Roman | Vom SPIEGEL-Bestseller-Autor von »Von hier bis zum Anfang«
Wolfgang Müller (Übersetzer)
Ein Kind verschwindet, eine Mutter verzweifelt – und eine ganze Stadt stürzt in die Krise
Tall Oaks ist eine perfekte kalifornische Kleinstadt. Jeder kennt jeden und das Böse ist hier fremd. Die idyllische Fassade bekommt Risse, als der dreijährige Harry Monroe eines Nachts spurlos verschwindet. Trotz des riesigen Medienrummels und der besessenen Polizeiarbeit bleibt sein Schicksal ein Rätsel. Harrys verzweifelte Mutter stürzt sich in eine Suche, die mit jedem Tag aussichtsloser erscheint, während sie ihre Trauer mit Alkohol und Männern zu betäuben versucht. In Tall Oaks ist nichts mehr, wie es war. Hinter ihrem Mitgefühl verbergen die Bewohner eigene Geheimnisse. Jeder in Tall Oaks wird zum Verdächtigen, und ungeheuerliche Dinge kommen ans Licht, die die Stadt für immer verändern …
So begeistert war die Presse von Chris Whitakers »Von hier bis zum Anfang«:
»Wie grandios erzählt und doch so abgrundtief traurig.« SÜDDEUTSCHE ZEITUNG
»Einer der ergreifendsten und dramatischsten Romane dieses Jahres. Er ist tragisch, traurig, herzzerreißend und doch auch wieder voller Hoffnung.« WDR4
»Ein Verbrechen ist leicht beschrieben, schwieriger ist es, sich die Wunden anzusehen, die dadurch entstehen und nicht verheilen können. Whitaker ist darin ein Meister.« SPIEGEL
Das sagt die Presse über »Was auf das Ende folgt«:
»Ein absolutes Vergnügen. Sehr originell.« GUARDIAN
»Es ist selten, dass ein Roman sowohl grandios komisch als auch tragisch sein kann und beides so mühelos unter einen Hut bringt.« SUN
»Ein fesselndes Debüt.« MAIL ON SUNDAY
»Eine durch und durch faszinierende Lektüre.« HEAT
»Dieses eigenwillige Debüt ist unterhaltsam und fesselnd.« SUNDAY TIMES
Jerry ist Polizist in der kalifornischen Kleinstadt Tall Oaks. Die letzten Wochen und Monate beschäftigt er sich fast ausschließlich mit dem Fall des entführten kleinen Harry. Auch Harrys Mutter hört nicht ...
Jerry ist Polizist in der kalifornischen Kleinstadt Tall Oaks. Die letzten Wochen und Monate beschäftigt er sich fast ausschließlich mit dem Fall des entführten kleinen Harry. Auch Harrys Mutter hört nicht auf mit der Suche, hängt unermüdlich Plakate auf, klopft an jede Tür.
Man kann dieses Buch dennoch nicht in das Genre Krimi einordnen, denn die Entführung ist mehr wie ein roter Faden, der den Leser mit den äußerst individuellen Einwohnern dieses Städtchens bekannt macht.
Besonders gut hat mir hier der riesige, etwas zurückgebliebene Jerry Lee gefallen. Zeitlebens ist er von Kindern gemobbt worden. Glücklich ist er nur in seinem Job im Fotoladen und wenn er mit seinem Fotoapparat Bilder schießen kann.
Aber auch die anderen Menschen, die man kennenlernt, haben alle etwas Besonderes an sich: Jared, der Autoverkäufer mit seinem Geheimnis oder der Teenager Manny, der gern den großen Mafioso spielt, um nur ein paar zu nennen.
Nach und nach lernt man diesen Kleinstadtmikrokosmos kennen und ist so gut gerüstet für das fulminante Ende, das alle Fragen nach Harry beantwortet.
Trotz der Krimi-Elemente handelt es sich hier um einen beschaulichen Roman, der von Menschen erzählt, was sie antreibt, was sie quält und was sie sich erträumen. Man kann erleben, wie sie sich weiterentwickeln. Von jedem einzelnen Protagonisten, egal wie wichtig er für die Handlung ist, geht eine Spannung aus. Deswegen gibt es von mir 4 Lesesterne und ich empfehle die Geschichten aus Tall Oaks gerne weiter.
