Ein elternloses Leben führen und niemand merkt es?
Mit den Worten: „Bleibt im Auto. Ich bin gleich wieder da.“, verlässt eine Mutter ihren 11-jährigen Sohn und ihre zwei Töchter, um eine Pannenhilfe zu rufen. Doch sie kehrt nie zurück und wird wenig später ...
Mit den Worten: „Bleibt im Auto. Ich bin gleich wieder da.“, verlässt eine Mutter ihren 11-jährigen Sohn und ihre zwei Töchter, um eine Pannenhilfe zu rufen. Doch sie kehrt nie zurück und wird wenig später ermordet aufgefunden. Jack ist ab diesem Zeitpunkt für die neunjährige Joy und die zweijährige Merry verantwortlich und hält die kleine, junge Familie mit Einbrüchen über Wasser.
Wie gut kennen wir unsere Nachbarn wirklich? Haben wir immer nur ein Ohr und Auge gegenüber ihnen offen? Niemand merkt über Jahre Hinweg, dass minderjährige Kinder allein nebenan aufwachsen. Anfangs kommt mir die Wohnsituation konstruiert und surreal vor, jedoch beschreibt und erklärt die Autorin die Reaktion der Kinder auf solche Nachforschungen sehr gut. Noch dazu ist Belinda Bauer sehr gelungen wie Kinder auf den Tot eines Elternteils reagieren. Alle drei verarbeiten ihre Erinnerungen aus der Tatnacht unterschiedlich, haben alle ein Trauma entwickelt. Es geht in diesem Strang über das elternlose Leben und den Höhen und Tiefen dessen.
Schließlich kommt ein entscheidener Beweis ans Tageslicht und dieser bringt dann auch die Polizei ins Spiel. Diese war bislang nur mit der Aufklärung einer Einbruchserie aufgetreten. Jacks sehnlichster Wunsch, endlich Klarheit zu bekommen, ist somit wieder zum Greifen nah. Können die Ermittler wirklich den Cold Case aufklären oder wollen sie Jack nur wegen der Einbrüche drankriegen? Als dritter Handlungsstrang erscheinen Cathrine und ihr Mann Adam.
Die Zusammenführung gelingt schlüssig und der Spannungsbogen wird nochmal nachgespannt. Das Ende bezüglich der drei Kinder finde ich zwar schön und herzergreifend, wirkt auf mich allerdings sehr unwirklich sowie inszeniert. Ich fand den Schluss persönlich eher etwas verwirrend oder es lag an meiner Vorstellungskraft. Bis jetzt bin ich mir noch nicht sicher, ob es lediglich dem Schutz vor dem Kinderheim und der damit verbundenen Trennung galt. Ich vermute eher, dass die Autorin keinen Fokus auf eine klare Aufklärung es Falles legt.
Das Buch erzählt eine einzigartige Geschichte um drei Kinder, die ihr Leben alleine meistern. Der Blickwinkel von Jack ist sehr interessant, gerade weil es nicht wie Üblich die Erwachsenenperspektive darstellt. Mich hat der Kriminalroman „Die verlassenen Kinder“ sehr bewegt und gezeigt wie blind Menschen sein können. Ich spreche eine klare Leseempfehlung aus und vielleicht könnt ihr mich über das Ende aus eurer Sicht aufklären. Ich freue mich!