Cover-Bild Das Versprechen
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24,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Luchterhand
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Erzählende Literatur
  • Seitenzahl: 368
  • Ersterscheinung: 23.12.2021
  • ISBN: 9783630877075
Damon Galgut

Das Versprechen

Roman – Booker Preis 2021
Thomas Mohr (Übersetzer)

»Das Versprechen« erzählt vom zunehmenden Zerfall einer weißen südafrikanischen Familie, die auf einer Farm außerhalb Pretorias lebt. Die Swarts versammeln sich zur Beerdigung ihrer Mutter Rachel, die mit vierzig an Krebs stirbt. Die jüngere Generation, Anton und Amor, verabscheuen alles, wofür die Familie steht – nicht zuletzt das gescheiterte Versprechen an die schwarze Frau, die ihr ganzes Leben für sie gearbeitet hat. Nach jahrelangem Dienst wurde Salome ein eigenes Haus, eigenes Land versprochen ... doch irgendwie bleibt dieses Versprechen mit jedem Jahrzehnt, das vergeht, unerfüllt.

Mit großer erzählerischer Kraft und nah an den Personen schildert Damon Galgut eine Familiengeschichte, die sich über dreißig Jahre des politischen Umbruchs in Südafrika erstreckt – von der Apartheid bis hin zur Demokratie. Während sich das Land von den alten tiefen Spaltungen zu einer neuen, gerechteren Gesellschaft hin bewegt, schwebt über allem die Frage: Wie viel Verbitterung, wie viel Erneuerung, wie viel Hoffnung bleiben?

Ausstattung: Pepper: Man Booker Prize 2021

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 16.05.2022

Sprachgewaltig und ohne Filter

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Meine Meinung:

Hier handelt es sich um keine Geschichte, die man mal schnell zwischendurch wegsuchtet. Vielmehr ist es ein Buch, welches intensiv gelesen und verstanden werden will. Mir hat besonders ...

Meine Meinung:

Hier handelt es sich um keine Geschichte, die man mal schnell zwischendurch wegsuchtet. Vielmehr ist es ein Buch, welches intensiv gelesen und verstanden werden will. Mir hat besonders gut gefallen, dass sämtlichen Personen und Geschehnisse mitten aus dem Leben gegriffen sind. Das Ganze passiert in einer poetisch anmutenden Sprache, die immer wieder von Derbheit abgelöst wird.

Drei Jahrzehnte begleiten wir die weiße südafrikanische Familie Swart. Sie beginnt mit dem Tod der Mutter Rachel. Amor ist die kleinere Tochter und möchte den Tod der Mutter nicht akzeptieren. Solange sie das Haus nicht betritt, in dem ihre Mutter sich noch befindet, solange ist sie auch nicht tot. Amor belauschte einst ein Versprechen, welches ihr Vater Manie der Mutter am Sterbebett gegeben hat. Die langjährige schwarze Bedienstete Salome soll das Haus bekommen, in welchem sie schon jahrelang mit ihrem Sohn lebt. Salmoe hatte die komplette Pflege von Rachel übernommen. Saß als Einzige am Sterbebett! Die Farm in der Nähe von Pretoria ist groß. Das Lombarhaus, in dem Salome lebt, ist klein und schäbig. In den 80ern haben schwarze Menschen kaum Rechte. Und so sieht die Familie keine Dringlichkeit, den Wunsch einer Sterbenden zu erfüllen. Noch dazu ist Rachel wieder zu ihrem jüdischen Glauben zurück gekehrt. Amor ist unglücklich über den Verrat ihres Vaters. Auch ihre älteren Geschwister Anton und Astrid schenken ihr keinen Glauben.

Die Geschichte erzählt vom Leben und Sterben. Von einem Buch, das Anton nie zu Ende geschrieben hat. Dem Wandel der Zeit, in dem dunkelhäutige Menschen mehr Rechte erhalten und die Kriminalitätsrate steigt. Das bekommt besonders die Familie Swart zu spüren. Sie erzählt vom Verfall einer Familie, bei der jeder sein eigenes Süppchen kocht. Vorurteile und Rassismus nehmen einen großen Raum ein. Sei es der Glaube oder die Hautfarbe. Mir persönlich ist besonders der Verrat an der verstorbenen Rachel sauer aufgestoßen. Ich bin ein Mensch, der seine Versprechen hält. Besonders wenn es sich um den letzten Wunsch eines Menschen handelt. Somit konnte ich die gut situierte Familie Swart nicht verstehen. Einzig Amor verfügt über einen Charakter bei dem Versprechen nicht gebrochen werden.

