Die Geschichte einer Mutmacherin
Elisabeth Zott ist das Abbild einer Kämpferin. Beruflich wie Privat werden ihr immer wieder Steine in den Weg gelegt: eine Frau als Chemikerin? In den 50er Jahren absolut unvorstellbar. Dabei ist sie durchaus ...
Elisabeth Zott ist das Abbild einer Kämpferin. Beruflich wie Privat werden ihr immer wieder Steine in den Weg gelegt: eine Frau als Chemikerin? In den 50er Jahren absolut unvorstellbar. Dabei ist sie durchaus talentiert und extrem intelligent, was sie noch mehr zum Feindbild des patriarchalen Systems macht. Doch Elisabeth hat gelernt, sich durchzuboxen, denn sie steht für ihre Träume ein. Als sie auf den Star der wissenschaftlichen Welt Calvin Evans trifft und sie sich Hals über Kopf ineinander verlieben scheint sie kurz angekommen im Idealzustand ihres Forschungs- und Privatlebens, doch das junge Glück nimmt eine tragische Wendung und Elisabeth sieht sich mit nie geahnten Herausforderungen konfrontiert.
Ich habe diesen besonderen Roman förmlich verschlungen und habe von der ersten bis zur letzten Zeile mit Elisabeth mitgefiebert. Dabei habe ich mehr als einmal die Wut über die zahllosen Ungerechtigkeit der Protagonistin geteilt. Auch in der lähmenden Frustration über eine von Männern dominierte Gesellschaft kann sicher jede Leserin ein Stück weit wiederfinden, auch wenn diese in den Fünfzigern noch andere Dimensionen annahm. Meine absolute Lieblingsszene ist der Dialog mit der eigentlich verhassten Miss Frask, der in der Erkenntnis endet, dass beide in der Vergangenheit von Männern in Machtpositionen vergewaltigt wurden. Ein wirklich ergreifender Moment!
Nichtsdestotrotz schafft es Bonnie Garmus einen versöhnlichen Ton gegenüber der männlichen Welt anzuschlagen: Priester Wakely, Produzent Walter, Gynäkologe Dr. Mason und nicht zuletzt Calvin selbst sind wichtige Stützpfeiler in Elisabeths Leben.
Ab und zu schlägt die Handlung ins Absurde und Unrealistische ab, beispielsweise der fast menschliche Halbsieben, doch wenn man diese Ausflüchte in die Welt der Fantasie einfach als Teil einer großartigen Geschichte begreift, tun sie der doch realen Botschaft des Romans keinen Abbruch. Dennoch schoss mir das wirklich überaus perfekte Happy End letztendlich ein bisschen über das Ziel hinaus.
Zusammenfassend also ein toller Roman für alle, die eine inspirierende Geschichte über eine Kämpferin suchen, direkt aus dem Leben gegriffen und nach wie vor hoch aktuell.