Cover-Bild Blasse Helden
(11)
  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
22,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Knaus
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Erzählende Literatur
  • Seitenzahl: 320
  • Ersterscheinung: 12.03.2018
  • ISBN: 9783813507775
Arthur Isarin

Blasse Helden

Roman
Mit seinem Debüt "Blasse Helden" gelingt Norris von Schirach alias Arthur Isarin ein "kühnes literarisches Abenteuer" (Viktor Jerofejew)

Ausgerechnet in den Trümmern der Sowjetunion hofft der romantische junge Deutsche Anton jene Leichtigkeit zu finden, die er im Westen vermisst. Jenseits von Moral und Ideologie betritt er Anfang der 1990er Jahre Moskau wie durch eine Tapetentür, um hier auf dem ausgebrannten Stern ein radikal freies Leben zu führen, interessiert nur an Geld, Frauen und der großen russischen Kultur. Sein lustvoller Gleitflug endet jäh, als Putin ein Jahrzehnt später die Szene betritt. Anton muss sich entscheiden.

Weitere Formate

Dieses Produkt bei deinem lokalen Buchhändler bestellen

Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 01.04.2018

Russisches Jahrzehnt

0

Anton macht sich Anfang der 90er auf nach Russland, genauer Moskau. Er ist auf der Suche nach Leichtigkeit, einem Leben ohne Zwänge. In seiner Zeit in Moskau lernt er die russische Mentalität und auch ...

Anton macht sich Anfang der 90er auf nach Russland, genauer Moskau. Er ist auf der Suche nach Leichtigkeit, einem Leben ohne Zwänge. In seiner Zeit in Moskau lernt er die russische Mentalität und auch sich selbst kennen.

Das Cover ist recht nichtssagend und unspektakulär. Dadurch passt es aber auch gut zum Titel, denn blassen Helden bedürfen nicht viel Farbe.

In diesem Buch folgt man Anton durch seine Erlebnisse in Russland. Man erfährt einiges über dieses Land, das sich in den 90ern erst wieder selbst finden musste und über die Menschen die darin leben.
Anton selbst wirkt dabei vielleicht etwas unscheinbar, blass eben, und auch wenn ich lange brauchte um mit ihm als Hauptcharakter warm zu werden, passt er sehr gut in dieses Buch. Denn dies ist in erster Linie eine Geschichte über Russland und seiner Menschen und weniger eine über Anton. Genau wie das Land, macht auch Anton eine Entwicklung durch, steht dabei aber nicht im Mittelpunkt, auch wenn sich alle Ereignisse um ihn drehen, aus seiner Sicht betrachtet werden.
Man erhält hier Einblick in reale und fiktionale Geschehnisse im Russland der Neunziger. Man erlebt wie es zwischen Vergnügen und Macht aussieht. Lernt die schönen Seiten des Landes kennen, aber auch seine Schattenseiten.

Dies und noch mehr hat der Autor präsentiert der Autor sprachlich gut verpackt. So kann die Sprache hier gehoben wirken und dort durchdrungen von Wortschöpfungen nahezu poetisch daherkommen. „Blasse Helden“ war für mich kein Buch, das man einfach mal eben so weg liest, man muss schon etwas mehr Zeit einplanen, aber es lohnt sich durchaus es zu lesen. Diese Buch ist alles andere als Mainsteam und regt zum Nachdenken an. Trotz einiger kleiner Abstriche, hat es mir gut gefallen.

Veröffentlicht am 03.06.2018

The Russian Way

0

Arthur Isarins Roman "Blasse Helden" erscheint im Knaus Verlag. Er führt uns in die 90er Jahre nach Russland.


Auf der Suche nach Leichtigkeit und Freiheit zieht der junge Anton Anfang der 90er von Deutschland ...

Arthur Isarins Roman "Blasse Helden" erscheint im Knaus Verlag. Er führt uns in die 90er Jahre nach Russland.


Auf der Suche nach Leichtigkeit und Freiheit zieht der junge Anton Anfang der 90er von Deutschland nach Russland. Sozusagen im Gegenverkehr zu den von dort flüchtenden Spätaussiedlern. Anton arbeitet in Moskau für einen Rohstoffhändler, zieht Geschäfte an Land und erlebt Umbruch, Korruption und wie das Kapital langsam, aber sicher die Macht gewinnt.


Diesen Roman habe ich als Buchflüsterin erhalten, ansonsten hätte ich mir diese Thematik nicht ausgesucht.

Der blasse Held Anton findet in Moskau ein Land im Wandel vor. Er herrscht Rezession, die Einkommen sind geschrumpft, im Gegenzug stieg die Todesrate durch Alkoholismus dagegen stark an. Die sozialen Bedingungen sind katastrophal und Prostitution und Kriminalität nehmen rapide zu.

