1930: Der unehelich geborene Josef ist eine Schande für seinen Großvater und bekommt dies täglich zu spüren. Seine Kindheit ist geprägt von Angst und fehlender Nähe. Erst nach einem Umzug erfährt er in einer neuen Nachbarsfamilie Anerkennung und Zuneigung. Da ist vor allem Wilhelm, der ihn fördert und schützt, und Josefs Leben scheint sich endlich zum Guten zu wenden. Aber der arglose Junge ahnt nicht, dass hinter Wilhelms Freundlichkeit mehr steckt. Der aufstrebende SA-Mann formt Josef zu seinem ergebenen Helfer und benutzt ihn dazu, die Bewohner des Ortes auszuspionieren. Josef geht voller Stolz in dieser Mission auf. Doch dann erfährt er etwas, das sein bisheriges Leben aus den Fugen geraten lässt.
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Normalerweise lese ich ungern Bücher über dieses Thema, doch dieses wurde mir empfohlen, deshalb habe ich es mal versucht.
Ich fand die Geschichte wirklich gut und habe mich sehr darin vertieft. Der kleine ...
Normalerweise lese ich ungern Bücher über dieses Thema, doch dieses wurde mir empfohlen, deshalb habe ich es mal versucht.
Ich fand die Geschichte wirklich gut und habe mich sehr darin vertieft. Der kleine Josef wird von Kindheit an von seiner Familie ausgegrenzt, geschlagen und misshandelt. Bis die Familie umzieht und er Anschluss bei den Nachbarn findet. Diese sind eine herzliche Familie und nehmen ihn gerne mit auf. Vor allem Wilhelm hat ein interesse an ihm, da er in ihm Potenzial sieht.
Wir erleben wie Josef aufwächst, in einer Zeit, die man nicht mehr zurück haben will. Er schließt sich der Hitlerjugend an und steigt immer weiter auf, wird auf eine gewisse Art selbst grausam und möchte mit allen mitteln seine Herkunft vergessen.
Emotional hat mich das Buch sehr mitgenommen, man hat den Sog gemerkt, in dem Josef gezogen wurde. Es ging zwar aufwärts für ihn, doch war das Ganze eher eine Abwärtsspirale.
Das Ende hat mir gut gefallen, auch wenn es nicht so detailliert war, wie ich mir gewünscht hätte.
Der kleine Josef, der sich später Josse nennt, findet in seiner Familie nur Kälte, Ablehnung und Gewalt, da er unehelich geboren ist und der Großvater ihn für den sozialen Niedergang der Familie verantwortlich ...
Der kleine Josef, der sich später Josse nennt, findet in seiner Familie nur Kälte, Ablehnung und Gewalt, da er unehelich geboren ist und der Großvater ihn für den sozialen Niedergang der Familie verantwortlich macht. Bei seinen neuen Nachbarn findet der kleine Junge, der trotz allem lebensfroh, aufgeweckt, freundlich und aufgeschlossen ist, das, was er im eigenen Haus entbehren muss: Zuwendung, Fürsorge und Interesse. Insbesondere Wilhelm ist dem Jungen sehr zugetan, nimmt sich seiner an und fördert ihn. Allerdings ist Wilhelm auch Anhänger der aufkommenden nationalsozialistischen Bewegung und macht Josef zu seinem Instrument, ihrer beider Heimatdorf auszuspionieren und somit auf Linie der neuen Partei zu bringen. Josef steigt dabei in der Hitlerjugend immer weiter auf, beginnt aber zugleich auch immer wieder zu hinterfragen, ob das, was Wilhelm von ihm verlangt und was Josef aus Bewunderung und Liebe zu ihm immer wieder tut, wirklich das Richtige ist. Dann macht er eines Tages eine Entdeckung, die seine ganze Existenz und seine Beziehung zu Wilhelm infrage stellt.
Aus der Sicht des Jungen schildert die Autorin, wie sich der lange Schatten des Nationalsozialismus über das Land ausbreiten, wie die giftige Saat langsam gerade in den Köpfen der Unschuldigen ausbreitet. Von Anfang an begleitet den Leser, der sich zunächst darüber freut, dass es jemanden gibt, der sich für Josef einsetzt, ein unangenehmes Gefühl, das umso bedrückender wird, je offensichtlich die Parolen der Nazis Eingang finden in die Lebenswelt des Jungen. Die Bücherverbrennung ist ein erster Höhepunkt in der Fanatisierung der Anhänger der Bewegung. Dabei bezieht sich die Autorin vielfach auf originale Quellen, was das Geschehen authentischer wirken lässt. Keimen in Josef erst langsam kleine Zweifel, so gibt es in seinem Dorf doch auch viele beeindruckende Beispiele für Zivilcourage, die sich dem unmenschlichen Regime in vielen kleinen Akten der Humanität entgegenzuwerfen versucht.
