Meine Schwäche für Kindersachbücher ist in den letzten Jahren zunehmend gewachsen. Ich finde es immer wieder unglaublich spannend zu sehen, wie teils sehr schwierige Themen und komplexe Infos für die Jüngsten aufbereitet werden, und hier ist das besondere, dass diese Infos sogar gepaart mit einer tollen Geschichte sind.
Man lernt zunächst die Mottenfamilie kennen, um die es hier geht, im Vordergrund steht Heribert, die Museumsmotte, mit seiner Nichte Jolinde. Ich fand es ganz zauberhaft, wie jeder Motte direkt zu Beginn ein kleiner Steckbrief mit einem ganz eigenen Charakter verpasst wurde, sodass man sofort wusste, wer welche Eigenarten hat und wie gestrickt ist.
Jolinde war die neugierigste von allen und tapfer obendrein, denn das muss man für das Abenteuer, was sie erlebt, wahrlich sein. Ich habe mich direkt mit ihr anfreunden können und bei jedem Flügelschlag mitgefiebert, ebenso wie mit ihrem Onkel Heribert. Die beiden ergeben ein tolles Team!
Das kleine aber feine Abenteuer, das die beiden erleben, hatte ich, da ich den Klappentext vorher nicht noch mal gelesen habe, gar nicht kommen sehen. Daher war ich (ja, auch mit Mitte 20) sehr aufgeregt, wie diese beinahe haarsträubende Situation für die beiden Motten ausgeht. Es mangelte meiner Meinung nach hier weder an Spannung noch an Nähe zu den Figuren oder an Detailreichtum, einfach eine toll erzählte Geschichte.
Was ich leider etwas weniger gelungen fand, war die Art und Weise, wie die Informationen zu Museen in die Geschichte eingestreut wurden. Teils wird die Erzählung direkt im Sinnabschnitt unterbrochen (immerhin nicht direkt im Satz), und erst nach einer Doppelseite mit Informationen wieder fortgeführt. Das fand ich sehr schade, denn man möchte ja beides, das Abenteuer und Infos. Und da man nach einer ganzen Doppelseite mit für die Kinder vielleicht auch neuem Input erst einmal den Kopf voll hat, musste ich häufig noch einmal ganz kurz zurückblättern, um den Faden in der Geschichte wiederzufinden. Ist natürlich kein Akt, aber mir persönlich gefiel das nicht ganz so gut.
Die Informationen an sich fand ich allerdings top! Man wird sachte in das Thema Museen eingeführt, begonnen damit, was das denn überhaupt ist. Dann erfährt man im Laufe der Zeit, was sich darin befindet, was für Museen es gibt, wie sie aufgebaut sind, was für Regeln es dort gibt, wo sie sich befinden, was die beeindruckendsten Museen sind und noch viel mehr. In angemessener Sprache wird hier Stück für Stück alles passend zum jeweiligen inhaltlichen Stand der Geschichte aufgedröselt, was es zu Museen wichtiges zu sagen gibt.
Und zu guter Letzt muss ich natürlich noch ein Wort zu Gestaltung verlieren. Ich denke, wenn das Buch nicht aussähe, wie es aussieht, wäre das Leseerlebnis nicht mal einen Bruchteil so schön gewesen. Die Art, wie die Motten, die Museen, die Räume, die Kunstwerke, einfach alles illustriert wurde, ist schlichtweg großartig. Das Buch für sich ist schon ein Museumsstück, so wunderschön wie es aussieht. Ich hatte zunächst vor dem Lesen einfach einmal andächtig durch die Seiten geblättert, weil ich mich an den vielen Bildern und dem Zeichenstil gar nicht sattsehen konnte. Ein Traumbuch, wirklich!
Mein Fazit:
Da es sich hier ja nicht nur um ein rein erzählendes Kinderbuch, sondern ein wenig auch um ein sachlich angehauchtes Buch handelt, müsste ich meine Kritik über die Verteilung von Geschichte und Informationen eigentlich stärker einfließen lassen. Aber es fühlt sich einfach nicht richtig an, 4 Sterne zu geben, dafür hatte ich viel zu viel Spaß beim Lesen und blättern. Dieses atemberaubend schöne Buch mit den zauberhaften Figuren bekommt daher 4,5 Sterne und gerundet die volle Punktzahl. Von mir gibt es eine klare Leseempfehlung!