Cover-Bild Offene See
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9,99
inkl. MwSt
  • Verlag: DuMont Buchverlag
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: allgemein und literarisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Ersterscheinung: 20.03.2020
  • ISBN: 9783832184964
Benjamin Myers

Offene See

Roman
Ulrike Wasel (Übersetzer), Klaus Timmermann (Übersetzer)

Eine zeitlose und geradezu zärtliche Geschichte über die Bedeutung und Kraft menschlicher Beziehungen

Der junge Robert weiß schon früh, dass er wie alle Männer seiner Familie Bergarbeiter sein wird. Dabei ist ihm Enge ein Graus. Er liebt Natur und Bewegung, sehnt sich nach der Weite des Meeres. Daher beschließt er kurz nach dem Zweiten Weltkrieg, sich zum Ort seiner Sehnsucht, der offenen See, aufzumachen. Fast am Ziel angekommen, lernt er eine ältere Frau kennen, die ihn auf eine Tasse Tee in ihr leicht heruntergekommenes Cottage einlädt. Eine Frau wie Dulcie hat er noch nie getroffen: unverheiratet, allein lebend, unkonventionell, mit sehr klaren und für ihn unerhörten Ansichten zu Ehe, Familie und Religion. Aus dem Nachmittag wird ein längerer Aufenthalt, und Robert lernt eine ihm vollkommen unbekannte Welt kennen. In den Gesprächen mit Dulcie wandelt sich sein von den Eltern geprägter Blick auf das Leben. Als Dank für ihre Großzügigkeit bietet er ihr seine Hilfe rund um das Cottage an. Doch als er eine wild wuchernde Hecke stutzen will, um den Blick auf das Meer freizulegen, verbietet sie das barsch. Ebenso ablehnend reagiert sie auf ein Manuskript mit Gedichten, das Robert findet. Gedichte, die Dulcie gewidmet sind, die sie aber auf keinen Fall lesen will.

»Ein intensiver und bewegender Roman, der an J. L. Carrs ›Ein Monat auf dem Land‹ denken lässt.« The Guardian

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 29.03.2020

Alles ist im Fluss

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Der Autor Benjamin Myers hat mit „Offene See“ einen besonderen Roman geschrieben.
Robert dokumentiert sein Leben und beginnt mit dem 16jährigen Robert , der weiß, das er im Bergwerk arbeiten muss. Es ...

Der Autor Benjamin Myers hat mit „Offene See“ einen besonderen Roman geschrieben.
Robert dokumentiert sein Leben und beginnt mit dem 16jährigen Robert , der weiß, das er im Bergwerk arbeiten muss. Es ist kurz nach dem Krieg und er nimmt sich ein Jahr um durch das Land zu ziehen. Land zieht. Als er zu Dulcies Cottage kommt, wird er zum Tee eingeladen. Es beginnen interessante Dialoge zwischen ihnen.
Deren Freundin Romy Landau, eine deutsche Dichterin hatte Selbstmord begangen. Durch Robert redet Dulcie darüber. Robert repariert das Atelier der Dichterin und liest ihre Gedichte.

Sie sind ein witziges Gespann. Sie haben sich gegenseitig geholfen. Benjamin Myers lässt Roberts Leben bessern.

Der Autor hat einen intensiven humorvollen Schreibstil. Der Roman ist mit viel Poesie verarbeitet. Ich war von der Geschichte gefesselt. Hoffentlich wird mehr von Benjamin Myers ins Deutsche übersetzt.

Veröffentlicht am 15.11.2022

Zähe Poesie

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Ein Buch fürs Herz. Das bestreite ich gar nicht, jedoch zieht sich dieses Buch trotz der wenigen Seiten unheimlich. An was das liegt? Zum einen lebt das Buch von zahlreichen Aufzählungen und Beschreibungen, ...

