Dies ist Amras zweites Abenteuer. Amra ist 10 Jahre und lebt mit ihren Eltern in Berlin Charlottenburg, in einem Mehrfamilienhaus, in dem auch ihr Lieblingsonkel Feridun mit seiner Familie lebt. Amra ist neugierig und hat daher in ihrem ersten Abenteuer „Herr Katz, Isolde und ich – wie macht man eigentlich ein Buch?“ die Welt des Buchdrucks entdeckt. Diesmal hat Amra Schulferien und all ihre Freundinnen sind im Urlaub, es droht öde zu werden, aber Onkel Feridun, hat ihr ein 10- tägiges Schnupperpraktikum bei dem Dreh zu „Shivas Bruder“ bei dem er der verantwortliche Kameramann ist, besorgt. Da es eines von Amras Lieblingsbüchern ist und auch noch der angesagte Jungschauspieler Julian, die Rolle von Shivas Bruder übernehmen soll, ist sie gerne bereit in den Ferien unsäglich früh aufzustehen. Das muß sie auch, denn Frau Meierhenrich, die Produktionsleiterin hat ihr als Bedingung für die Schnuppererlaubnis einen ziemlich harten Regelkatalog aufgestellt, der Forderungen enthält wie: sei pünktlich, steh nicht im Weg, heule nicht, sei immer nett zu allen, vor allen den Schauspielern….. Puh, ganz schön viel woran sie denken soll! Doch Mascha die Garderobiere, die sie begleiten darf und der sie zur Hand gehen soll ist unglaublich nett, ebenso wie Kostümbildnerin Anna, oder der schrille und Maskenbildner Helga, Koch Pierre und viele andere. Dennoch gibt es auch andere, die sie anblaffen oder sogar beleidigen. Da kann einem ganz schön schnell mal die Zunge ausrutschen und genau das darf sie ja auf gar keinen Fall. Ob das Amras Aus am Set bedeutet?
Meine Tochter ist selbst 10 Jahre alt und in der Film AG ihrer Schule, daher ist sie genau in Amras Alter und kann sie sehr gut verstehen. Ihre Neugierde auf alles Neue und Unbekannte, aber auch ihre etwas bisweilen ungestüme Art. Da sie im gleichen Alter ist, hat sie ungefähr den gleichen Wissenshorizont und viele Wörter, die Eltern schon kennen, kennt sie natürlich noch nicht. Daher ist es super, daß Amra so jung für eine Praktikantin ist, da so ganz sicher wirklich alles erklärt wird und das auch noch ganz verständlich. Dennoch ist es kein langweiliges Sachbuch, sondern wirklich sehr kurzweilig. Denn neben Amras Erlebnissen am Set mit den vielen neuen wirklich schillernden Charakteren, erhält man natürlich auch Einblick in den fiktiven Filmplot. Neben der Neugierde auf den Fortgang von Shivas Geschichte, leidet man auch mit Amra und ihren Fettnäpfen, aber auch ihren Glückmomenten mit, denn Amra schafft es wirklich das Set zu bereichern.
Dabei ist das Buch auch ein optischer Hingucker, nicht nur wegen des ungewöhnlichen quadratischen Formates. Auch ansonsten ist die Gestaltung außergewöhnlich. Gedruckt ist der Text in der Optik alter Schreibmaschinen (Courier oder so). Da die Schriftgröße recht groß ist, lässt es sich sehr gut lesen und erinnert wirklich an Drehbuchtexte oder eben Maskenauszug, Drehplan und was es da noch so alles gibt (um das zu erfahren, lohnt es sich ja das Buch zu lesen. Gegliedert ist es daher in Rückblende, die nummerierten 10 Drehtage und den Abspann, was uns wirklich sehr gut gefällt, da es das Kinogefühl vertieft. Außerdem ist relativ am Anfang ein Überblick über Drehorte und Motive in und um Berlin, mit den einzelnen Drehtagen und Motiven abgedruckt. Dabei sind die einzelnen Drehorte farblich markiert. Sehr nützlich, da haben wir immer wieder hingeblättert, selbst Berlinern wird das sicherlich noch nützlich sein. Außerdem gibt es einen Überblick über das Filmteam, mit Bild, Name und Berufsbezeichnung, da bekommt man schon mal einen Eindruck darüber wie viele Menschen an so einem Set herumwuseln, auch wenn diese erst nach und nach in die Geschichte eingeführt werden. Zu Beginn eines jeden Drehtages wird daher auch noch mal das Motiv, die Rollen, die Szenenbeschreibung und das Filmteam (ausschließlich der Schauspieler, die findet man ja schon in der Szenenbeschreibung) aufgeführt, ehe Amras Erlebnis am Set losgehen. So bekommen die jungen Leserinnen wirklich einen tollen Eindruck von der Arbeit am Film und man fühlt ein bißchen so, als wäre man dabei, weil es wirklich Filmatmosphäre verbreitet.
Das empfohlene Leseralter wird mit ab 10 Jahren angeben, das ist vom Verständnis her aus sinnvoll. Allerdings können es auch gut noch ältere Mädchen lesen, da ja auch viele ältere Personen mitspielen. Amras Alter ist aber mit 10 Jahren sehr geschickt gewählt, da man in dem Alter sich noch traut nach zu fragen, da man weiß, daß niemand von einem erwartet, daß man schon alles weiß und man sich nie blöd fühlt wenn man fragt. Das sollte man später auch nicht, aber die Gefragten reagieren geduldiger und es ist irgendwie noch selbstverständlicher
Sehr schön, einfühlsam und ziemlich umfassend, dabei niemals langweilig. Schade nur, daß wir nun immer noch keine Ahnung haben, wie es Shivas Bruder Viktor denn nun am Ende ergeht, da Amra ja nur 10 Tage schnuppern darf.
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