Mindestens 150 Seiten zu wenig handlung
Meine Meinung
Ich liebe die Tintenwelt-Trilogie von Cornelia Funke. Wirklich, ich liebe sie über alles. Ich glaube, das war die Reihe, die meine Liebe zum Lesen entfacht hat. Deshalb war ich skeptisch, ...
Meine Meinung
Ich liebe die Tintenwelt-Trilogie von Cornelia Funke. Wirklich, ich liebe sie über alles. Ich glaube, das war die Reihe, die meine Liebe zum Lesen entfacht hat. Deshalb war ich skeptisch, ob ich diesem vierten Band eine Chance geben soll. Habs aber schlussendlich getan, denn es ist nun mal Cornelia Funke und die Geschichte soll sich hauptsächlich um Staubfinger drehen. Mein absoluter Favorit-Character. Also habe ich mich bei Lovelybooks auf die Leserunde beworben, aber nicht wirklich damit gerechnet, dabei zu sein. War ich dann aber doch. So cool! Und dann kam das Buch und mein erstes »Oh«. Denn die Handlung ist nur knappe 320 Seiten lang. Selbst Tintenherz hat fast 600 Seiten. Ganz zu schweigen von Tintenblut und Tintentod!
Aber ich hab mich gesagt, das muss gar nichts heißen und habe angefangen zu lesen. Zuerst hat es mir auch richtig gut gefallen, ich bin schnell in der Handlung drin gewesen und habe die Zusammenfassung von Orpheus, die hinten im Buch abgedruckt ist, gar nicht gebraucht. Es war schön vertraute Charaktere zu treffen und zu erfahren, wie es ihnen nach dem Ende von Tintentod ergangen ist. Auch wenn das nicht lange gewährt hat, weil die alle relativ schnell durch Orpheus Rache aus der Handlung verschwinden.
Aber so nach dem ersten Drittel oder sagen wir sogar vielleicht erst nach der Hälfte ging es bergab. Orpheus Rache finde ich persönlich langweilig. Ohne zu viel vorwegnehmen zu wollen, aber ich hatte mir vorgestellt, dass er Staubfinger entsetzliches antut, ihn richtig quält und sich an seinem Leid ergötzt. Mehr so in Richtung Basta. Naja, das tut er nicht. Seine Rache ist ziemlich simpel und ich muss gestehen Staubfingers Gegenwehr auch so gut wie kaum vorhanden. Passt nicht zu ihm.
Zudem verläuft mir im Buch, vor allem auf Seiten der Guten, alles alles alles viel zu glatt. Es gibt ein Problem? Hier die Lösung. Ein Hinterhalt? Da schicken wir mal schnell eine Warnung, die auch rechtzeitig ankommt und der Hinterhalt misslingt. Der Zauber, den Orpheus benutzt? Es gibt keinen Gegenzauber, der ihn aufhalten könnte. Niemand kann die Frau besiegen, die ihm diese Macht verleiht. Ach Halt, ein kleiner Nobody, den man im Buch kaum kennenlernt, schafft es die böse Frau innerhalb von zwei Seiten zu besiegen. Ich meine, waaaaas? Warum? Wie geht das? Auf eine Erklärung habe ich vergebens gewartet.
Und ein anderer noch viel kleinerer Nobody, der vielleicht in zwei Kapiteln des gesamten Buches vorkommt, schafft es all die anderen geliebten Charaktere wieder zurück zu bringen? Bitte?
Auch das Worldbuilding … Wo ist diese fantastische Welt, wo ist das Feeling, der Vibe? Die Welt kommt völlig zu kurz. Die Spannung kommt zu kurz, dieses Kribbeln bis zum Höhepunkt, das große Finale – wo ist das alles? Denn ich habe alles leider echt vergebens gesucht. Zudem sind auch ein paar Handlungsstränge völlig ungeklärt beziehungsweise werden einfach fallen gelassen. Oh, da ist wer entkommen, der könnte uns noch Probleme machen. Aber dann kommt das Ende. Giovanna? Der Doppling? Wer sind das? Die sind entkommen? Never Mind. Es ist doch alles super. Alle sind wieder da ...
Fazit
Dieses Buch hatte wirklich viel Potenzial. Und ich liebe Staubfinger nach wie vor, aber es fehlen einfach gute 150 bis 200 Seiten Handlung. Wenn nicht mehr. Es gibt keinen Spannungsbogen. So gut wie alle Probleme, die auftauchen werden sofort wieder gelöst, alles verläuft viel zu glatt. Die Bösewichte sind innerhalb von ein paar wenigen Seiten besiegt. Ich finde einfach, die Idee ist von vorne bis hinten nicht ausgereift beziehungsweise wirkt es zwischenzeitlich sogar so, dass man überhaupt keine Ideen hatte und deshalb diese riesigen Plotlöcher einfach ignoriert hat. Passt schon so. Mega schade. Ich bin leider echt enttäuscht.