Ein Buch fürs Herz. Das bestreite ich gar nicht, jedoch zieht sich dieses Buch trotz der wenigen Seiten unheimlich. An was das liegt? Zum einen lebt das Buch von zahlreichen Aufzählungen und Beschreibungen, die für mich zu viel des Guten waren. Und zum anderen ist das Buch, besonders der Anfang, mit wenigen wörtlichen Reden geschmückt. Wenn die dann doch auftauchen, ist es wieder sehr interessant und man möchte weiterlesen. Besonders haben mir die Passagen mit Dulcie gefallen, sie hat dem Protagonisten glatt die Show gestohlen. Dafür, dass das Buch nach dem zweiten Weltkrieg spielt, ist sie sehr modern, aufgeschlossen und ihrer Zeit weit voraus. Wenn jeder damals so eine Weltensicht gehabt hätte, hätte es wahrscheinlich keinen Krieg geben müssen. Auch haben mir die wenigen Gedichte im Buch sehr gefallen. Das Ende kann aber, trotz Tränchen, nicht verhindern, dass es allgemein für mich zu zäh war. Wer dieses Buch liest, braucht sehr viel Geduld. Von mir gibt es 7/10 ⭐.

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Veröffentlicht am 15.08.2020

3,5*: Entschleunigende, poetische Liebeserklärung an die Natur & ungewöhnliche Freundschaften – stellenweise leider langatmig!

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Spoilerfreie Rezension!

Inhalt

Der junge Robert soll (zu seinem Missfallen) in die Fußstapfen seines Vaters treten und auch Bergarbeiter werden. Zuerst unternimmt er aber nach dem Schulabschluss (kurz ...

Spoilerfreie Rezension!

Inhalt

Der junge Robert soll (zu seinem Missfallen) in die Fußstapfen seines Vaters treten und auch Bergarbeiter werden. Zuerst unternimmt er aber nach dem Schulabschluss (kurz nach dem 2. Weltkrieg) eine Reise zum Meer. Dabei trifft er auf eine unkonventionelle Dame, die seinen Blick auf die Welt für immer verändern wird…

Übersicht

Einzelband oder Reihe: Einzelband
Erzählweise: Ich-Erzähler, Präteritum
Perspektive: männliche Perspektive
Kapitellänge: mittel bis lang
Tiere im Buch: +/- Es wird Fleisch und Fisch gegessen, Tiere sind nach dem Krieg unterernährt und verhungern. Außerdem berichtet die Hauptfigur, dass sie als Kind aus Spaß Tiere getötet hat. Nichts davon wird im Detail beschrieben und als Erwachsener verhält sich Robert sehr tierlieb.
Triggerwarnung: Tod von Menschen, Tod von Tieren, Suizid, Depressionen, Alkohol, Trauer, Krieg;

Warum dieses Buch?

Zuerst war ich ja unsicher, ob ich das Buch lesen sollte. Ich hatte Angst, dass es vielleicht langatmig sein könnte wegen der Naturbeschreibungen. Die vielen positiven und begeisterten Rezensionen haben mir dann aber keine Ruhe gelassen – also musste ich es auch lesen!

Meine Meinung

Einstieg (2 Lilien)

„Manchmal fühlt es sich an, als würde [mein Körper] fast nur noch von Sehnen der Erinnerung und Bändern der Hoffnung zusammengehalten. Der Verstand ist ein verstaubtes Museum.“ E-Book, Position 33

Den dialogarmen und sehr stillen Einstieg empfand ich leider als etwas zäh. Erst als Robert auf die alte Dame Dulcie trifft, kommt Schwung in die Geschichte. Ab diesem Zeitpunkt war ich in der Geschichte angekommen.

Schreibstil (4 Lilien)

„‘Die Nacht legte sich über die Wiese wie ein Schleppnetz, das langsam in tieferes Wasser sinkt, und die untergehende Sonne tauchte alles in Dunkelheit.‘“ E-Book, Position 681

Auf die Schönheit des Schreibstils wurden einige Lobeshymnen gesungen, weswegen ich Großartiges erwartete. Tatsächlich lässt sich das Buch trotz seiner komplexen Sprache sehr angenehm und flüssig lesen, Benjamin Myers schreibt poetisch und schön. Trotzdem haben mich seine Naturbeschreibungen und Vergleiche nicht durchgehend begeistert, ich habe großartigere, kreativere sprachliche Bilder erwartet und mich leider nicht so in die Sprache verliebt, wie ich mir das erhofft hätte.

