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23,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Kanon Verlag Berlin
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: Politik
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 208
  • Ersterscheinung: 02.08.2023
  • ISBN: 9783985680856
Beliban zu Stolberg

Zweistromland

Roman
Als der Tigris in die Nordsee floss

Die Rechtsberaterin Dilan ist Tochter kurdischer Aleviten, die Verfolgung und Gewalt ausgesetzt waren. Doch darüber schweigen sie. Erst als ihre Mutter stirbt und sie selbst ein Kind erwartet, arbeitet Dilan gegen das unerträgliche Schweigen an: Sie reist nach Diyarbakır im Osten der Türkei. Die alte Stadt am Tigris ist die heimliche Metropole der Kurden. Hier haben ihre Eltern einst gelebt, geliebt und gekämpft.

Ein poetischer und brennend aktueller Roman über politischen Mut, qualvolles Vergessen und die gefährliche Reise einer jungen Frau.

»Beliban zu Stolberg erzählt eindrücklich von der Suche nach einer verschütteten Vergangenheit und dem Schmerz der Gegenwart. Ein Roman, der einen immer tiefer und tiefer hineinzieht in den Strom.« Ronya Othmann

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 20.11.2024

Das Leben der kurdischen Minderheit

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Dilan und Johan leben in Istanbul. Er wollte nicht nach Schweden zurück und so folgte er Dilan in die Türkei. Obwohl sich die Sprachlosigkeit zwischen sie geschlichen hat, erwarten sie ein Kind. Dilan ...

Dilan und Johan leben in Istanbul. Er wollte nicht nach Schweden zurück und so folgte er Dilan in die Türkei. Obwohl sich die Sprachlosigkeit zwischen sie geschlichen hat, erwarten sie ein Kind. Dilan fährt alleine zur Beisetzung ihrer Mutter nach Deutschland, vor allem um ihrem Vater beizustehen. Bei der Beerdigung taucht eine Frau auf, die Dilan nie zuvor gesehen zu haben glaubt, aber die Ähnlichkeit mit ihrem Vater ist unverkennbar. Als diese Frau anfängt abfällig über Dilans Mutter zu sprechen, möchte Dilan ihr das Glas Wein ins Gesicht schütten, das sie fest umklammert. Die Frau behauptet tatsächlich die Schwester Dilans Vater zu sein und dass sie an Dilans Bett gewacht habe, als die nach einem Unfall mehrere Monate im Koma gelegen habe.

Zurück in Istanbul verbringt Dilan die Abende und fast jede Nacht allein in ihrem Bett, weil Johan jetzt häufiger fern bleibt. Sie arbeitet in einiger Enfernung von Zuhause am Taksim Platz in einer Kanzlei für Wirtschaftsrecht. Ihre Kolleginnen sind hier, ganz anders als in ihrem Stadtteil, europäisch gekleidet. Dilan arbeitet gewissenhaft ihre Fälle durch, die Arbeit gefällt ihr. Doch dann bekommt sie eine Akte auf den Tisch, deren Bearbeitung sie viel Zeit kosten wird. Spontan verlässt Dilan das Gebäude und läuft durch die Stadt. Sie denkt an ihre Eltern, was weiß sie eigentlich über sie. Sie steigt in einen Bus, der nach Dijarbakir fährt, den kurdischen Teil der Türkei nahe Syrien und folgt den Spuren ihrer Eltern.

Fazit: Beliban zu Stolberg erzählt über das Leben der kurdischen Minderheit in der Türkei. Sie findet Worte darüber was verboten ist und welches Verhalten mit Folter geahndet wird. Die Geschichte ist durchgehend melancholisch, die Kindheit der Protagonistin voller Geheimnisse. Selbst in Deutschland lebend legen die Eltern die kurdische Sprache ab. Nur heimlich und wenn Dilan nicht verstehen soll wird kurdisch gesprochen. Niemand bringt ihr die Sprache bei, als sei Herkunft und Kultur ausgelöscht. Dabei hatte damals alles so gut angefangen. Beide Elternteile haben studiert und sich verliebt. Die Mutter hat sich für Aufklärung engagiert. Ganz kurz lässt die Autorin auf zwei späten Seiten aufblitzen, was Menschen passierte, die nicht ins System passen und dabei wird klar, dass das ihrer Mutter passiert ist. Eine tragische und wichtige Geschichte, die Menschen eine Stimme gibt, die niemand hören will, aber leider hat sie mich emotional nicht erreicht.

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Veröffentlicht am 06.01.2024

Durchs wilde Kurdistan

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Aufgewachsen in Deutschland, lebt Dilan nach dem Tod ihrer Mutter als Erwachsene mit ihrem Mann in Instanbul. Eines Tages bricht die Schwangere ohne Vorankündigung und ohne Ziel auf, um sich schließlich ...

Aufgewachsen in Deutschland, lebt Dilan nach dem Tod ihrer Mutter als Erwachsene mit ihrem Mann in Instanbul. Eines Tages bricht die Schwangere ohne Vorankündigung und ohne Ziel auf, um sich schließlich im Osten der Türkei wiederzufinden, wo ihre Familie ihre Wurzeln hat.
Die Rahmenhandlung mit der erwachsenen Protagonistin spielt im Jahr 2016, während mit einem Abstecher ins Jahr 1999 ihre Jugend beleuchtet wird. Dieser Zeitsprung macht klar, warum es für Dilan so wichtig ist, Nachforschungen nach den Aktivitäten ihrer Eltern anzustellen, die der kurdischen Minderheit in der Türkei angehörten. Die vorherrschenden Themen des Romans, Identität und Familie, werden eingebettet in die türkische Geschichte.
Obwohl wir uns in der seltsamen Situation vorfinden, in der die Hauptfigur scheinbar irrational und wenig nachvollziehbar agiert, fiel es mir leicht, Vertrauen in sie und ihre Entscheidungen zu setzen. „Dass die Stille alles andere zwischen uns verdrängt hatte, merkte ich zu spät. Die Stille war schon ausgelegen, die Mulden darin perfekt an unsere Körper angepasst.“ Mit einfühlsamer Sprache zeigt die Autorin, dass es nicht nur schwarz oder weiß, sondern viele Nuancen in den Gefühlen und Handlungen der Familienmitglieder gibt. Die Geschichte einer selbstbewussten Frau in einem schwierigen Umfeld hat mich begeistert und hallt nach.