Chris Whitaker kann schreiben. :) Ich habe seinen neuen Roman innerhalb von 3 Tagen verschlungen, sagt eigentlich schon einiges aus oder? ;) Brauchte zwar etwas um die Figuren zu zuordnen & auseinander ...
Chris Whitaker kann schreiben. :) Ich habe seinen neuen Roman innerhalb von 3 Tagen verschlungen, sagt eigentlich schon einiges aus oder? ;) Brauchte zwar etwas um die Figuren zu zuordnen & auseinander zu halten, aber dann war ich auch schon in die Geschichte eingetaucht. Ein 3 Jahre alter Junge verschwindet bzw. wird entführt in Tall Oaks, einer Kleinstadt in Kalifornien wo jeder jeden kennt & eigentlich nie etwas Schlimmes passiert. Trotz eifriger Polizeiarbeit, der Suche nach dem kleinen Harry, dem Medienrummel & das Nichtaufgeben der verzweifelten Mutter, wird er nicht gefunden. Nach & nach wirken fast alle mindestens verdächtig. Mir gefiel hier wieder der Schreibstil und das Atmosphärische. Zudem wurden vor allem die psychischen Verletzungen & die Versuche sie zu überstehen, zu überdecken, zu verstecken & zu heilen ins Blickfeld gerückt. Somit konnte bzw. musste man sich damit gut auseinandersetzen. Die Figuren waren für mich vielseitig & gut ausgearbeitet, somit ergab sich u. A. dadurch auch eine Tiefgründigkeit, die ich sehr mag. Es gab auch mehrere Wendungen, wobei mich eine ziemlich überrascht hat, da sie unvorhersehbar war. Für mich ist es ein Roman der einem unter die Haut geht, mich berührt & somit gibt es eine klare Leseempfehlung von mir. :)
Die Kleinstadt Tall Oaks in Kalifornien hat eigentlich eine ausgesprochen niedrige Kriminalitätsrate. Doch eines Tages verschwindet der dreijährige Harry Monroe dort spurlos. Seine Mutter Jess hat über ...
Die Kleinstadt Tall Oaks in Kalifornien hat eigentlich eine ausgesprochen niedrige Kriminalitätsrate. Doch eines Tages verschwindet der dreijährige Harry Monroe dort spurlos. Seine Mutter Jess hat über Kamera beobachtet, wie er von einem Mann mit Clownsmaske aus seinem Kinderbett entführt wurde. Trotz einer großangelegten Suche fehlt jede Spur von Harry, auch Lösegeldforderungen sind nicht eingetroffen. Inzwischen sind einige Tage vergangen, der Medienrummel hat abgenommen und die Suchmannschaften haben aufgegeben. Nur der Polizist Jim sucht in den Aufnahmen der Zeugenaussagen weiter nach Hinweisen, während Jess immer noch Plakate aufhängt und an Türen klingelt. Wer könnte verdächtig sein? Tatsächlich scheinen einige etwas zu verbergen zu haben...
Mir hat "Von hier bis zum Anfang" im vergangenen Jahr sehr gut gefallen, weshalb ich mich darüber gefreut habe, dass mit "Was auf das Ende folgt" nun auch das Debüt des Autors ins deutsche übersetzt wurde. Im ersten Kapitel lernte ich den Polizisten Jim kennen, der sich noch einmal anhört, wie Harrys Mutter Jess die Entführung ihres Sohnes erlebt hat. Das Bild des Mannes mit der Clownsmaske, der den kleinen Jungen aus seinem Bett stiehlt, während die Mutter über Kamera nur hilflos zusehen kann, jagte mir Schauer über den Rücken.