Idee, Inhalt, Themen & Ende (3,5 Lilien)

„‘Das da draußen ist die offene See‘, sagte Dulcie leise. ‚Dieser ferne Streifen, wo Himmel und Wasser eins werden.‘“ E-Book, Position 1252

Mit „Offene See“ hat Benjamin Myers eine entschleunigende, poetische Liebeserklärung an die Natur und ungewöhnliche Freundschaften geschrieben, der viele starke Momente enthält, mich aber trotzdem nicht auf ganzer Linie überzeugen konnte.

Richtig gut gefallen hat mir die Entschleunigung im Roman, dieses Erkennen der Schönheit der Natur und das Wertschätzen der einfachen Dinge. Das Buch sollte übrigens lieber nicht mit hungrigem Bauch gelesen werden, weil einem die wunderbaren Essenbeschreibungen das Wasser im Mund zusammenlaufen lassen! Dem Autor gelingt es sogar, einem frisches, kühles Wasser so schmackhaft zu machen, dass man sofort etwas trinken will! Auch Themen wie Liebe, Tod, Vergänglichkeit, Krieg, Bildung, Literatur, gesellschaftliche Konventionen und Erwartungen und LGBT-Themen werden teilweise tiefgründig behandelt, was mir sehr gut gefallen hat. Immer wieder hat mich der Autor mit seinem Roman zum Nachdenken gebracht. Auch den Humor, der an manchen Stellen durchblitzt, mochte ich sehr. Ein passendes, gelungenes Ende rundet die Geschichte perfekt ab.

Trotzdem waren es mir stellenweise zu viele Naturbeschreibungen, durch die sich die Geschichte oft zog und langatmig war. An manchen Stellen hätte ich mir noch mehr Tiefe gewünscht und außerdem fürchte ich, dass der Roman nicht allzu lange nachwirken wird.

„‘Niemand gewinnt einen Krieg wirklich; manche verlieren bloß ein bisschen weniger als andere.‘“ E-Book, Position 76

Protagonist & Figuren (3 Lilien & 5 Lilien ♥)

„‘Wie spät ist es?‘
‚Ich habe keine Ahnung‘, sagte sie. ‚Ich besitze nämlich keine Uhr.‘“ E-Book, Position 740

Mit Dulcie hat der Autor eine ungewöhnliche, erfrischend unkonventionelle und absolut unvergessliche weibliche Figur geschaffen. Ich liebe ihre direkte, unverblümte Art, ihre Unabhängigkeit, ihr Hinwegsetzen über gesellschaftliche Normen, ihre Intelligenz und ihre Liebe zur Literatur. Sie ist für mich das Beste am ganzen Buch!

Robert hingegen, unser eigentlicher Protagonist, bleibt dagegen ein wenig blass. Er hätte durchaus noch etwas mehr Persönlichkeit und Ecken und Kanten haben dürfen. Stattdessen schien er nur aus klischeehaften Attributen zu bestehen, um einen Kontrast zu Dulcie zu bilden: Jugend, mangelnder Bildung, Arbeiterklasse, Selbstfindung, Unerfahrenheit. Aus dieser Figur hätte man noch mehr machen können!

Spannung (2 Lilien) & Atmosphäre (5 Lilien ♥)

„‘Denn nichts anderes sind Gespenster: die nackten Wahrheiten, denen wir lieber nicht ins Gesicht sehen, oder die Stimmen derjenigen, die wir im Stich gelassen haben. Wir tragen unsere eigenen Gespenster in uns, mit denen wir uns selbst heimsuchen.‘“ E-Book, Position 2048

Trotz des Geheimnisses, das Dulcie zu haben scheint und das von Anfang an angedeutet wird, ist der Roman sehr spannungsarm, obwohl er ja eigentlich recht kurz ist. Mir war er stellenweise zu zäh und langatmig, besonders wenn Robert alleine war. Da musste ich mich manchmal schon aufraffen, das Buch zur Hand zu nehmen. Die Gespräche mit Dulcie hingegen fand ich sehr lebendig und unterhaltsam.

Dafür punktet „Offene See“ mit seiner dichten englischen Landatmosphäre in der Nachkriegszeit, die ich sehr genossen haben! Wenn man das Buch im Sommer liest, kann man (wie ich) sicher noch besser in die Geschichte eintauchen. Man hat beim Lesen das Summen der Bienen im Ohr, köstlichen Essensgeruch in der Nase und fühlt den lauen Sommerwind im Gesicht. Toll!