Lieferschwierigkeiten von Kohle, Wodka und kollektives Saufen mit Geschäftspartnern, problematische Arbeitseinstellung, Materialermüdung und Verschleiß: Russland hat Probleme, die wiederum im Wodka ertränkt werden. Ein Teufelskreis.

Doch Anton nutzt seine Position aus und fühlt sich in Moskau recht wohl, er ist Ökonom und nicht ungebildet, trotzdem versprüht seine Figur nur einen blassen Charme, um nicht zu sagen, gar keinen.

Durch seinen Job als hohes Tier in der Kohlebranche und als Mann aus dem Westen ist er ein gern gesehener Gast, er hat wechselnde kurze Liebschaften, empfindet aber keine echten Gefühle für die Frauen. Binden würde er sich nicht, er genießt das protzige Leben in Saus und Braus. Als Jelzins Regierungszeit von Putin abgelöst wird, geht Anton, denn seine Freiheit geht ihm über alles.


Das Buch hat einen Aufbau in Form von Episoden, der Schreibstil ist recht plakativ und wirkt journalistisch, es lässt sich dennoch leicht lesen. Mit hat neben den landesgegebenen Vorgängen und Lebensweisen trotzdem etwas gefehlt. Ich kann es gar nicht genau sagen was, aber Anton allein hat mir nicht gereicht.

Die gesellschaftlichen Bedingungen sorgen für schwierige Verhältnisse in Russland im Umbruch nach Jelzin, man erkennt die Lage der einfachen Bevölkerung und dennoch erzählt der Autor durch Anton scheinbar leicht und teilweise humorvoll die ungeschönte Wahrheit. Es ist fraglich, ob die Menschen in Russland ihre Lage wirklich einfach nur erdulden oder ob der Wodka ihnen hilft, aber mich konnte diese Geschichte nicht richtig erreichen.

Anton erlebt einen Ritt auf dem Feuer, er spielt mit seiner Macht, setzt sich über Moral hinweg und zeigt damit schonungslos offen die Mentalität und Probleme vor Ort.
Irgendwie wollte der Autor die Situation und den gesellschaftlichen Wandel Russlands aufzeigen, mir konnte er damit aber nicht mehr vermitteln als Informationen über Land und Leute.

Anton ist und bleibt für mich ein blasser Held, moralisch verdorben und entwickelt nur zögerlich ein wenig Bedenken. Zu wenig in meinen Augen und daher konnte mich dieses Buch auch nicht überzeugen.


Der Roman „Blasse Helden“ führt in die Zeit zwischen Kommunismus und Putinregierung, der Sozialismus ist erledigt, der Kapitalismus hält Einzug. Wer sich für diese Zeit interessiert, findet mit diesem Buch eine passende Lektüre.

Veröffentlicht am 02.04.2018

Wie alles anfing

0

nach dem Ende nämlich. Was war so los nach dem Ende der Sowjetunion? Anton aus Deutschland hat schon immer gern in Extremen gelebt und so geht er kurz nach der Auflösung dieser riesigen Staatengemeinschaft ...

nach dem Ende nämlich. Was war so los nach dem Ende der Sowjetunion? Anton aus Deutschland hat schon immer gern in Extremen gelebt und so geht er kurz nach der Auflösung dieser riesigen Staatengemeinschaft nach Moskau, um Business zu machen.

Und er stösst auf eine andere Welt: eine, in der sozusagen alles möglich ist - naja, vieles zumindest. Die Menschen gehen an ihre Grenzen, probieren aus, was alles so möglich ist. Das Russland Jelzins strotzt nur so vor Dollars, schillernden Gestalten - und vor Korruption. So besucht er zum Beispiel eine Feier in der Wohnung eines russischen Intellektuellen, einem heruntergekommenen Loch, das jedoch prall gefüllt ist mit den wunderbarsten und seltensten Büchern. Und ihm wird ein - Business ist Business - ein tiefgefrorener Mammut angeboten, dessen Artgenosse leider schon verspeist wurde.

Ja, es geht rund in Russland und in der Ukraine, in die sich Anton auch begibt. Ganz klar kann man hier die Anfänge des Oligarchentums, von dem heutzutage wieder und wieder die Rede ist, ausmachen. Andererseits muss der Leser sich klarmachen, dass er hier auf einen kleinen und engen Mikrokosmos trifft, auf einen kleinen Teil dessen, was es gab. Das Leben auf dem Lande war sicher ganz anders.

Atmosphärisch ist stets die Schilderung der Umgebung, eher gesichtslos die Figuren: also blasse Helden im wahrsten Sinne des Wortes. In diesem Roman wird viel gezeigt, vieles bleibt aber auch ungeschrieben. Eine interessante Geschichte, die leider - wie die Menschen der damaligen Zeit - auch wieder und wieder an ihre Grenzen stößt. Dennoch ist dies ein Einblick, der sich lohnt - ein Blick auf eine teilweise vergangene Welt, die uns jedoch vieles verstehen lässt. Wohlgemerkt: verstehen, aber nicht gutheißen.