Das Buch ist kein klassischer Ermittlungsroman, das merkte ich schon daran, dass die ersten Tage nach Harrys Verschwinden komplett übersprungen werden und die Geschichte erst weitererzählt wird, als kaum jemand mehr glaubt, dass der Junge gefunden wird. Bevor ich mehr darüber erfuhr, wie es Jess mit all dem geht, lernte ich erst einmal andere Bewohner der Kleinstadt kennen: Manny geht noch zur Schule, würde aber gerne ein echter Gangster sein, weshalb er grundsätzlich einen Dreiteiler mit Nadelstreifen und Fedora trägt. Sein bester Freund Abe ist davon nicht so recht überzeugt, soll aber mitmachen. Unterdessen beginnt Mannys Mutter, den Autoverkäufer Jared zu daten. In der Ehe von Henrietta und Roger kriselt es und Jerry, der im Fotoladen arbeitet, leidet unter der Fuchtel seiner schwer kranken Mutter.
Bei der großen Personenzahl fiel es mir zu Beginn schwer, den Überblick zu behalten und ich habe mir aufgemalt, wer die Charaktere sind und in welcher Beziehung sie zueinander stehen. Interessant fand ich, dass es keine klare Trennung zwischen Haupt- und Nebencharakteren gibt. Jeder scheint wichtig zu sein, viele haben etwas zu verbergen. Welche Geheimnisse hier wohl gehütet werden? Dank vieler Andeutungen wurde meine Neugier immer wieder aufs neue entfacht und ich las gespannt weiter. Ich hätte mir manchmal jedoch noch eine stärkere Verknüpfung der Handlungsstränge gewünscht. Der Autor hat viele Überraschungen in petto, durch welche die Handlung unvorhersehbar bleibt. Es gibt amüsante Szenen, aber auch viele berührende und dramatische Momente. Zum Ende hin wird es noch mal besonders emotional.
"Was auf das Ende folgt" startet zwar mit einer Entführung, hat jedoch nicht nur die Aufklärung dieses Verbrechens als Thema. Vielmehr begleitete ich verschiedene Charaktere auf der Suche - nach der Wahrheit, nach Selbstverwirklichung, nach einem Platz im Leben. Gerne empfehle ich diesen Roman weiter.
Trotz der Sicherheitsmaßnahme eines Babyphones mit Kamera wird der dreijährige Harry Monroe eines Nachts aus seinem Kinderzimmer in Tall Oaks entführt. Die Mutter Jess sieht den als Clown maskierten Entführer, ...
Trotz der Sicherheitsmaßnahme eines Babyphones mit Kamera wird der dreijährige Harry Monroe eines Nachts aus seinem Kinderzimmer in Tall Oaks entführt. Die Mutter Jess sieht den als Clown maskierten Entführer, weitere Spuren gibt es nicht. Auch Wochen später hört sich der Sheriff der Stadt die Tonbänder der Befragungen an und Jess hängt weiterhin Vermisstenplakate auf. Ihre Verzweiflung ertränkt sie in Alkohol und wechselnden Liebschaften.
Während sich der ein oder andere Bewohner der Stadt Gedanken um Harry macht und ob man hier noch sicher sein kann, hat jeder von ihnen mit persönlichen Problemen zu kämpfen.
Sehr lange habe ich gebraucht, um in den Roman hineinzufinden, denn die Vielzahl an Charakteren ist überfordernd. Die Perspektiven wechseln wahllos innerhalb der Kapitel, eine Kennzeichnung gibt es nicht. Zudem scheinen die einzelnen Episoden von den Menschen, die in der Kleinstadt leben, kaum einen Zusammenhang zu haben.
Da ist einerseits die Mutter Jess, die von ihrem Ehemann Michael getrennt lebt und den Verlust ihres Kindes nicht verkraftet. Sheriff Jim bemitleidet sie und macht sich gleichzeitig Vorwürfe, dass er mit den Ermittlungen bisher nichts erreicht hat.
Teenager Manny läuft im Dandy-Look durch die Stadt, gibt sich als Gangster aus und möchte Schutzgeld erpressen. Mannys Mutter datet einen Autohändler, was Manny nicht geheuer ist. Der übergewichtige Jerry leidet unter seiner herrischen, todkranken Mutter, die er pflegt. Heimlich ist er in die Verlobte seines Chefs verliebt.
"Was auf das Ende folgt" ist das Porträt einer Kleinstadt, in der ein Verbrechen geschieht, was die Einwohner zumindest temporär erschüttert, bis das Medieninteresse nachlässt. Dann sind es nur noch die nahen Angehörigen und Betroffenen, die sich mit dem unerklärlichen Entführungsfall beschäftigen.
