Der Titel des Buches ist ein wenig irreführend: es gibt keineswegs 43 Gründe, wieso es aus ist. Vielmehr ist es so, dass sie ihm 43 Gegenstände zurückgibt, die sie in ihrer Beziehung gesammelt hat. Das sind Gegenstände, mit denen man rechnet - wie Eintrittskarten für gemeinsam besuchte Veranstaltungen oder Geschenke, die er ihr gemacht hat - aber auch sehr ungewöhnliche Dinge wie eine Streichholzschachtel oder eine Filmrolle, die jedoch für die Beziehung der beiden Hauptcharaktere eine große Rolle spielen.
Die Geschichte ist recht schnell zusammengefasst: der Basketballer Ed verliebt sich in die unangepasste, kunstliebende Min, die ihren vollen Namen hasst und auch nichts für Basketball übrig hat, während er ihre Leidenschaft für alte Filme und Kaffee nicht verstehen kann.
Trotz dieser Gegensätze finden sie schnell zusammen und sind zunächst auch glücklich. Ihre Welten kollidieren schon früh, es gibt Probleme, Missverständnisse, Tränen - dennoch halten sie aneinander fest.
Nach etwa einem Monat aber zerbricht die Beziehung. Um über ihr gebrochenes Herz hinwegzukommen und endlich bereit für etwas neues zu sein, schreibt Min Ed einen Brief...
Der Handlungsstrang ist nicht frei von Klischees. Ein Sportler verliebt sich in ein Mädchen, das so gar nicht in seine Welt passt. Sie wird als intellektuell bezeichnet, kann gar nichts mit Sport anfangen, aber dennoch versucht sie, sich in seine Welt zu integrieren. Natürlich bricht er ihr im Endeffekt das Herz und zwar durch etwas, das wohl das billigste aller Mittel ist - diese Entwicklung fand ich nicht gut dargestellt. Ein wenig schade fand ich auch, was der Autor aus der Beziehung von Min und ihrem besten Freund gemacht hat. Es hätte nicht sein müssen...
Abgesehen davon hat mir die Geschichte aber gut gefallen.
Der Erzählstil ist recht ausschweifend, teilweise ziehen sich Sätze voller Beschreibungen endlos hin. Zudem schafft es Handler, die Szenerien so zu beschreiben, dass man glaubt, dabei zu stehen. Ich hatte ein kleines Problem damit, mir vorzustellen, dass eine 16-jährige solch einen Brief schreiben würde, aber zur Geschichte hat der Stil wunderbar gepasst.
Auch Min als Hauptperson ist sehr sympathisch. Ihr Gefühlsleben wirkt sehr authentisch, ihre Handlungen sind nachvollziehbar und man spürt, dass sie Ed sehr geliebt hat und dass sie immer noch viel an ihn denken muss. Ihre Freunde sind ebenfalls recht sympathisch, auch wenn man von ihnen kaum etwas mitbekommt - was der Tatsache geschuldet ist, dass sie ja mit ihrem Exfreund abrechnet.
Die Liebesgeschichte selbst war auf der einen Seite sehr süß, auf der anderen wollte man die beiden die ganze Zeit auseinander zerren.
Süß war, wie sie, trotz aller Gegensätze, einen gemeinsamen Weg fanden, auch wenn es nur für kurze Zeit war. Auch, wie er beispielsweise für sie Kaffee probierte oder die Momente, in denen man spüren konnte, dass ihre Liebe durchaus real war, haben gezeigt, dass die beiden eine Chance hätten haben können.
Daran gehindert wurden sie aber durch die verschiedenen Welten, in denen sie leben. Auch wenn ich diese Darstellung etwas klischeemäßig fand, sie waren sehr verschieden und beide haben Charakterzüge an sich, die den anderen abgestoßen haben. Vor allem, wenn Ed wieder in ein Fettnäpfchen trat, habe ich mich gefragt, wieso sie noch mit ihm zusammen bleibt, aber das war wohl die berühmte rosarote Brille.
Was man definitiv sagen kann: die ganze Geschichte arbeitet auf die Trennung hin. Am Anfang merkt man es noch nicht so sehr, aber alles, was die beiden miteinander getan haben, hängt im Endeffekt mit ihrem Scheitern zusammen.
Sehr gut fand ich aber, dass es kein Happy End im eigentlichen Sinn gibt. Es hätte einfach nicht gepasst.
Was ich etwas vermisst habe, ist ein Abschnitt, wie es Ed geht, nachdem er den Brief gelesen hat, aber damit wäre der Erzählstil gebrochen worden. Somit ist es besser, dass die Geschichte wirklich mit dem Ende des Briefes aufhört.
Lobend muss ich noch erwähnen, dass die Illustrationen wirklich sehr, sehr schön sind und die Geschichte gut veranschaulichen. Fast ist es so, als würde man selbst den Karton auspacken und ergründen, wieso die Beziehung zerbrochen ist...
Kurz gesagt ist 43 Gründe, warum es AUS ist ein schönes Jugendbuch. Die Thematik ist ernst und nicht fröhlich, dennoch schafft es der Autor, in der Liebegeschichte einige schöne Momente einzubauen, sodass man stellenweise hofft, die Geschichte würde doch noch ein gutes Ende nehmen. Ed steht zwar teilweise wie der letzte Idiot dar und auch Mins Verhalten ist nicht immer einwandfrei, aber beide Protagonisten sind die meiste Zeit über sympathisch - auch wenn Ed etwas blass bleibt, da wir nur erfahren, wie Min ihn wahrgenommen hat und wie sie über ihn denkt.
Zudem kann man das Buch wirklich sehr schnell lesen, trotz der teilweise langen Sätze. Die Illustrationen unterstreichen die Geschichte und machen den Brief, der von Liebe und Schmerz spricht, um einiges "realer", da man die Dinge sieht, um die es Min geht.
Im Großen und Ganzen hat es mir sehr gut gefallen.