Kunst und Liebe
„War sie Picassos Partnerin, die Frau an seiner Seite und eine eigenständige Künstlerin oder schlichtweg seine Muse, der irgendwann die nächste folgen würde?“
„Dora Maar und die zwei Gesichter der Liebe“ ...
„War sie Picassos Partnerin, die Frau an seiner Seite und eine eigenständige Künstlerin oder schlichtweg seine Muse, der irgendwann die nächste folgen würde?“
„Dora Maar und die zwei Gesichter der Liebe“ ist eine Romanbiografie von Bettina Storks über die Künstlerin Dora Maar. Der Roman gehört zu der Buchreihe „Mutige Frauen zwischen Kunst und Liebe“ und ist im Juni 2021 im Aufbau Verlag erschienen.
„Dora Maar und die zwei Gesichter der Liebe“ – ein Epos an eine große und bedeutsame Künstlerin, die im Schatten von Picasso nahezu verschwand.
Bettina Storks berichtet in fünf Buchabschnitten, wie Dora Maar Künstlerin wurde, Picasso kennenlernte und ihn schließlich wieder verließ. Dabei wandelte sie sich stark: von brillant und selbstständig zu abhängig und fügsam und schließlich wieder zurück in die eigenständige Frau, wobei sie stets versuchte aus ihrer Rolle auszubrechen, aber immer wieder an Picasso scheiterte. Erst spät gelang ihr der Bruch und der Wandel zu einer alten und etwas seltsamen Frau, die mehr oder weniger mit ihrem Leben und sich selbst im Reinen war.
Meines Erachtens war Dora Maar eine großartige Frau mit viel Talent. Sie war ihrer Zeit weit voraus und hatte eine künstlerische Gabe, die sie zu nutzen verstand. Sehr schnell bekam sie viel Aufmerksamkeit, ließ sich dann aber von Picasso in den Hintergrund drängen und zur Muse degradieren. Ihre eigene Kunst trat zurück und aller Augenmerk lag auf Picasso. Dora war letztlich nur ein „Anhängsel“ von ihm. Dies tut mir wirklich sehr leid und umso trauriger ist es, dass sie auch heute als eigenständige Künstlerin bekannt ist! Wie viele ihrer Leidensgenossinnen, denken wir zum Beispiel an Camille Claudel, welche stets im Schatten von Rodin stand und schließlich daran zerbrach, erlag sie der Liebe eines der größten Künstler seiner Zeit.
Doch Liebe hat immer zwei Seiten und eine ist, dass man leider manchmal bereit ist, sich selber aufzugeben. Dora scheint sich dessen zwar immer bewusst gewesen zu sein, konnte aber trotzdem nicht aus der nahezu toxischen Beziehung heraus. Ihre Gefühle überwogen ihren Verstand und selbst nachdem sie mit Picasso gebrochen hatte, übte dieser weiterhin eine große Anziehungskraft auf sie aus…
Bettina Storks stellt die Gefühle und Gedanken Doras in ihrem biografischen Roman sehr gut dar und versteht es brillant, auch Zweifel und Sorgen einfließen zu lassen. Sie rückt die Künstlerin damit in den Fokus der Leserin und verdeutlicht, dass sie viel mehr war als „die Muse Picassos“.
Neben Doras Geschichte war es für mich mal wieder faszinierend zu sehen, wie groß die Kunstszene von Paris eigentlich vor dem zweiten Weltkrieg war. Man Ray, Simone de Beauvoir, Sartre… Und alle haben sich gekannt! Wirklich unglaublich…
Obwohl ich sowohl Dora Maar, als auch Picasso, über den man natürlich auch so einiges erfährt, wirklich interessant finde und definitiv viel über sie gelernt habe, konnte der Roman mich irgendwie nicht vollständig packen. Ich habe nicht richtig in einen Lesefluss hineinfinden können und tat mich mit dem Schreibstil oder dem Romanaufbau irgendwie schwer. Ich kann nicht richtig einordnen, woran dies lag, vielleicht gab es zu wenig Spannung oder ich habe in letzter Zeit zu viele Romane dieser Art gelesen oder war insgesamt nicht wirklich in Lesestimmung… Dennoch ist der Roman ein großartiges Werk über Dora Maar und gibt ihr eine Stimme, die sie unbedingt verdient hat! Zudem ist Bettina Storks eine großartige Autorin, die es versteht eine Geschichte gut und nachvollziehbar aufzubauen.
Daher empfehle ich das Buch absolut, wenn man mehr über Dora Maar oder im Allgemeinen von starken Frauen lesen möchte!
Mein Fazit: Ich fand Doras Geschichte im Grunde sehr faszinierend und bin begeistert, wie sie versucht hat, sich an der Seite Picassos zu behaupten und schließlich um sich selbst kämpfen musste. Dennoch hatte ich ein wenig Schwierigkeiten beim Lesen und vergebe daher nur 4 von 5 Sternen.