Die polizeilichen Ermittlungen spielen in dem Roman eine eher untergeordnete Rolle. Die Schicksale jedes einzelnen Charakters treten dagegen in den Vordergrund. Die überwiegende Mehrzahl von ihnen ist skurril und hat seine Eigenarten.
Die Geschichte ist vielschichtig und abwechslungsreich, jedoch lange verwirrend und zusammenhanglos, was ermüdend ist. Erst nach der Hälfte des Romans konnte mich die Geschichte mehr packen, hatte ich eine tiefere Vorstellung von den Protagonisten und wie sie miteinander zusammenhängen. Aufgrund der einzelnen leidvollen Erzählungen mutet der Roman etwas deprimierend und bitter an, für Schmunzeln sorgen jedoch Mannys Aktionen und markige Sprüche.
Spannend bleibt bis zum Schluss, was es mit der Entführung von Harry auf sich hat, ob dieser noch lebt und zurück zu seiner Mutter kommt. Die sehr kurzen Abschnitte je Perspektive stören jedoch durchgehend den Lesefluss.
Mit der nächtlichen Entführung des 3-jährigen Harry aus seinem Bettchen halten das Böse und die Angst Einzug in die eigentlich idyllische Kleinstadt Tall Oaks. Der Täter: ...
Spoilerfreie Rezension!
Inhalt
Mit der nächtlichen Entführung des 3-jährigen Harry aus seinem Bettchen halten das Böse und die Angst Einzug in die eigentlich idyllische Kleinstadt Tall Oaks. Der Täter: eine Person mit Clown-Maske. Auch in einer Stadt, in der eigentlich jeder jeden kennt, gibt es Geheimnisse – doch wer hat mehr zu verbergen als alle anderen? Wer hat Harry entführt?
Übersicht
Einzelband oder Reihe: Einzelband
Erzählweise: Figurale Erzählweise, Präteritum
Perspektive: viele weibliche und männliche Perspektiven im schnellen Wechsel
Kapitellänge: kurz bis mittel
Tiere im Buch: + Im Buch werden keine Tiere verletzt, gequält oder getötet.
Content Note / Inhaltswarnung: Tod von Menschen, Tod von Kindern & Babys, Trauer, Depression, Alkoholmissbrauch, psychische Krankheiten, Suizid, Suizidgedanken, Gewalt, Blut, Sexismus, Rassismus, Queerfeindlichkeit, Diskriminierung, Fatshaming, Slutshaming, Mobbing, Erbrechen, (sexualisierte) Gewalt gegen Frauen, selbstverletzendes Verhalten, schwierige Beziehung zu den Eltern
Bechdel-Test (zwei Frauen mit Namen sprechen miteinander über etwas anderes als einen Mann): bestanden!
Frauenfeindliche / gegenderte Beleidigungen: H+re, N+tte, Schl+mpe, Miststück (fast alles mehrmals)
Rezension
„Auf die eine oder andere Art sind wir alle abgef*ckt.“ E-Book, Position 2446
Da beide bereits auf Deutsch erschienenen Bücher des Autors sowohl von der Kritik als auch vom Lesepublikum viel Lob erhalten haben (sein 2. Buch hat sogar Preise bekommen!) und da der Klappentext nach einem tiefgründigen Roman mit liebevoll ausgearbeiteten Figuren und einem überzeugenden Kleinstadt-Setting klang (das mag ich eigentlich sehr ♥), wollte ich ihn unbedingt lesen.
Überzeugen konnte mich das Buch leider schlussendlich nicht, denn: Diese Mischung aus Roman und Krimi ist für alle Leute perfekt, die sich schon seit Jahren aufregen, dass man ja heutzutage „überhaupt nichts mehr“ sagen dürfe. Denn Chris Whitaker beweist mit diesem Buch: Man darf nicht nur ALLES sagen, was man will (und marginalisierte Gruppen am laufenden Band beleidigen & verletzen), sondern man darf es sogar SCHREIBEN – und wird trotzdem von Verlagen veröffentlicht, sogar in andere Sprachen übersetzt, von der Kritik gelobt und von den Leser·innen gefeiert. Und DAS finde ich wirklich traurig! Die Geschichte enthält nämlich so ziemlich alle -Ismen, die es gibt.