Ich habe ganz besonders den Schreibstil von Galgut geliebt. Ohne Anführungszeichen und ungefiltert beschreibt er die verschiedenen Gedanken der Protas. Ein Pastor, der kaum noch erwarten kann bis eine Beerdigung zu Ende ist, weil er unbedingt zum pissen muss. Die Gedankengänge des Geistlichen sind alles andere als keusch. Auch die Gedanken aller anderen kommen so mitten aus dem Lieben daher. Sie haben mir das eine oder andere Lächeln ins Gesicht gezaubert und manchmal fassungslos zurückgelassen. Das Setting spiegelt Südafrika wieder. Heiß und trocken und dennoch mit einem ganz besonderen Charme.

Fazit:

Drei Jahrzehnte der Familie Swart haben mich bestens unterhalten. Der Verfall und mangelnde Zusammenhalt der Familie stimmen stellenweise sehr traurig. Der ungefilterte Schreibstil entbehrt so manches mal jeglicher Rührseligkeit. Der Autor spricht des öfteren die Leserschaft persönlich an. Das Besondere daran: Ich habe mich wirklich angesprochen gefühlt. Ein Versprechen, welches ganz leicht zu erfüllen gewesen wäre, hängt wie eine Damokleschwert viele Jahre über der Familie!

Von mir eine absolute Empfehlung. Danke Damon Galgut. Ich habe jedes einzelne Wort genossen.

Zitat:

Das Buch ist so etwas wie eine traumveränderte Version von Antons Leben. Ein Abbild dessen, was die Psyche im Schlafzustand aus dem Rohmaterial des Lebens macht.

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Veröffentlicht am 10.05.2022

Sehr lesenswert

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Damon Galguts Roman „Das Versprechen“ lag eine Weile völlig zu Unrecht auf meinem SUB. Ich weiß die Tatsache, dass der Roman mit dem Booker Prize ausgezeichnet wurde, hätte eigentlich Grund genug für mich ...

Damon Galguts Roman „Das Versprechen“ lag eine Weile völlig zu Unrecht auf meinem SUB. Ich weiß die Tatsache, dass der Roman mit dem Booker Prize ausgezeichnet wurde, hätte eigentlich Grund genug für mich sein sollen, den Familienroman um die Familie Swart sofort lesen zu wollen. Ich bin bei preisgekrönten Büchern aber oft etwas zögerlich, denn häufig zeichnen Kritiker gerade dien Bücher als besonders lesenswert aus, die ich irgendwie einfach nur anstrengend finde.

Das trifft überhaupt nicht auf Damon Galguts Roman zu. Sprachlich ist das Buch wirklich meisterlich, also völlig nachvollziehbar, dass es ausgezeichnet wurde. Und zum Glück ist es die Art von sprachlich wunderbar, dass man den Roman nicht aus der Hand legen kann.

Aber erst einmal kurz zum Inhalt. Der Roman beginnt Ende der 80er-Jahre in Südafrika, in dem noch Apartheid herrscht. Die jüngste Tochter Amor wird zufällig Zeugin eines Gesprächs zwischen ihren Eltern, in dem der Vater der Mutter kurz vor ihrem Tod verspricht, der treu dienenden Haushälterin Salome ein Häuschen auf dem großen Anwesen der Familie Swart zu vermachen. Dieses Versprechen werden weder er noch der Rest seiner Familie im Laufe der Jahrzehnte, die der Roman umspannt, einlösen, obwohl Amor immer wieder darauf pocht.

Die vier Kapitel des Romans sind jeweils einem Familienmitglied der Swarts gewidmet, wobei das nicht heißt, dass das Kapitel ausschließlich aus Sicht dieser Person erzählt wird. Der Grund dafür ist eigentlich recht einleuchtend und wird den meisten Lesern wahrscheinlich schneller als mir auffallen, die ich doch tatsächlich bis zu Kapitel 4 zur persönlichen Erleuchtung brauchte.

Interessant fand ich auch, dass das Versprechen nur das Motiv ist, dass die Geschichte zusammenhält und vielmehr der Leser anhand der Geschichte einer Familie über drei Jahrzehnte Südafrikas Umbruch erzählt bekommt. Dabei springt der allwissende Erzähler fast unmerklich von einem Protagonisten zum anderen, so dass wir dessen Gefühle und Denken direkt erleben.

