlung wird gut entwickelt und ist auf seine Art einfach anders. Man muß sich als Leser auf dieses Buch einlassen, um es ertragen zu können

Veröffentlicht am 28.07.2019

Nichts verlieren können

0

Mit "Harz", ihrem zweiten Roman, legt die preisgekrönte Autorin Ane Riel einen Roman vor, der düsterer ist als die grausamsten Märchen der Gebrüder Grimm. Im unbesiedelten Norden einer dänischen Insel ...

Mit "Harz", ihrem zweiten Roman, legt die preisgekrönte Autorin Ane Riel einen Roman vor, der düsterer ist als die grausamsten Märchen der Gebrüder Grimm. Im unbesiedelten Norden einer dänischen Insel lebt Jens Haader mit seiner Frau Maria und seiner Tochter Liv. Jens Haader, ursprünglich Tischler, geht keinem Beruf mehr nach, sondern hat sich auf nächtliche Raubzüge im nächsten Ort spezialisiert. Schon früh hat er seine Tochter Liv angelernt, die später allein unterwegs ist, weil Jens wegen seiner Ängste nicht mehr in der Lage ist, seinen Hof zu verlassen. Seine Frau liegt inzwischen nur noch im Bett und ist schließlich so dick, dass sie nicht mehr aufstehen kann. Ohnehin kann man sich nirgendwo im Haus und auf dem Grundstück noch normal bewegen, weil alles zugemüllt ist. Jens Haader ist nicht nur ein bisschen eigen, sondern komplett verrückt, und es wird immer schlimmer. Als seine Tochter 6 Jahre alt war, hat er den Behörden gemeldet, dass sie ertrunken ist, damit sie nicht zur Schule gehen muss. Seitdem lebt sie in einem alten Container inmitten von Gerümpel. Jens hat sein Haus und Grundstück mit tödlichen Fallen umgeben, um eventuelle Eindringlinge abzuhalten.
Riels Geschichte ist spannend und unheimlich und hat mehr Tiefgang als die Mehrzahl der skandinavischen Krimis und Thriller. Der Leser fragt sich mit wachsender Beklemmung, ob es für Mutter und Tochter ein Überleben oder sogar ein Entkommen aus der Falle gibt. Ein beeindruckender Roman über eine fehlgeleitete obsessive Liebe.

Veröffentlicht am 26.07.2019

Horror oder Märchen?

0

Harz hat in Skandinavien so richtig abgeräumt! Ane Riel hat mit ihrem Roman den dänischen, norwegischen und schwedischen Krimipreis gewonnen. Als ob es nicht schon genug wäre, natürlich auch noch den Preis ...

Harz hat in Skandinavien so richtig abgeräumt! Ane Riel hat mit ihrem Roman den dänischen, norwegischen und schwedischen Krimipreis gewonnen. Als ob es nicht schon genug wäre, natürlich auch noch den Preis für den besten skandinavischen Kriminalroman.

Vorweg: Für mich ist es aber kein Kriminalroman. Auch nicht unbedingt ein (PsychThriller. Ich kann mich gar nicht recht entscheiden, wie ich es einstufen soll, da ich noch nichts Vergleichbares gelesen habe. Ich tendiere zur Bezeichnung „Familiendrama mit Horror-Elementen“. Am besten hat es Ane Riel in ihrem Buch vermutlich selbst formuliert: „Ich weiß nicht, ob ich unser Leben als Märchen oder als Horrorgeschichte bezeichnen soll. Vielleicht ein bisschen von beidem? Ich hoffe, du kannst das Märchen sehen.“ – Maria zu ihrer Tochter Liv

Den Inhalt des Buchs möchte ich nicht vorweg nehmen – die Leser werden mit vielerlei Kuriositäten der Familie Haarder konfrontiert. Tote Großmütter am Weihnachtsbaum, extreme Fettleibigkeit, Messi-Verhalten, ein Kind, dass in einem Baucontainer wohnt, Einbalsamierungen und viele weitere ungewöhnliche Umstände.

Zunächst beginnt das Buch in der Gegenwart mit der Erzählung von Liv. Danach erfährt man in einer Rückblende etwas über die Kindheit und Jugend ihres Vaters. Es wird auch darauf eingegangen, wie Jens und Maria Haarder sich kennenlernten. Erst danach kehrt die Geschichte zurück zu Liv. Später im Buch kommen dann noch Eindrücke von Jens selbst und vom Gastwirt des Dorfes hinzu. Der Gastwirt macht merkwürdige Feststellungen in seinem Lokal, die mit der Familie Haarder in Verbindung stehen. Davon ahnt er jedoch nichts.