Fangen wir mit dem Fatshaming (= Fettfeindlichkeit) an: Die dicken Figuren in diesem Buch sind wandelnde Klischees, ihre Persönlichkeit besteht zu 80% aus ihrem Dicksein, fast alle ihre Gedanken drehen sich um die Leibesfülle – und damit wir es als Leser·innen auch ja nicht vergessen, werden wir in jedem zweiten Satz daran erinnert, wie UNGLAUBLICH dick und ekelhaft und verschwitzt die Person ist und dass sie auf zwei Sesseln sitzen muss, nach gefühlt 10 m Fußweg außer Atem ist und den ganzen Tag nur süße Limonade trinkt. Natürlich sind auch alle mehrgewichtigen Leute in diesem Buch entweder schreckliche Menschen oder haben einen sehr geringen IQ.
Auch „witzige“ rassistische Sprüche dürfen da natürlich nicht fehlen! So kommt zum Beispiel (zumindest in der Übersetzung) das I-Wort ohne Einordnung und ohne Kommentar vor, als wäre es das normalste Wort der Welt, es wird sich darüber lustig gemacht, was ein asiatisch aussehender Mann „in der Hose“ hat und beim Autokauf fällt der „ironische“ Spruch: „Einmal ´nen Schwarzen, immer ´nen Schwarzen!“ Diese Sätze beschreiben sehr gut den Humor des Autors, der auf mich wirkt, als hätte er in seinem ganzen Leben noch nicht einmal seine männlich-weißen Privilegien hinterfragt und in den letzten Jahren aus irgendeinem Grund (wie ist das überhaupt möglich?) überhaupt nichts von den Diskursen über Sexismus, Rassismus und Fatshaming mitbekommen.
Am schlimmsten fand ich jedoch das problematische Frauenbild, den Sexismus und die Misogynie: Von den zahlreichen Figuren, aus deren Sicht erzählt wird, sind gerade einmal 2 weiblich – und natürlich treten fast alle Frauen nur als besorgte Mütter und verlassene Ehefrauen in Erscheinung; sie lieben ihre Kinder, sie trösten, sie kochen, sie trauern ihren Männern nach. Die Beschreibungen des Autors sind so dermaßen vom Male Gaze (= männlichen Blick) und von Sexismus geprägt, dass es für mich von Seite zu Seite unerträglicher wurde: Frauen werden mit läufigen Hündinnen verglichen, ihre Röcke sind „n+ttenkurz“, es gibt haufenweise Slutshaming, ständig werden ihre Brüste, Lippen, langen Beine im Detail beschrieben (warum wird eigentlich nie beschrieben, wie lang die Beine der Männer und wie eng ihre Hosen sind? Ach so, das sind ja keine Frauen und damit keine S+xobjekte, Entschuldigung, mein Fehler!), sie sind verrückt und lachen hysterisch und irre – und wenn sie beispielsweise in großer Gefahr schweben und gerade kurz davor sind, von einer ganzen Gruppe Männer vergewaltigt zu werden, ist der erste Gedanke, der ihnen durch den Kopf geht, natürlich der, dass sie es VERDIENT haben, weil ihr Kind entführt wurde. Hier merkt man einfach, dass es dem Autor überhaupt nicht gelingt, sich von seiner privilegierten Sicht heraus in die Lebensrealität von Frauen hineinzuversetzen.
Ich bin jedenfalls sehr enttäuscht (und auch etwas wütend) und frage mich: Warum werden solche Bücher im Jahr 2022 nicht nur veröffentlicht, sondern auch noch von deutschen Verlagen eingekauft und übersetzt? Dabei gäbe es doch so viele talentierte, junge Stimmen, die in ihren Geschichten nicht permanent marginalisierte Gruppen beleidigen und verletzen. Ich würde mir wünschen, dass man in der Zukunft stattdessen diesen Menschen eine Chance gibt!