Sehr anschaulich, lebendig und gut nachvollziehbar zeigt Angelika Rehse mit ihrem Buch auf, wie so etwas wie der Nationalsozialismus „passieren“ konnte. Es ist ein wichtiges Buch, das nachfolgenden Generationen deutlich macht, wie das Gefühl des Ausgestoßenseins, der Unzulänglichkeit und der Demütigung den Nährboden bereitet für die verführerischen Parolen eines Regimes, das seinen Anhängern auf Kosten anderer, ausgewählter Sündenböcke und Feindbilder das Gefühl von Stärke, Macht, Überlegenheit, Stolz, Zusammengehörigkeit und Volksgemeinschaft vermittelt. Diese Bewegung verstand es auf sublime Art, ihre böse Saat in einen nahrhaften Boden zu legen. Und nur das Wissen darum kann verhindern, dass eine solche Saat zukünftig noch einmal aufgehen kann. Von daher ist der Roman „Josses Tal“ ein wichtiges Buch, weil es dieses Wissen nicht einfach nur zu vermitteln sucht, sondern es anschaulich, erlebbar und nachvollziehbar macht und somit umso beeindruckender ist.
Einzig der Schluss, der für mein Gefühl die Geschichte zu schnell zu einem Ende führt und die Dinge zu unvermittelt auflöst und die Fratze des Bösen zu demonstrativ bloßlegt, lässt Wünsche offen.
Dies ist ein Erstlingsroman von der Autorin Angelika Rehse. Er erzuählte die Geschichte eines Jungen in der Zeit von 1930 bis 1943 im damaligen Schlesien. Als historischer Roman wird das Aufwachsen des ...
Dies ist ein Erstlingsroman von der Autorin Angelika Rehse. Er erzuählte die Geschichte eines Jungen in der Zeit von 1930 bis 1943 im damaligen Schlesien. Als historischer Roman wird das Aufwachsen des Protagonisten in Rückblenden erzählt.
Der Roman beginnt 2004. Helene hat erfahren, dass ihre Urgroßmutter 1942 unter mysteriösen Umständen ums Leben gekommen ist. Sie möchte deren Tod aufklären und den Verantwortlichen zur Rede stellen. Ihr Weg führt sie nach Norwegen zu einem Einsiedler, in Josses Tal.
Sie findet Josef und Josef ist froh, dass er sich nach so vielen Jahren die Schuld von der Seele reden kann.
Josef ist unehelich geboren. Mit fünf Jahren ist er 1930 immer noch eine Schande. Als seine Mutter wieder daheim bei ihren Eltern eingezogen ist, zieht der Großvater mit allen in einen anderen Ort, um den Blicken und dem Gerede der Nachbarn zu entgehen.
Josef geht es nicht gut bei seinem Großvater, der ihn immer wieder verprügelt, und bei der Mutter, die ihm aus Angst vor ihren Eltern keine Liebe schenkt.
Als ihn Wilhelm eines Tages vor den Schlägen des Großvaters beschützt, ist Josef begeistert von dem jungen Mann. Er ist ihm dankbar und er vergöttert Wilhelm. Und er möchte, wenn er groß ist, auch solch eine braune Uniform tragen. Wilhelm ist in der NSDAP und trägt die Uniform der SA.
Wilhelm wird der Felsen, den er in seiner Familie nicht findet. Für Wilhelm macht Josef alles. Der aufwachsende Josef weiß nicht, dass es zu viel für Wilhelm macht und welche Konsequenzen seine Handlungen haben können. Aber je älter er wird, umso unwohler ist ihm bei seinen Taten.
Doch davon wird er Wilhelm nichts erzählen!
Angelika Rehse hat einen Entwicklungsroman geschrieben, der das Heranwachsen eines jungen Menschen zur Zeit der Nazidiktatur in lebhaften Bildern und spannenden Handlungen aufzeigt. Sie schildert dabei wie nebenbei, wie einfach es sein kann, jungen Menschen falsches Gedankengut in die Köpfe zu pflanzen.
