Anne Gesthuysen spannt einen großen Bogen über drei Generationen von Frauen am Niederrhein – vom Zweiten Weltkrieg über die spießigen 1950er Jahre und die spannenden 1970er Jahre mit Anti-AKW-Protesten bis in die Gegenwart.
Ruth und Walter sind 65 Jahre verheiratet, als ihre Ehe kurz vor dem Aus steht. Denn seitdem Ruth einen Unfall hatte, leben die beiden in einem Appartement mit „betreutem Wohnen“, wo Ruth richtig aufblüht mit vielen Freundinnen und in einem Singkreis, aber Walter sich so gar nicht wohlfühlt.
Ruths Enkelin Sara auf der anderen Seite steht vor der Entscheidung, für die Karriere nach Cambridge zu gehen und – mit einem kleinen Sohn - eine Wochenendbeziehung in Kauf zu nehmen.
Meine Meinung:
Das Buch „Mädelsabend“ ist das erste Buch von Anne Gesthuysen, das ich gelesen habe, und ich war sofort so begeistert, dass ich die anderen Bücher auch unbedingt noch lesen möchte.
Der sehr direkte und wunderbar flüssige, auf den Punkt bringende, Schreibstil hat mir den Einstieg in den Roman unheimlich leicht gemacht. Ich habe mich beim Lesen sofort wohlgefühlt und das ganze Setting, das viel Lokalkolorit vom Niederrhein rüberbringt, sehr genossen.
Die handelnden Personen sind sehr aussagekräftig und authentisch gezeichnet und man kann ich ein rundes Bild von den Charakteren machen, weil die Handlung auf ganz verschiedenen zeitlichen Ebenen spielt und immer wieder Rückblenden in verschiedene Jahrzehnte eingebaut werden.
Die Geschichte von Ruth, die in ihrer Ehe mit Walter nicht viel zu sagen hatte und sich vieles gefallen lassen musste, hat mich wirklich sehr bewegt und berührt. Ihre Erlebnisse in 65 Jahren Ehe sind schon sehr prägend.
Auf der anderen Seite regt auch die Geschichte der Enkelin Sara sehr zum Nachdenken über den eigenen Lebensentwurf und die eigenen Prioritäten an und zeigt, dass es keine einfachen Lösungen gibt, sondern nur ganz individuelle Entscheidungen.
Der Roman wird mich gedanklich sicherlich noch lange begleiten, weil er so wichtige und elementare Dinge des Lebens behandelt und eine tolle Familiengeschichte mit einprägsamen Persönlichkeiten geschildert hat.
Fazit:
„Mädelsabend“ hat für mich das Zeug zu einem echten Lieblingsbuch!