Im Zentrum dieser -Ismen steht der jugendliche Möchtegern-Gangster Manny – aber auch die anderen Figuren sind nicht viel besser, weil der Sexismus (etc.) halt einfach schon im Schreibstil steckt und demnach das ganze Buch durchzieht. Ich hätte kein Problem damit gehabt, dass Manny so redet (und diese in der Realität nun einmal vorkommenden Probleme angesprochen werden), wenn andere Figuren diese Sprüche eingeordnet und kritisiert hätten, wenn es ein Gegengewicht gegeben hätte, wenn es nicht auch noch eine Figur gewesen wäre, mit der wir offensichtlich mitfühlen und uns identifizieren sollen. Bis auf eine Stelle gegen Ende, in der er sich auch noch transfeindlich äußert, gibt es niemals für ihn Gegenwind, sondern Betroffene lachen sogar noch herzlich über seine Sprüche und bestärken ihn. Das heißt, hier werden kommentarlos und vermutlich ohne jedes Bewusstsein für die Problematik munter Rassismus, Sexismus, Fatshaming und (selten) Homofeindlichkeit („Schw+nzlutscher“) reproduziert! Dieses Buch wirkt wie aus der Zeit gefallen, es liest sich wie aus den 90er-Jahren, wo über solche „Altherrenwitze“ noch herzlich gelacht wurde. In der heutigen Zeit geht so etwas meiner Meinung nach aber überhaupt nicht mehr! Ich kann mich nur wundern, dass ich in so gut wie keinen Rezensionen Kritik diesbezüglich höre und dass seine Bücher sowohl vom Feuilleton als auch von der Leser·innenschaft so begeistert aufgenommen werden.
Ich finde es sehr schade, dass mir die oben genannten Kritikpunkte die Lektüre so vermiest haben, da die Geschichte eigentlich großes Potential gehabt hätte und da der Autor ohne Zweifel Talent hat und gut schreiben kann. Es waren viele gute Ansätze zu sehen, auch wenn das Buch trotzdem auch ein paar Schwächen aufweist. Bei der Figurenzeichnung arbeitet Chris Whitaker zwar (meiner Meinung nach zu oft) mit Klischees, aber im Laufe des Buches verleiht er seinen Charakteren Tiefe, Komplexität und Persönlichkeit. Auch wenn ich mir beim Schreibstil, der mir etwas zu dialoglastig war, stellenweise noch mehr Tiefe gewünscht hätte, ist er doch sehr flüssig, anschaulich und angenehm lesbar, sodass man nur so durch die Seiten fliegt. Das Setting mochte ich zudem wirklich gerne, denn diese typische Kleinstadt-Atmosphäre kam sehr gut rüber. Die abwechslungsreiche, interessante Themenwahl (die Themen reichen von Trauer über psychische Krankheiten bis hin zu Liebe und tragischen Schicksalen) fand ich ebenfalls gelungen – auch wenn manche Aspekte nur recht oberflächlich abgehandelt werden. Der Spannungsbogen bricht im Mittelteil immer wieder ein und die Handlung kommt nicht vom Fleck, aber das hätte ich verzeihen können, denn im letzten Viertel, das meiner Meinung nach das stärkste des ganzen Buches ist, gibt es noch einige überraschende Wendungen und der Autor führt alle losen Fäden zu einem gelungenen, hoffnungsvollen Ende, das mich zufrieden zurückließ.
„Das Schlimmste war die ständige Angst, dass bei jedem Klingeln des Telefons oder an der Haustür ein Polizist die Nachricht überbringen könnte, sie hätten eine Leiche gefunden.“ E-Book, Position 89
Mein Fazit
Eigentlich hätte ich „Was auf das Ende folgt“ drei Sterne gegeben, weil trotz der Schwächen (Klischees, fehlende Tiefe, Spannungseinbrüche) auch viele gute Ansätze erkennbar waren (Schreibstil, Figurenzeichnung, Plotentwicklung). Leider sind der das ganze Buch durchdringende Male Gaze, der Sexismus, der Rassismus, das Slutshaming und Fatshaming in meinen Augen unerträglich und unverzeihlich, sodass ich diesen Roman mehrmals abbrechen wollte. Durchgehalten habe ich nur, um am Ende diese fundierte Rezension schreiben zu können. Ich bin jedenfalls sehr enttäuscht und kann dieses Debüt leider nicht weiterempfehlen!