Bis auf Amor sind die anderen Familienmitglieder auch nicht gerade sympathisch. Privilegierte Weiße, manche davon etwas bigott, andere weniger. Alle müssen aber ihre alten Einstellungen und Vorurteile nach dem Umbruch der Gesellschaft in dieser neuen Welt irgendwie überdenken.
Gerade da ich Südafrika noch nie gesehen habe und nur aus Berichten und Nachrichten kenne, hat mir das Buch noch eine zusätzliche persönlichere Annäherung an Südafrika ermöglicht.

Ob das Versprechen irgendwann doch noch eingelöst wird und warum jedem Familienmitglied außer Amor ein Kapitel gewidmet ist, werde ich nicht verraten. Ich verspreche aber, dass die Lektüre des Buchs dich begeistern wird.

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Veröffentlicht am 25.01.2022

Das Lombard-Haus

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Südafrika im Jahr 1986: Rachel Swart ist erst 40 Jahre, als sie dem Krebs erliegt. Sie hinterlässt ihren Mann Manie und die drei Kinder Astrid, Anton und Nesthäkchen Amor. Kurz vor ihrem Tod ringt sie ...

Südafrika im Jahr 1986: Rachel Swart ist erst 40 Jahre, als sie dem Krebs erliegt. Sie hinterlässt ihren Mann Manie und die drei Kinder Astrid, Anton und Nesthäkchen Amor. Kurz vor ihrem Tod ringt sie ihrem Gatten ein letztes Zugeständnis ab: Ein kleines Häuschen auf dem Gelände der Farm, das sogenannte Lombard-Haus, soll laut ihrem letzten Willen der schwarzen Angestellten Salome geschenkt werden. Doch es sieht nicht so aus, als ob dieses Versprechen bald eingelöst würde…

„Das Versprechen“ ist der mit dem Booker Prize 2021 ausgezeichnete Roman von Damon Galgut.

Meine Meinung:
Der Roman besteht aus vier Teilen. Der erste spielt im Jahr 1986 und ist am ausführlichsten. Der zweite Teil ist neun Jahre später angesiedelt. Zu den Teilen drei und vier gibt es weitere Zeitsprünge, sodass die Geschichte mehrere Jahrzehnte umspannt. Die originelle Idee, die hinter diesem Muster steckt, erschließt sich nach und nach. Dreh- und Angelpunkt ist die Farm der Swarts. Die Schauplätze wechseln jedoch immer wieder.

Erzählt wird durchweg im Präsens. Allerdings ist die Erzählperspektive durchaus ungewöhnlich und unkonventionell. Der Fokus springt - zum Teil sehr abrupt - von Person zu Person und gewährt dabei eindringliche Innensichten. Dabei ähnelt der Schreibstil einem Stream of Consciousness, geht aber darüber hinaus. Er ist atmosphärisch dicht und bildstark. Der einzigartige Stil wechselt bisweilen auf die Metaebene. Er spricht mal die Leserinnen und Leser, mal die Charaktere direkt an. Mit der besonderen Art des Erzählens wurde mir beim Lesen viel Aufmerksamkeit abverlangt. Zugleich hat sie mich schon nach wenigen Seiten komplett für den Roman einnehmen können.

Vor dem Hintergrund der sozialen, politischen und gesamtpolitischen Umwälzungen in Südafrika, inklusive des fortschreitenden Endes der Apartheidpolitik, wird das Porträt einer dysfunktionalen Familie gezeichnet, die dem Untergang geweiht ist. Klassische Sympathieträger gibt es nicht. Sowohl der Vater als auch die drei Kinder und die weiteren Verwandten zeigen psychische Auffälligkeiten und weisen diverse menschliche Schwächen auf. Sie wirken jedoch rundum glaubwürdig und vielschichtig. Etwas zu blass bleibt für meinen Geschmack die nicht unwichtige Salome. Sie tritt ebenso wie andere schwarze Charaktere in den Hintergrund. Neben der Familie tauchen hier und da immer wieder Randfiguren auf, die der Geschichte eine besondere Würze verleihen.

Die rund 370 Seiten umfassende Geschichte spielt ihre Stärken vor allem im ersten und letzten Teil aus. In der Mitte verliert die Geschichte ein wenig an Intensität, wird aber dennoch zu keiner Zeit langatmig. Neben tragischen und ernsten Passagen mangelt es dem Roman nicht an mystischen, komischen und skurrilen Momenten, zum Beispiel wenn religiöse Riten dargestellt werden. Thematisch wird ein breites Spektrum abgedeckt.

Gut gefallen hat mir ebenfalls, dass der englischsprachige Titel („The Promise“) so wortgetreu übersetzt wurde. Auch das ansprechende deutsche Cover ist an das Original angelehnt.