Ein Roman, den ich Lesern empfehle, die sich gerne zurückversetzen lassen in die 1990er - und mal schauen, was damals so los war hinter dem Eisernen Vorhang, der keiner mehr war.

Veröffentlicht am 10.02.2023

Blasse Gesellschaftsstudie

0

Ein erster Blick auf den Klappentext weckte gleich meine Neugier: Russland in den 90er Jahren. Warum nicht?

Als Schauplatz dient überwiegend das dekadente Leben Moskaus aus Sicht eines privilegierten ...

Ein erster Blick auf den Klappentext weckte gleich meine Neugier: Russland in den 90er Jahren. Warum nicht?

Als Schauplatz dient überwiegend das dekadente Leben Moskaus aus Sicht eines privilegierten Deutschen. Anton ist in den 30ern, arbeitet in der Kohlebranche und hat - neben schönen Frauen – ein Faible für Theater, Oper & klassische Literatur. Letzteres konnte ich nur schwer nachvollziehen, genau wie der Charakter Anton schwer zu erfassen war. Obwohl ich das Buch innerhalb von 3 Tagen ausgelesen habe, habe ich keinen Draht zur Hauptfigur gefunden. Zu oberflächlich war seine Darstellung, seine Gedankengänge ohne Tiefgang… Dazu beigetragen hat sicher der Aufbau des Romans. Dieser besteht aus sieben Anekdoten, die sich während Antons neun Jahren in Russland zugetragen haben. Die Ereignisse werden zwar chronologischer Reihenfolge erzählt, haben jedoch kaum Bezug zueinander. Ohne den Hauptprotagonisten könnte es sich ebenso um eine Sammlung von Kurzgeschichten handeln. Trotzdem oder gerade deshalb bleibt man als Leser bei der Stange. Der Schreibstil des Autors ist eingängig, mit ein paar Fachbegriffen gespickt und doch leicht zu lesen. Die Episoden sind skurril, teils unvorstellbar und streckenweise sogar unterhaltsam. Sie bieten interessante Einblick in die russische Gesellschaft. Allerdings reichen dieser kurzweiligen, jedoch recht „blassen“ Abstecher in die Vergangenheit nicht, um mir nachhaltig im Gedächtnis zu bleiben.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 31.03.2018

Anspruchsvolle Lektüre - nicht ganz mein Fall

0

„Prioritäten setzen ist in diesen nichtlinearen Zeiten elementar“. Das sagt Antons Chef Ehrenthal zu ihm. Anton hält sich an den Spruch und setzt Prioritäten. Schnellt lernt er von seinen Kollegen Korruption, ...

„Prioritäten setzen ist in diesen nichtlinearen Zeiten elementar“. Das sagt Antons Chef Ehrenthal zu ihm. Anton hält sich an den Spruch und setzt Prioritäten. Schnellt lernt er von seinen Kollegen Korruption, Einflußnahme und das genießen von schönen Frauen. Sein Job bei einem Rohstoffhändler ermöglicht ihm einen Fuß in die obere russische Gesellschaft der 1990er Jahre zu setzen. Jedoch ist nicht jeder das was er scheint und er „freundet“ sich gelegentlich mit den falschen „Freunden“ an.
Anton als Protagonist ist ein freiheitsliebender Mensch, den es nicht lange an einem Ort hält. Er hat eine eigene Meinung, vertritt diese jedoch nicht nach außen und wertet nicht. Etwas arrogant und oberflächlich verkehrt er vor allem in der Welt der neureichen Russen auf Partys, mit Frauen und viel Alkohol. Nach einiger Zeit in Russland wandelt er sich etwas und hinterfragt etwas mehr, mischt sich mehr ein.
Anton Isarin hat einen anspruchsvollen Roman zum Russland der 1990 er Jahre geschrieben. Besonders gelungen sind die Beschreibungen der allgegenwärtigen Korruption, der grauen, tristen Architektur und das leichte Leben mit schönen Frauen. Doch obwohl er dies so gut zu Papier gebracht hat, hat mir das ein oder andere nicht gefallen. So zum Beispiel handelt es sich bei dem Buch eher um einzelne Episoden, die zwar chronologisch dargestellt werden, aber eben nicht ineinander fließen. Mir fehlt hier ein verbindendes Element, das das Buch zu einem Roman und nicht einer Sammlung von irgendwie zusammenhängenden Kurzgeschichten macht. Auch Antons kulturelle Erlebnisse waren mir zu häufig und detailliert geschildert. Ein paar Szenen um die politische und alltägliche Situation in Moskau und den ländlichen Gegenden hätten meines Erachtens nach dafür konkreter und ausführlicher beschrieben werden können.
Fazit:
Über das Buch und seinen Inhalt kann man gut diskutieren. Ebenso, ob man es unbedingt gelesen haben muß. Ich denke, es handelt sich um ein Buch, über das man sich selbst eine Meinung bilden sollte.