Wer Hope Forever mochte und Gefallen an Fortsetzungen in Form von Nacherzählungen aus einer anderen Perspektive findet, wird von Looking for Hope trotz kleinerer Mängel sicher gut unterhalten werden. Man sollte diesen zweiten Band jedoch auf keinen Fall z
Bevor man zu Looking for Hope greift, sollte man wissen, dass es sich dabei nicht um eine gewöhnliche Fortsetzung des Vorgängers handelt, sondern vielmehr um eine Nacherzählung des ersten Bandes aus der ...
Bevor man zu Looking for Hope greift, sollte man wissen, dass es sich dabei nicht um eine gewöhnliche Fortsetzung des Vorgängers handelt, sondern vielmehr um eine Nacherzählung des ersten Bandes aus der Sicht von Dean Holder. Deshalb sollte man diesen nur dann lesen, wenn man so etwas mag und nichts dagegen hat mehr oder weniger die gleiche Handlung noch einmal zu erleben, denn unerwartete Wendungen, insbesondere in Bezug auf die Beziehung von Sky und Holder, kann und wird es somit zwangsläufig nicht geben.
Die Handlung beginnt wenige Tage vor Leslies Selbstmord, dem zweiten einschneidenden Ereignis in Holders Leben. Durch die Schilderung des gesamten Geschehens aus seiner Perspektive kann man seinen Schmerz, seine Trauer sowie seine Wut sehr gut nachempfinden und leidet mit ihm. Etwas befremdlich wirkt es allerdings, dass Holder kurz nach ihrem Tod kein einziges Mal auf den Gedanken kommt, ihre Trennung von Grayson könne der oder zumindest ein Grund für ihre verzweifelte Tat sein, obwohl es eigentlich die naheliegendste Vermutung ist. Man möchte ihm zwar nicht noch mehr Schuldgefühle aufbürden, als er ohnehin schon hat, weil es damit immerhin zum Teil tatsächlich seine Schuld gewesen wäre, doch es kommt einem schon merkwürdig vor. Seinen Gedanken kann man erst viel später entnehmen, warum er der Ansicht ist, dass Grayson nicht der Grund für ihr Handeln war. Diese Überlegungen hätte Colleen Hoover also besser etwas früher einbauen sollen.
Besonders bewegend und eine positive Überraschung sind hingegen die Briefe, die Holder Les nach ihrem Tod schreibt um seine Emotionen zu verarbeiten. Sie gewähren dem Leser nämlich einen noch tieferen Einblick in sein Innerstes.
Grundsätzlich ist es sehr schön einige der bereits bekannten Szenen noch einmal aus Holders Sicht zu erleben und so zu erfahren, wie er sich in einer bestimmten Situation fühlte oder was ihm dabei durch den Kopf ging, zum Beispiel als er Sky das erste Mal begegnete. Natürlich können nicht alle Szenen zwischen ihm und Sky ein weiteres Mal im Detail geschildert werden – das Buch wäre sonst vermutlich ziemlich langweilig – aber leider fühlt es sich trotzdem so an als würde die eine oder andere Szene fehlen, die man selbst für ausgesprochen wichtig erachtet und nur zu gern aus Deans Blickwinkel erlebt hätte. Das betrifft unter anderem die Szene, in der Sky und Holder erstmals auf dem Flugplatz sind und er sie nach ihrer Kindheit fragt sowie ihren gemeinsamen Ausflug zum Flohmarkt, wo Dean Karen zum ersten Mal begegnet, seit er weiß, wer Sky wirklich ist und dass es sehr wahrscheinlich Karen war, die Hope damals entführt hat. In Hope Forever hat sogar Sky die Spannungen zwischen Holder und Karen in diesem Moment gespürt, sodass man sehr gespannt auf Holders Gedanken war. Andere Szenen hätten dafür vielleicht kein zweites Mal so ausführlich beleuchtet werden müssen.
Der Augenblick, in dem Dean zweifelsfrei erkennt, dass Sky tatsächlich Hope ist, ist dagegen jedoch enthalten, und es ist interessant zu erfahren wie sorgfältig Holder mittels Pro-/Contra-Listen seine nächsten Schritte abzuwägen versucht. Skys Wohlergehen hat für ihn in jedem Fall oberste Priorität, er denkt ausschließlich an sie und welche Konsequenzen die Wahrheit wohl für sie hätte. Das macht ihn sogar noch liebenswerter.
Zwischen ihnen besteht eine tiefe Verbundenheit und sie stehen einander in dieser schweren Zeit bei. Er leidet unglaublich mit Sky mit als er erfährt, was ihr Vater ihr angetan an, während sie wiederum ihn tröstet, als er erkennt, dass Les nach Sky zu seinem Opfer wurde und das der wahre Grund für ihren späteren Selbstmord war.