Feministischer Blickwinkel (4,5 Lilien)

Bechdel-Test (zwei Frauen mit Namen sprechen miteinander über etwas anderes als einen Mann): bestanden!
Frauenfeindliche / gegenderte Beleidigungen: Schlam++

Eine feministische Analyse dieses Romans fällt positiv aus. Das Buch besteht den Bechdel-Test, enthält starke, intelligente weibliche Figuren und sogar ein weibliches Genie (endlich!). Zusätzlich werden auch LGBT-Themen angesprochen und gesellschaftliche Normen kritisiert. Zudem ist das Buch großteils (bis auf wenige Ausnahmen) frei von Geschlechterstereotypen.

Mein Fazit

Mit „Offene See“ hat Benjamin Myers eine entschleunigende, poetische Liebeserklärung an die Natur und ungewöhnliche Freundschaften geschrieben, der viele starke Momente enthält, mich aber trotzdem nicht auf ganzer Linie überzeugen konnte. Gefallen haben mir der flüssige, komplexe, schöne und poetische Schreibstil, die unkonventionelle Dulcie, die starken weiblichen Figuren, die Entschleunigung, das Erkennen der Schönheit der Natur, die Zufriedenheit mit den einfachen Dingen, die köstlichen Essensbeschreibungen, der Humor, die Dialoge, die Behandlung und Auswahl der Themen und die dichte Landatmosphäre. Nicht überzeugen konnte mich der schwierige Einstieg, der etwas blasse Protagonist, die ausufernden Naturbeschreibungen (mir waren es zu viele), das fehlende Nachhallen des Romans und die mangelnde Spannung. Zudem hätte ich mir großartigere, kreativere sprachliche Bilder und an manchen Stellen mehr Tiefe gewünscht. Eine uneingeschränkte Leseempfehlung gibt es von mir nicht, aber wer gerne stille, atmosphärische Bücher über ungewöhnliche Freundschaften liest, wird den Griff zu diesem Roman bestimmt nicht bereuen!

Bewertung

Idee: 5 Lilien ♥
Inhalt, Themen, Botschaft: 3,5 Lilien
Umsetzung: 3,5 Lilien
Worldbuilding: 5 Lilien ♥
Einstieg: 2 Lilien
Ende / Auflösung: 5 Lilien
Schreibstil: 4 Lilien
Protagonist: 3 Lilien
Figuren: 5 Lilien ♥
Spannung: 2 Lilie
Atmosphäre: 5 Lilien ♥
Emotionale Involviertheit: 3,5 Lilien
Feministischer Blickwinkel: 4,5 Lilien

Insgesamt:

❀❀❀,5 Lilien

Dieses Buch bekommt von mir dreieinhalb Lilien!

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Veröffentlicht am 16.05.2020

Eine Wende im Leben

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Robert kommt aus Nordengland, aus einer Gegend, in der der Kohleabbau alles bestimmt. Nach seinen Prüfungen macht er sich auf den Weg England zu erkunden, bevor er seinem Vater in die Kohlemine nachfolgen ...

Robert kommt aus Nordengland, aus einer Gegend, in der der Kohleabbau alles bestimmt. Nach seinen Prüfungen macht er sich auf den Weg England zu erkunden, bevor er seinem Vater in die Kohlemine nachfolgen soll. Auf dem Weg an die See lernt er Dulcie kennen, die ein kleines Cottage oberhalb der englischen Nordseeküste hat und dort alleine mit ihrem Schäferhund lebt. Diese Begegnung soll sein Leben auf immer verändern. Denn Dulcie nimmt ihn ernst und zeigt ihm eine neue Welt, die Welt der Literatur und der Lyrik. Um sich bei Dulcie für Kost und Logis zu bedanken, renoviert Robert das kleine Atelier auf ihrem Grundstück auch wenn Dulcie davon eigentlich nichts wissen will. Als er dort ein Manuskript findet, wehrt Dulcie erst ab, öffnet sich aber nach und nach und gibt ihre und die Geschichte ihrer Freundin Romy preis.