Liv ist für mich die tragende Figur in diesem Psychogramm einer nicht ganz normalen Familie – nett ausgedrückt. Einer Familie, in der Liebe zu Obsession wird. Eine Familie, in der die Grenzen von Eigenarten überschritten werden und in psychischen Erkrankungen enden. Eine Familie, die sich vielleicht hätte selber retten können, retten müssen. Liv zu Liebe! Liv ist für ihr Alter unheimlich intelligent, manchmal altklug, in anderen Momenten aber wieder ganz naiv und träumerisch. Ich fand diese Mischung durchaus glaubhaft dargestellt aufgrund der Umstände unter denen sie aufgewachsen ist und der Erziehung, die sie erlebte. Besonders gefiel mir ein Ausspruch von Liv zu Beginn: „Eigentlich habe ich nie darüber nachgedacht, was ich bin. Ich glaube, ich bin das, was sie sehen. Und ab und zu sehe ich etwas, das sie nicht sehen.“ Aber Liv ist nicht die Hauptfigur in „Harz“. Ihr Vater Jens ist das Bindeglied in dieser unheimlichen Geschichte. Das hätte ich aufgrund des Klappentextes nicht vermutet und hat die Geschichte daher auch in einen ganz andere Richtung getrieben, als ich erwartet hätte. Jens ist absolut empathisch, sensibel und tief im Innern – so bin ich überzeugt – ein wirklich guter Mensch. Aber Jens kann nicht loslassen, keine Dinge, keinen Müll und erst recht nicht seine Familie! Egal, ob tot oder lebendig. Jens hat sich nicht helfen lassen und konnte sich auch nicht selbst helfen. Und so nimmt das Schicksal der Familie seinen Lauf.

Wer jetzt immer noch nicht überzeugt ist, dem habe ich die aussagekräftigsten Beschreibungen aus vielen Rezensionen zusammengetragen:
Bewegend und verstörend, eindringlich, anders, schwer zu ertragen, beklemmend, überraschend und bizarr, erschütternd und krank, Gänsehaut, verstörend, berührend, fesselnd und faszinierend, makaber, großartig und spannend, erzählerische Wucht, zart und brutal, schockierend!

Von mir gibt es eine absolute Leseempfehlung und volle Punktzahl – mit Bonussternchen!

Veröffentlicht am 23.07.2019

Schwer zu ertragen

0

Das Cover des Buches ist auf der einen Seite ziemlich schlicht und auf der anderen Seite doch sofort auffällig. Mir gefällt, dass es nicht so Thriller- Typisch aufgebaut ist wie die meisten anderen. Die ...

Das Cover des Buches ist auf der einen Seite ziemlich schlicht und auf der anderen Seite doch sofort auffällig. Mir gefällt, dass es nicht so Thriller- Typisch aufgebaut ist wie die meisten anderen. Die alles einnehmende Schrift, welche uns den Titel verrät sind bernsteinfarben ausgefüllt, was zusätzlich das Symbol des Harzes unterstreicht. Insgesamt finde ich das Cover toll gestaltet.

Inhalt:
Vorwieglich ist das Buch aus der Sicht von der sechs jährigen Liv verfasst. Jedoch erzählt das Buch nicht nur ihre Geschichte, sondern Hauptsächlich die ihres Vaters, auch die ihrer Mutter und am Rande die ihrer Großeltern. Liv hatte einen Zwillingsbruder, welcher jedoch als Säugling bei einem Unfall ums Leben kam. Seitdem ist der liebende Vater Jens immer und immer mehr mutiert zu einem kontrollsüchtigen und überängstlichen Helikoptervater. Er bindet seine Tochter emotional so sehr an ihn, dass es auf Außenstehende wohl als einengend empfunden werden würde, tatsächlich ist jedoch seine Verlustangst so hoch, dass er sich nicht anders zu helfen weiß. Zuerst mag man meinen, dass dies ein sympathischer Charakterzug ist und ihm die Menschen, die ihm am Herzen liegen, sehr viel bedeuten. Tatsächlich jedoch gerät seine Fürsorge außer Kontrolle, als er seine Tochter nach einem gemeinsamen Bootsausflug für tot erklären lässt. So will er sie komplett von der Außenwelt abschotten, um sie, versteckt in einem Container den sie nur im Dunkeln verlassen darf, vor jeder möglichen Gefahr und einer Entdeckung durch andere zu bewahren. Je weiter die Geschichte voranschreitet, desto mehr realisiert man, woher Jens Ängste und sein Wahnsinn kommen. Zwar bemerkt ab einem gewissen Punkt Jens Frau, dass sein Verhalten krankhaft wird, jedoch stopft sie ihren Kummer mit so viel Essen, dass sie aufgrund ihrer Fettleibigkeit bettlägerig wurde. In ihren Briefen an ihr Kind öffnet sie sich ihrer Tochter Stück für Stück. Da Liv jedoch mit ihrem Vater und seinen Methoden groß geworden ist, ist ihr Leben für sie normale Realität.

