Provence-Krimi in Corona-Zeiten
Dies ist bereits der 9. Fall für Capitaine Roger le Blanc und dieses Mal ermittelt er mit seinem Team unter erschwerten Bedingungen: die Corona-Pandemie hat gerade begonnen.
Ich bin kein großer Fan davon, ...
Dies ist bereits der 9. Fall für Capitaine Roger le Blanc und dieses Mal ermittelt er mit seinem Team unter erschwerten Bedingungen: die Corona-Pandemie hat gerade begonnen.
Ich bin kein großer Fan davon, über diese Zeit zu lesen, aber Cay Rademacher hat es wirklich geschickt in die Geschichte eingebaut. Zudem herrschten im Frühjahr 2020 in Frankreich andere Bedingungen als in Deutschland, eine strenge Ausgangssperre, auch confinement (Gefangenschaft) genannt, hat es bei uns nicht gegeben. So fand ich es fast schon amüsant zu lesen, wie die Gendarmen mehrere Menschen beim Joggen im Wald aufgegriffen haben, die behaupteten, dass sie sich nur 1.000 Meter von ihrer Wohnung befänden (dieser Radius war in Frankreich nur erlaubt), während es weit und breit keine Unterkunft in der Nähe gab. Auch dass sogar ein Capitaine frühmorgens in den Supermarkt muss, weil sonst die Regale leergeräumt sind, hat mich zum Schmunzeln gebracht. Glücklicherweise hat Corona aber nicht die Hauptrolle in diesem Krimi gespielt, sondern war amüsantes Beiwerk, geschickt eingeflochten, ohne zu sehr zu dominieren.
Dieses Mal sucht Capitaine le Blanc zunächst noch keinen Mörder, sondern eine junge Frau, die vermisst wird. Dass allerdings ihr linker Schuh in der Nähe eines alten Kanals entdeckt wird, erinnert an ein Verbrechen vor 23 Jahren. Damals sind sogar vier junge Frauen verschwunden und immer blieb nur der linke Schuh zurück. Ist der Verbrecher von einst zurückgekehrt?
Ich kenne Le Blanc und sein Team bereits aus den vergangenen Fällen, aber dies ist die erste Rezension, die ich dazu schreibe. Mir fällt auf, wie liebevoll die einzelnen Charaktere geschildert werden. Die Mutter eines der früher verschwundenen Mädchen, der Disparues du Rove, die nachts ihre Haustüre seit 23 Jahren nicht mehr abschließt, weil sie immer noch hofft, dass ihre Tochter heimkommt und dann nicht vor verschlossener Tür stehen soll. Ein Clochard, der früher ein engagierter Lehrer war, eine Psychologin, die sehr gut austeilen kann, all die scheinbar unbedeutenden Nebenfiguren machen diesen Krimi so lebendig. Ich fühle mich als Teil des Teams, streife mit anderen Freiwilligen durch die Wälder auf der Suche nach den vermissten Mädchen und tappe wie das Team lange Zeit im Dunkeln. Die Protagonisten wirken authentisch und ich werde vom Zauber der Provence erfasst, spüre den Wind in meinen Haaren und rieche die Kräuter in der milden Luft.
Geheimnisvolle Garrigue ist ein spannender Krimi, der Sehnsucht nach der Provence weckt und uns gleichzeitig die Komik der vergangenen 2 Jahre aufzeigt: „Er fragte sich, wann simple Freuden wie ein Restaurantbesuch wieder erlaubt sein würden, ja ob so etwas überhaupt je wieder möglich sein würde. „
Ich freue mich schon sehr auf weitere Fälle mit Roger und seinem Team und kann „Geheimnisvolle Garrigue“ sowie die gesamte Reihe wärmstens empfehlen.