Hinter verschlossenen Türen
Ich fand den Erzählstil der unbeteiligte, auktorialen Erzählerin, die den Leser auch noch direkt adressiert, sehr gewöhnungsbedürftig. So richtig wollte das für mich nicht in die Kulisse und den Flair ...
Ich fand den Erzählstil der unbeteiligte, auktorialen Erzählerin, die den Leser auch noch direkt adressiert, sehr gewöhnungsbedürftig. So richtig wollte das für mich nicht in die Kulisse und den Flair der Zeit passen. Die Idee des Salons selbst, fand ich einfach fantastisch. Ein Ort der Fantastereien, frei von Wertung und Konventionen- das hat was.
Zum Inhalt: Frankreich unter Ludwig XIV: der Sonnenkönig ist für seine Verschwendungssucht bekannt, während es außerhalb des Hofes an vielem mangelt. Im Kaminzimmer von Marie d‘Aulnoyes treffen sich Frauen um zu trinken, Märchen zu erzählen und der grausamen Realität zu entfliehen. Doch laufen sie Gefahr, sich damit in unliebsame Situationen zu bringen.
Ich mochte Märchen schon immer und mir haben die kurzen Kapitel und märchenhaften Erzählungen gut gefallen. Vor allem war es sehr geschickt, wie sie mit der Handlung verwoben wurden. Trotzdem oder gerade deswegen, kommt die Handlung selbst gar nicht so richtig in Fahrt.
Als Leser bleibt man seltsam außen vor, die Erzählweise schafft eine gewisse Distanz, trotz des erzwungenen Voyeurismus.
Teilweise fand ich die Sprache und den Schreibstil etwas derb, um nicht zu sagen vulgär, was für mich nicht so recht in den Kontext der Märchenerzählung und feinen Gesellschaft passen wollte, den Sittenverfall aber gleichzeitig natürlich gut rübergebracht hat. Generell ist es eine Geschichte der Gegensätze, der Verzerrung von Moral ins Lächerliche und das Messen mit zweierlei Maß wenn es darum geht, wer eine Verfehlung begangen hat.
Ich schwanke bei diesem Buch sehr stark, ob ich es einfach genial oder zu banal fand. Die Geschichte war für mich sehr ambivalent und lässt mich mit gemischten Gefühlen zurück.