Meine Meinung:
Es gibt so ziemlich hunderte Sachen, die mir an dem Buch gefallen haben und ungefähr die Hälfte davon macht das Buch in meinen Augen zu etwas Besonderem: Zum einen bin ich ein großer Fan der Erzählweise. Der größte Teil der Geschichte wird aus der Sicht von der kleinen Liv erzählt. Diese schildert Geschehnisse in einer kindlichen Weise. Das Tolle daran ist, dass alles sehr wertfrei ist- mit ihren sechs Jahren betrachtet sie die Art und Weise ihres Vaters als vollkommen normal. Gelungen fand ich auch die Briefe, die Liv von ihrer Mutter bekommt. Diese sind sehr emotional und bringen eine vollkommen andere Grundstimmung mit in das Buch ein. Letztendlich ist in meinen Augen jedoch Jens die eigentliche Hauptfigur des Thrillers. Durch die vielen Erzählungen seine Vergangenheit betreffend, lernt man ihn nochmal als Kind kennen und mit ihm seine Familie. Alle drei Komponenten tragen zum Einen zu einem spannenden Lesefluss ein, sorgen jedoch auf der anderen Seite dafür, dass alle aufkommenden Fragen mit und mit beantwortet werden. Die Grundstimmung des Buches, trotz unschuldig kindlicher Passagen, ist bedrückend. Man ist wütend auf Jens, man empfindet tiefes Mitleid für Liv, Unverständnis für deren Mutter und Fassungslosigkeit die Geschichte betreffend. Das Krankheitsbild des psychisch kranken Jens erschreckt einen in seinem Ausmaße sehr tief und hinterlässt auch nach Beenden des Buches noch ein bedrückendes Gefühl im Bauch. Natürlich werde ich hier nicht spoilern, aber besonders die letzten Kapitel waren doch nur sehr schwer zu lesen und zu verarbeiten- obwohl ich mit großer Leidenschaft Thriller und Horrorbücher lese. Einzig negativ finde ich, dass der Klappentext in meinen Augen nicht sinnvoll verfasst wurde. So wie man es da liest klingt es, als ginge es in dem Buch vorweg um Liv. Sie ist zwar als Erzählerin eine der wichtigsten Rollen, jedoch sind all ihre Taten und viele ihrer Gedanken auf die Manipulation ihres Vaters zurückzuführen, was ihn für mich zum eigentlichen Drehpunkt in der Story macht. Das Ende war absolut in sich schlüssig, wenn der Showdown auch etwas plötzlicher begann, als ich es gedacht hätte.

Fazit und Empfehlung:
"Harz" von Ane Riel wurde mit dem skandinavischen Krimipreis ausgezeichnet, was in meinen Augen absolut gerechtfertigt ist. Kein Thriller der herkömmlichen Art und doch so einnehmend und fesselnd, dass ich noch lange bewegt sein werde. Der schonungslose und grausame Schreibstil stößt an der ein oder anderen Stelle ab- und ist erst dadurch perfekt geworden.

Veröffentlicht am 17.07.2019

Dieser Thriller hat mich zutiefst berührt...

1

Zum Buch: Die kleine Liv lebt mit ihren Eltern völlig abgeschieden auf einem Hof in der Einöde. Jens, ihr Vater, sammelt alles, was ihm lieb ist. Und weil sein kleines Mädchen doch bei ihm am besten aufgehoben ...

Zum Buch: Die kleine Liv lebt mit ihren Eltern völlig abgeschieden auf einem Hof in der Einöde. Jens, ihr Vater, sammelt alles, was ihm lieb ist. Und weil sein kleines Mädchen doch bei ihm am besten aufgehoben ist, behält er sie einfach ganz bei sich, indem er ihren Tod vortäuscht und sie dann versteckt hält. Und so lebt Liv ein Leben, welches für sie völlig normal ist, aber für andere total krank…

Meine Meinung: Sehr feinfühlig beschreibt die Autorin das Leben auf dem abgeschiedenen Hof in alles Facetten. Die Charaktere wachsen dem Leser so ans Herz, denn Jens ist nicht etwa böse, nur anders. Seine Leidenschaft für die Natur hängt dicht zusammen mit seiner Vorliebe, alles aufzuheben. Und weil die kleine Liv ihm so ähnelt, liebt er sie ja auch so…
Das Leben der Mutter, die am Ende nur noch im Bett liegen kann, weil sie einfach für alles andere zu dick ist, wird auch gut gezeichnet. Und der Leser wird vorsichtig dahingeführt, wo es zum Schluss endet…
Dieses ist ein sehr gefühlvoller Thriller, der mich im tiefsten Herzen berührt hat. Der Schreibstil ist auch sehr flüssig zu lesen und die kurzen Kapitel werden aus verschiedenen Perspektiven geschrieben. Durch Briefe der Mutter erfährt der Leser dann ihre ganze Geschichte.

Mein Fazit: Dieser Thriller wurde nicht umsonst mit mehreren Preisen gekürt und gehört für mich auf jeden Fall zu meinen Lese-Highlights in diesem Jahr!