Mangelnde Facetten und naives schwarz-weiß Denken
Brittainys Schreibstil ist gewohnt stark und flüssig und die Geschichte hat mich gefesselt. Die Seiten sind nur so dahin geflogen, da der Spannungsbogen durchgehend gespannt ist und ich so innerhalb weniger ...
Brittainys Schreibstil ist gewohnt stark und flüssig und die Geschichte hat mich gefesselt. Die Seiten sind nur so dahin geflogen, da der Spannungsbogen durchgehend gespannt ist und ich so innerhalb weniger Stunden mit dem Buch durch war.
Und doch haben mich einige Aspekte in meinem Lesefluss gestört. Die Protagonistin zum Beispiel. Ich liebe Charaktere, die nicht perfekt sind, sondern die Ecken und Kanten haben, da diese die Geschichte abwechslungsreich und authentisch machen. Aber Grace ist derart naiv, oberflächlich und ohne Rückgrat, dass ich nur den Kopf schütteln konnte. Es hat mich gestört, dass sie sich lange Zeit herum schubsen lässt und gleichzeitig die Nerven hat, Jackson den Großteil des Buches ein Monster zu nennen (immerhin ist er "das Monster mit Herz", als sie sich näher kommen). Ich kann mir vorstellen, dass die Autorin Raum für Entwicklung geben wollte, aber das war einfach zu viel des Schlechten.
Überhaupt war ich alles andere als angetan von dem ganzen schwarz-weiß Denken, das sich durch das komplette Buch und Setting zieht. Es gibt Gut und Böse und beides ist durch eine klare Linie getrennt, die kaum jemand in Frage stellt. Hm. Die Message soll wohl Akzeptanz und Vorurteilsfreiheit sein, aber das war mir zu einfach und unrealistisch gestaltet. Zu diesem Zeitpunkt ist Jackson der einzige, der meiner Ansicht nach normal denkt und das war richtig anstrengend zu lesen.
Und auch die Repräsentation des Christentums fand ich absolut nicht gelungen. Nicht oft schaffen es Bücher in die breite Öffentlichkeit, die Glauben in irgendeiner Art und Weise thematisieren, aber dieses Buch hier ist in der Masse angelangt. Umso enttäuschter bin ich, dass sich die Autorin an dem Klischee "Christen sind scheinheilig und oberflächlich, denken in Schubladen und sind nicht modern, sondern spießig" bedient. Ich sage nicht, dass es diese Art von Menschen nicht gibt, aber die Autorin macht es sich einfach, indem sie das gängige Klischee bestärkt, anstatt etwas facettenreiches zu wählen.
Insgesamt ein solides Buch, aber mir haben einfach die komplexen moralischen Facetten in jeglichen Grautönen gefehlt.