Packender 2. Teil
„Gähnende Dunkelheit umfing sie. Es roch nach Schimmel und fauligem Unrat. Elisabeth musste sich zwingen, einen Fuß vor den anderen zu setzen. Der enge Korridor schien kein Ende zu nehmen. Die Stufen wiesen ...
„Gähnende Dunkelheit umfing sie. Es roch nach Schimmel und fauligem Unrat. Elisabeth musste sich zwingen, einen Fuß vor den anderen zu setzen. Der enge Korridor schien kein Ende zu nehmen. Die Stufen wiesen alle eine unterschiedliche Höhe auf, sodass es beinahe unmöglich war, abzuschätzen, wie sie ihren Fuß setzen sollte. Um nicht versehentlich zu stolpern oder auf Jacob zu stürzen, streckte sie eine Hand aus und ließ sie die Mauer entlanggleiten. Moder bedeckte die Wände, es fühlte sich unangenehm glitschig an, fast als würde das Haus leben. Ab und an machte die Wand einen Knick nach links oder rechts. Es kam ihr vor, als wäre sie noch nie zuvor so tief unter der Erde gewesen.“ (Auszug S. 84/85)
Habt ihr nicht auch Gänsehaut, wenn ihr das lest? Mich erinnert diese Stelle an den alten Gewölbekeller eines über 100 Jahre alten Sandsteinhauses, welches ich als Kind erforscht habe... und damit sind wir mittendrin in der Fortsetzung der Sansibar-Saga von Cornelia Engel.
„Im Schein der Morgenröte“ beginnt mit einem Rückblick für alle, die den ersten Band „Im Schatten der Vanille“ nicht gelesen haben. Damit wird der Anschluß an die vorliegende Geschichte wirklich erleichtert, denn viele Intrigen aus Band 1 ziehen sich auch durch den zweiten Band wie ein roter Faden. Spannend bekommen wir erzählt, wie es mit Elisabeth und Jacob weiter geht. Und wie sich die junge Frau im Business der Männer – dem Gewürzhandel auf Sansibar – sowie auch gegen die Intrigen aus dem Palast behaupten muss.
Wie gewohnt nimmt mich die bildhafte Sprache der Autorin sofort wieder mit in die fremde Welt... aber noch packender finde ich in dieser Reihe den Spannungsbogen, der gekonnt zwischen scheinbarer Entspannung und dann wieder Hochspannung zu wechseln scheint – ich liebe das! Ja, auch diesen Band konnte ich kaum aus der Hand legen und habe ihn in einem Rutsch gelesen.
Auch das Cover ist wieder absolut gelungen und passt wunderbar zur Geschichte. Ich mag die Farbgestaltung in den warmen Rottönen, welches einen schönen Kontrast zu den eher kalten Blautönen des ersten Bands bilden.
Alles in allem kann ich History-Fans, die neben einer lockeren Geschichte auch tiefgründig in die Welt des Handels rund um 1880 auf Sansibar schauen wollen, diese Reihe empfehlen. Wobei man mit Band 1 beginnen sollte ;) Beide Bücher runden das Bild der „neuen“ Frau jener Zeit gekonnt ab: es geht um starke Frauen aus verschiedenen gesellschaftlichen Schichten, die sich in der Männerwelt emanzipieren... spannender Lesetipp!