Von Eiscreme bis Moby Dick
Von skaramel
Kann man sich in ein Buch verlieben? Sogar in ein Kochbuch?
Wenn ja, dann ist es gerade passiert und ich habe mich unsterblich in „Yummy Books“ von Cara Nicoletti verliebt. Diese vereint ...
Von skaramel
Kann man sich in ein Buch verlieben? Sogar in ein Kochbuch?
Wenn ja, dann ist es gerade passiert und ich habe mich unsterblich in „Yummy Books“ von Cara Nicoletti verliebt. Diese vereint die, meines Erachtens, zwei wichtigsten Dinge im Leben: Literatur und Kochen. Das klingt doch für mein kleines Germanistenherz wie die beste Erfindung aller Zeiten.
Gewitzt hat sie ihr Kochbuch aufgeteilt zwischen Kindheit, Jugend und dem Erwachsenenalter und führt uns durch die Literatur dieser Zeit. Hier finden wir alles: Moby Dick, Der Fänger im Roggen, aber auch das moderne Gone Girl. Um ihrer literarischen Liebe noch mehr Ausdruck zu verleihen, genügt es Nicoletti nicht, die Gerichte passend zu ihren Romane weiterzugeben, sondern verbindet diese mit ihren wahrlich gut geschriebenen Essays, die uns quer durch ihr Leben führen und uns verstehen lassen, wieso welches Buch an der ausgewählten Stelle steht.
Auch die Aufmachung erhält von mir nichts als Anerkennung. Endlich mal ein anderes Format, damit sich das Kochbuch nicht nur inhaltlich von den ganzen Genrenachbarn abhebt. Es wirkt eher wie ein kostspieligerer, trendiger Roman weniger wie ein Buch in dem wir die neusten veganen Rezepte finden. Wo wir aber schon bei fanatischen Veganismus sind –sich in Zeiten von Quinoa und Räuchertofu mit einem riesigen Stück Fleisch auf der Schulter ablichten zu lassen, das zeugt von Mut und Selbstvertrauen. Sehr sympathisch – zumal sie ja das Kind einer Metzgerfamilie ist und mit dem Buch genau zeigt, wer sie ist.
Einen kleinen Kritikpunkt, den gibt es doch: die Bilder. Durch ihr Talent zu schreiben hat Cara ihr Hauptaugenmerk gefühlt auf ihre Texte gelegt. Die Gestaltung des Buches ist simpel, was aber zu ihrer ganzen Art wirklich passt. Trotzdem fehlen mir ab und an ein paar Bilder zu den Rezepten. Natürlich können wir uns bei den Cookies und bei der Eiscreme vorstellen wie diese Gerichte auszusehen haben, aber bei manchen hätte ein visueller Anreiz gut getan. Trotzdem tut es dem Lese- und Kochvergnügen kein Abbruch, hätte aber den allgemeinen Eindruck vielleicht noch etwas hochwertiger gemacht. Jedoch glaube ich, dass Nicoletti bewusst eine bestimmte Zielgruppe ausgewählt hat und hiermit nicht den Massenmarkt bedienen möchte.
Wer also Lust auf Blinis, Eiscreme aus Malzmilch und ein schönes Steak hat oder einfach eine kleine Reise durch die Literatur machen möchte, der wird bei Cara Nicoletti gut aufgehoben sein.