Dabei verheimlicht sie nicht, dass dafür nicht nur Sätze ausreichen, sondern ein entsprechender Nährboden innerhalb der Familie und näheren Umgebung existieren muss. Parallelen zur heutigen Gesellschaft sind unverkennbar.
Die Spannung liegt von vornherein in den Gegensätzen der Familie Josefs und in der Figur des Gönners Wilhelm. Wilhelms Familie kann man in dieser Betrachtung nicht so ohne weiteres einbeziehen. Als Leser wird man getrieben von dem Wunsch, dass Josef doch endlich die Wahrheit erkennen möchte, um nicht noch tiefer in den verbrecherischen Sumpf einzusinken. Dabei gibt es Passagen im Roman, die man einfach nicht lesen möchte, weil sie so von Zynismus triefen, dass es einem Schmerzen bereitet.
Zu einer dramatischen Wendung kommt es, als Josef von seiner tatsächlichen Herkunft erfährt. Von da an wird der Protagonist von Angst getrieben und die Leser von einem neuen Tempo um den weiteren Verlauf des Heranwachsens.
Mir hat der Roman sehr gut gefallen und ich fand die Entwicklung des Protagonisten nicht nur interessant, sondern durchaus spannend. Die Rahmenhandlung im Jahre 2004 schafft einen weiteren Spannungsbogen, der das Verhältnis der Urenkelin zum damaligen Mittäter, wie Josef sich selbst sieht, beschreibt.
In ihrem beeindruckenden Debüt „Josses Tal“ schildert die Autorin Angelika Rehse, eine Geschichte über das fiktive Schicksal des unehelich geborenen Josefs, während des Nazi-Regimes und über dessen Zerrissenheit ...
In ihrem beeindruckenden Debüt „Josses Tal“ schildert die Autorin Angelika Rehse, eine Geschichte über das fiktive Schicksal des unehelich geborenen Josefs, während des Nazi-Regimes und über dessen Zerrissenheit zwischen Schuld und der Sehnsucht nach Vergebung.
Inhalt:
1930: Josef ist ein uneheliches Kind und eine Schande für seinen Großvater, der ihn seine Enttäuschung mit Schlägen täglich spüren lässt. Mit seiner Mutter im Haus der Großeltern erlebt Josef eine Kindheit, die geprägt ist von Angst und Schuld, fehlender Nähe und Geborgenheit. Als er seinen Nachbarn Wilhelm kennenlernt, erfährt er zum ersten Mal in seinem Leben Freundschaft und Zuneigung. Wilhelm beschützt und fördert Josef – und nutzt dessen Arglosigkeit aus, um für ihn, der Hitler treu ergeben ist, die Bewohner im Ort auszuspionieren. Stolz auf diese Aufgabe und seine neue Uniform wird er zu einem folgsamen Gehilfen, doch dann erfährt Josef etwas, das sein bisheriges Leben aus den Fugen geraten lässt …
Meine Meinung:
Die Autorin Angelika Rehse ist im Umfeld von Heimatvertriebenen, ausgewachsen. Unter dem Eindruck der erzählten und verschwiegenen Geschichten der Generation ihrer aus Schlesien stammenden Eltern, wurde sie zu der Lebensgeschichte des unehelich geborenen Josefs, inspiriert.
Im Jahr 2004: Helen löst eine vergilbte Ansichtskarte aus der Familienchronik, die am 20. September 1945 in Lillehammer an den Bürgermeister im schlesischen Reichenbach, dem Geburtsort ihrer Großmutter, abgestempelt wurde. Auf der Karte stand: „Habe den Krieg überlebt. Den Kummer, den ich im Kreis verursacht habe, bedaure ich zutiefst. J. T.“ Helen hat Mühe Josef ausfindig zu machen, der in einem abgelegenen Tal ein Eremitendasein führt. Sie fährt zu ihm und will mehr über den Tod ihrer Urgroßmutter erfahren.
Josef ist offen und bereit, sich vor Helen zu öffnen und erzählt ihr seine Lebensgeschichte.