Mir hat das Buch gut gefallen. Anfangs zog es sich ein bisschen, als Robert noch alleine auf seiner Wanderschaft ist. Als er jedoch bei Dulcie ankommt, wird es interessant. Dulcie ist ganz sicher keine typische Frau ihrer Generation. Sie hält nichts von Konventionen und Denkverboten. Mit dieser Art holt sie auch Robert aus seinem eigenen Schubladendenken und öffnet ihm die Augen für eine alternative Zukunft, die er sich selber nie vorstellen konnte.
Der Schreibstil ist sehr bildhaft, man sieht das Cottage und die Küste direkt vor sich, hört die Insekten und anderen Tiere auf der wilden Wiese vor Dulcies Cottage.

Ein schönes Buch, dass auch ermutigt mal grösser zu denken, als man es vielleicht sonst tun würde.

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Veröffentlicht am 29.06.2020

Leider nicht gänzlich überzeugend

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Eine charmante Grundidee, deren Umsetzung mich leider nicht gänzlich überzeugen konnte
Nordengland, kurz nach dem Zweiten Weltkrieg. Das Leben des sechzehnjährigen Robert scheint unverrückbar vorgezeichnet: ...

Eine charmante Grundidee, deren Umsetzung mich leider nicht gänzlich überzeugen konnte
Nordengland, kurz nach dem Zweiten Weltkrieg. Das Leben des sechzehnjährigen Robert scheint unverrückbar vorgezeichnet: Er wird, wie alle Männer seiner Familie, Bergarbeiter werden. Doch in diesem Sommer will er ein einziges Mal Freiheit spüren, seiner Sehnsucht nach Weite und Ferne und dem Meer nachgeben. Auf seiner Wanderschaft begegnet er Dulcie: Sie ist bedeutend älter als er, lebt in einem etwas heruntergekommenen Cottage, verfügt zu Roberts Erstaunen über eine scheinbar nie versiegende Speisekammer und hat solch außergewöhnliche Ansichten über das Leben und die Liebe, wie Robert sie nie zuvor erlebt hat. Dulcie lädt ihn ein, eine Weile bei ihr zu bleiben, und sie macht ihn mit einer ihm bis dato völlig unbekannten Welt bekannt: Literatur, Kunst, Musik, Philosophie und so manche kulinarische Genüsse – dem jungen Mann eröffnen sich völlig neue Horizonte. Im Gegenzug kümmert er sich um Dulcies verwilderten Garten, renoviert das baufällige Gartenhäuschen – und stößt auf ein Manuskript bislang unveröffentlichter Gedichte. Wer ist die rätselhafte Autorin? Woher kennt Dulcie sie? Und warum meidet sie die offene See, ja selbst den Blick auf das Meer?

Benjamin Myers‘ Roman über das ungleiche Gespann Robert-Dulcie könnte eine poetische, verzaubernde, berührende Geschichte über die Freundschaft, die Liebe und das Leben sein. Und tatsächlich weist sie einige wunderbare Momente auf, die mich beim Lesen keineswegs kaltgelassen haben: Die sich entwickelnde Freundschaft von Dulcie und Robert ist charmant und bisweilen humorvoll erzählt, die Geschichte, die sich hinter dem Manuskript und Dulcies Abneigung gegen das Meer verbirgt, bittersüß und ergreifend. Und dennoch vermochte der Roman mich nicht vollends zu überzeugen, denn es ist für meinen Geschmack von allem etwas zu viel vorhanden: Die Figur des unbedarften Robert ist etwas zu naiv gezeichnet, die der unkonventionellen Dulcie hingegen zu nassforsch; die poetische Sprache (aus dem Englischen von Ulrike Wasel und Klaus Timmermann) rutscht leider nur allzu oft in Pathos ab.

Allerdings muss ich einräumen, dass mein eher durchwachsenes Urteil durchaus meiner Erwartungshaltung geschuldet sein könnte. Die zahlreichen begeisterten Rezensionen, die ich vor der Lektüre las, mögen meine Erwartungen an das Buch dermaßen geschürt haben, dass eine leise Enttäuschung vielleicht unausweichlich war.

Aus diesem Grund kann ich „Offene See“ basierend auf meiner Lektüreerfahrung zwar nicht uneingeschränkt empfehlen, ich kann aber auch nicht guten Gewissens davon abraten. Aus meiner Sicht handelt es sich um eines jener Bücher, die je nach Leser bzw. Leserin entweder begeistern oder enttäuschen, und von denen man sich unbedingt sein eigenes Bild machen sollte.

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