Daniel ist Holder ein genauso toller Freund wie Breckin Sky, nur eben auf eine andere, eigentümliche Art. Für seine Loyalität muss man ihn einfach lieben und seine einmaligen Spitznamen bringen einen oftmals zum Lachen. Durch seine vielen Eigenarten ist Daniel eine wirklich einzigartige Persönlichkeit, die man keinesfalls missen möchte.
Außerdem gibt Daniel dem Leser einen ersten Hinweis auf die Novelle Finding Cinderella, auf die man sich danach bereits freut. Zum Glück wird sie sicher ebenfalls bald ins Deutsche übersetzt.
Ein Highlight sind darüber hinaus die Anspielungen auf andere Bücher, teilweise von Colleen Hoover selbst, die man als aufmerksamer Leser entdecken kann. Sky liest Holder beispielsweise Weil ich Layken liebe vor und Breckin lädt für Sky Irgendwann für immer von Katja Millay auf ihren eReader.
Das Ende gibt unglücklicherweise noch einmal Anlass zur Kritik. Weniger gelungen ist zum einen die Szene zwischen Holder und seiner Mutter, nachdem er den sehr berührenden Abschiedsbrief seiner Zwillingsschwester, der einem Leslie ein Stückchen näher bringt, endlich gelesen hat. Er stürmt in das Arbeitszimmer seiner Mutter, beendet ruppig ihr Telefonat und schreit sie an, wobei es durchaus verständlich ist, dass er ihr schwere Vorwürfe macht. Seine Wut ist aber viel zu schnell verraucht und schon in der nächsten Sekunde verzeiht er ihr. Selbstverständlich sollte er seiner Mutter vergeben und froh sein, dass Leslie sich jemandem anvertraut hatte, doch diese Kehrtwende kommt einfach viel zu plötzlich und die notwendige Auseinandersetzung hätte länger dauern müssen.
Dem langen Schweigen seiner Mutter steht man als Leser ferner ziemlich zwiegespalten gegenüber. Es ist nachvollziehbar, dass sie Holder nichts von dem Missbrauch seiner Schwester gesagt haben, weil er sich nicht auch daran die Schuld geben sollte und es sicher keine Erfahrung ist, über die man (mit dem eigenen Bruder) gern spricht. Dass sie ihm das Wissen um Hope jahrelang verheimlicht haben, ist allerdings absolut unverständlich. Das einem kleinen Jungen mitzuteilen, mag ja in der Tat riskant sein, Holder war mittlerweile jedoch längst alt genug um ein Geheimnis zu bewahren und hatte ein Recht darauf zu erfahren, dass es Hope gut geht und es kein schwerwiegender Fehler von ihm war ihre Entführung nicht verhindert zu haben. Wenigstens das wären sie ihm schuldig gewesen.
Missglückt sind zum anderen auch die Ergänzungen hinsichtlich Skys Vater, der für den Missbrauch an Leslie trotz Anzeige und Gerichtsverfahren nicht bestraft wurde. Es ist möglicherweise denkbar, dass jemand sich ein- oder gar zweimal herausreden kann, aber dass man sogar mit dem dritten Vorwurf sexuellen Missbrauchs ungestraft davon kommt, ist ausgesprochen unrealistisch. Vor allem, wenn man bedenkt, dass Leslie laut den Ausführungen im Buch untersucht und von Psychologen befragt wurde. Zumindest die körperlichen Verletzungen, die ein kleines Kind durch solche wiederholt beigebrachten Taten erleidet, wären doch niemals von der Hand zu weisen gewesen. Glaubwürdiger wäre es demnach gewesen, wenn Leslie ihrer Mutter zwar davon erzählt hätte, sie am Ende aber von einem Verfahren Abstand genommen hätten um ihre Tochter mit den Aussagen vor Gericht o.ä. keiner noch größeren, emotionalen Belastung auszusetzen, oder wenn sie es erst nach dem Umzug offenbart hätte und man dann nicht mehr von ihr verlangen wollte an den Ort des Geschehens zurückzukehren und ihrem Peiniger erneut gegenüberzutreten. Diese Aspekte scheint Colleen Hoover folglich nicht gut durchdacht zu haben, was sehr schade ist und so leider für Abstriche sorgt.
Der kurze Ausblick auf die gemeinsame Zukunft von Sky und Holder bzw. Dean und Hope gefällt einem dagegen sehr, man hätte nur wirklich gern noch etwas mehr darüber erfahren.