Als uneheliches Kind wird er 1925 geboren, von seinem Großvater aufs schändlichste misshandelt und von den Dorfkindern, verspottet und gehänselt. Als die Familie der Schande wegen 1930 ins dörfliche Dorotheenthal umzieht, wird die Lage für Josef nicht besser. Er wächst in ständiger Angst und mit Schuldgefühlen auf, bis er Wilhelm Reckzügel einen Medizinstudenten, kennenlernt. Wilhelm kann gerade mal wieder eine Prügelattacke gegen Josef abwenden und nimmt ihn kurzerhand mit zu seinen Eltern. Wilhelm lenkt seine Aufmerksamkeit voll auf Josef, fördert ihn und hat ein leichtes Spiel, ihn für die Hitlerjugend zu begeistern. Zum ersten Mal in seinem Leben, wird Josef wahrgenommen und lässt sich von Wilhelm, immer mehr manipulieren!
Josefs Mutter liegt im Sterben und erzählt endlich von seinem Vater, doch er weicht entsetzt zurück, will das nicht hören und stürmt wutentbrannt aus dem Haus. Erst bei Wilhelms Familie, kommt er zur Ruhe und seiner Vergangenheit geht er schlicht aus dem Weg. In einer schicken Uniform als Pimpf und seinem Aufstieg zum Fähnleins Führer, wird er plötzlich auch von den Dorfkindern, wahrgenommen und akzeptiert. Wilhelm, der SS Mann fordert Josef auf, die Dorfbewohner zu bespitzeln und zu denunzieren. Für Josef, mit dem Verkauf seiner Kaninchen ein leichtes Spiel, denn er kann arglos von Haus zu Haus ziehen ohne dass ein Verdacht auf ihn fällt. Mit der Zeit missfallen ihm aber Wilhelms Ansichten und seine Beobachtungen, äußert er ihm gegenüber nicht mehr ganz so offen.
Der Tag der Abrechnung von Wilhelm kommt und nimmt eine unerwartete tragische Wendung für Josef, mit der ich so nicht gerechnet hätte.
Fazit:
Der Autorin ist es mit ihrem flüssigen Schreibstil hervorragend gelungen, mich für ihre historische Zeitreise, die geschickt in fiktiven Handlungen eingebettet ist, zu begeistern. Weniger gefiel mit, dass im Laufe der Geschichte, immer wieder Fragen auftauchten, die bis zum Schluss nicht zur Sprache kamen und damit offen bleiben. Ob gewollt oder nicht, kann ich hier nicht beurteilen!
Von mir 4 von 5 Sternen!
Der Roman erzählt über einen Aspekt aus der Zeit des Nationalsozialismus, wie ich es bisher noch nicht gelesen habe. Die Hauptfigur – Josef bzw. Josse – wird seit Kindestagen systematisch von einem vermeintlichen ...
Der Roman erzählt über einen Aspekt aus der Zeit des Nationalsozialismus, wie ich es bisher noch nicht gelesen habe. Die Hauptfigur – Josef bzw. Josse – wird seit Kindestagen systematisch von einem vermeintlichen Förderer an die nationalsozialistische Ideologie herangeführt und indoktriniert. Aufgrund seiner persönlichen Verhältnisse (ungeliebtes uneheliches Kind) ist Josef äußerst empfänglich für diese Art der Beeinflussung. Er steigt in der Rangordnung der Jugendorganisationen auf, wird in seinem schlesischen Dorf zum Spitzel und Denunzianten. Dabei lädt er eine große Schuld auf sich. Irgendwann machen sich Zweifel in ihm breit.
Die Autorin hat gut recherchiert. Gefallen hat mir, dass die Geschichte in einem Dorf angesiedelt ist, wo die Propaganda des Naziregimes doch eher nicht auf so fruchtbaren Boden treffen sollte. Doch weit gefehlt. Die erfolgreiche Manipulation eines Kindes ist erschreckend zu lesen und ist zumindest im Ansatz eine Erklärung auf die Frage späterer Generationen, wie die Zeitgenossen bei all dem Schrecklichen überhaupt mitmachen konnten. Sehr authentisch und typisch für das Schlesische ist die Wiedergabe von Personenbezeichnungen unter Voranstellung des Nachnamens und des nachfolgenden Vornamens oder Berufes. Ein wenig rasch ging es mir am Ende zu mit der raschen Läuterung und Flucht von Josef.
Zu empfehlen für Leser historischer Romane aus der Zeit des Nationalsozialismus.