Mein Fazit:
Mit „Das Versprechen“ ist Damon Galgut ein überaus lesenswerter Roman mit einer einzigartigen Erzählstimme gelungen, der aus der breiten Masse hervorsticht. Eine zwar herausfordernde, aber facettenreiche, fesselnde und geschickt konstruierte Lektüre. Ein Lesehighlight 2022.

Veröffentlicht am 20.01.2022

Unglaublich gut und tiefgründig

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Es ist eine Familiengeschichte, die dem Untergang geweiht. Über 30 Jahre beobachten wir den Zerfall einer Familie, den der Autor in vier Kapiteln geschildert hat. Die Geschichte einer unbedeutenden Familie ...

Es ist eine Familiengeschichte, die dem Untergang geweiht. Über 30 Jahre beobachten wir den Zerfall einer Familie, den der Autor in vier Kapiteln geschildert hat. Die Geschichte einer unbedeutenden Familie spiegelt die politische Entwicklung von Südafrika wider. Von dem Apartheid-Regime bis zur Demokratie begleiten wir die Familienmitglieder mit deren Missglück und Selbsttäuschung. Und das Versprechen, das nur die jüngste Tochter ernst wahrnimmt, reflektiert Trivialität bzw. Bedeutungslosigkeit der Politik sowie der Kirche.
Damon Galgut berichtet uns von etwas Großem und Wichtigem indirekt und manchmal klingen seine Wörter sarkastisch. Der Roman ist nicht leicht zu lesen aufgrund zahlreicher Perspektivenwechsel, die man ab und zu nicht sofort bemerkt. Der unkontrollierte Ablauf von Gedanken, Gefühlen und Erinnerungen einer Figur wird langsam zum Bewusstseinsstrom einer anderen. Die Charaktere sind unterschiedlich, jedoch sind sie in einem ähnlich (außer Amor) - deren Ängste und Sünden spielen ihnen einen bösen Streich.
Nur mit Amor hat man eine Hoffnung auf eine bessere und sichere Zukunft.

Es ist ein starker Roman, der den Booker Preis 2021 verdient hat.

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Veröffentlicht am 16.01.2022

Nichts ist gut in Südafrika

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Romane, die sich mit den politischen Verhältnissen in Südafrika auseinandersetzen, gibt es viele, aber keiner ist so brillant wie „Das Versprechen“, der zurecht vergangenes Jahr mit dem Booker Prize ausgezeichnet ...

Romane, die sich mit den politischen Verhältnissen in Südafrika auseinandersetzen, gibt es viele, aber keiner ist so brillant wie „Das Versprechen“, der zurecht vergangenes Jahr mit dem Booker Prize ausgezeichnet wurde. Über einen Zeitraum von über drei Jahrzehnten nimmt uns der südafrikanische Autor Damon Galgut mit in eine wohlhabende Farmersfamilie und zeigt uns deren allmählichen Verfall, der ursächlich mit einem nicht eingelösten Versprechen einhergeht.

Ende der achtziger Jahre, die Apartheid neigt sich, zumindest auf dem Papier, dem Ende zu. Die Swarts, weiße Oberschicht, Vater, Mutter und drei Kinder. Rachel, die Mutter, liegt im Sterben und ringt ihrem Ehemann das Versprechen ab, der schwarzen Frau, die sie während ihrer Krankheit hingebungsvoll gepflegt hat, das Häuschen auf dem Land der Familie, in dem sie lebt, zu übereignen. Einzig Amor, die jüngste Tochter, ist Zeugin dieses letzten Wunsches und ein Leben lang von diesem Schuldgefühl des nicht eingehaltenen Versprechens geplagt, denn so schnell es gemacht wird, so schnell wird es auch schon vergessen. Und wie der Putz von den Wänden des einst herrschaftlichen Wohnsitzes bröckelt, so zerfällt auch die Familie in den kommenden Jahrzehnten und löst sich allmählich auf. Es dauert über dreißig Jahre, bis das Versprechen eingelöst und der Wunsch der Sterbenden erfüllt wird.

Die Beschreibung dieser dysfunktionalen Familie auf dem Weg zwischen Schuld und Vergebung steht stellvertretend für die südafrikanische Post-Apartheid Gesellschaft. Beide eint die Suche nach Erlösung, wissend, dass sie ihre Versprechen von Freiheit, Gerechtigkeit, Versöhnung und Gleichheit nicht eingelöst haben. Über dreißig Jahre sind seither vergangen, und dennoch sind die großen Veränderungen in der Regenbogennation bis heute ausgeblieben. Nichts ist gut in Südafrika.