„Max fand Amelie im Müll. Ihr Herz war so eng, das seine so weit.“ (Die Ballade von Max und Amelie, David Safier)
Die Hündin Narbe ist auf einer Müllkippe groß geworden und wird seit jeher von ihren Geschwistern gehänselt und ausgegrenzt. Ihren Namen trägt sie wegen einer Augenverletzung, die einer ihrer Brüder ihr zugefügt hat, und sie weiß, dass sie mit diesem Aussehen nie einen Partner finden wird. Doch als sich der verwöhnte Haushund Max auf ihre Müllkippe verläuft, bedeutet das eine große Veränderung für die Hündin. Sie will den neuen Freund nach Hause begleiten, wo liebevolle Menschen auf ihn warten, doch während der Reise wird Max von schlimmen Alpträumen heimgesucht, in denen Narbe und er zwar ein Liebespaar sind, jedoch von einem Menschen gejagt und getötet werden. Narbe stellt langsam aber sicher fest, dass sie tatsächlich Gefühle für den sanften Hund hat, jedoch wird das junge Glück allzu bald zerstört, als der Mensch aus Max' Träumen zur Realität wird.
Von David Safier wusste ich bisher nur, dass er für Bücher wie „Jesus liebt mich“ oder „Plötzlich Shakespeare“ verantwortlich ist, dass es auch etwas ernsteres aus seiner Feder gibt, war mir neu. Inwiefern „Die Ballade von Max und Amelie“ thematisch in das Schema seiner restlichen Romane passt, kann ich nicht beurteilen, da dies mein erster Safier-Roman ist. Die Grundidee, ein Buch aus der Sicht zweier Hunde zu schreiben, finde ich aber wirklich gut und war ganz angetan, als ich den Klappentext gelesen habe.
Das Cover passt in den Gelb- und Schwarztönen farblich jedoch wieder zu den restlichen Romanen des Autors und hat Wiedererkennungswert. Zu sehen sind die Umrisse zweier Hunde, die auf einem Hügel sitzen und den Farben nach zu urteilen vielleicht einen Sonnenuntergang beobachten, naheliegenderweise sind es wohl Max und die etwas kleinere Narbe.
Ich finde es wirklich wunderschön gestaltet, dezent und aufgeräumt, nicht zu überladen und trotzdem geschmackvoll.
Erzählt wird abwechselnd aus der Ich-Perspektive von Narbe und dem Menschen, der die beiden Hunde verfolgt. Zudem gibt es durch die Träume quasi Rückblicke in andere Zeiten und Leben, die die drei geführt haben, was wirklich spannend zu lesen war.
Der Schreibstil war nicht wirklich kompliziert, das Buch las sich dadurch sehr angenehm und leicht von der Hand. Ich denke, dass mir der Stil von David Safier genug zusagt, um in Zukunft noch öfter nach seinen Bücher zu greifen, vielleicht wenn er mal wieder was in diese Richtung schreibt.
Max ist der typische Haushund. Liebt Frauchen, Herrchen und Lilly, die Tochter seiner Besitzer abgöttisch, hat kein Problem damit, an die Leine gelegt und quasi dem Menschen „unterworfen“ zu werden und folgt gehorsam ihren Regeln. Für Narbe wäre das alles undenkbar, sie hat nur negative Erfahrungen mit Menschen gemacht. Sie lebt als wilder Hund mit ihrem kleinen Rudel auf einer Müllkippe und überlebt so gerade eben. Ihr käme es nicht in den Sinn, sich den Zweibeinern auch nur zu nähern, geschweige denn sogar mit ihnen in einem Haus zu leben, und so treffen zwei Welten aufeinander. Wildnis meets Zahmheit, Naivität trifft auf Gerissenheit.
Die Idee, die hinter der gemeinsamen Reise der beiden Hunde Richtung Max' Zuhause steckt, ist ganz erstaunlich. Es geht darum, dass Seelen auch über den Tod hinaus miteinander verbunden sein können und sich schlussendlich immer wieder finden, wo sie auch gerade sein mögen. In jedem Leben und zu jeder Zeit gibt es scheinbar Menschen, Tiere, generell Lebewesen, deren Schicksale miteinander verknüpft sind und deren Bestimmung es ist, zusammen zu finden. Diesen Gedanken finde ich wirklich wunderschön und berührend, obendrein hat er mich auch zum Grübeln angeregt, schließlich ist es das, was jeder sucht: einen Seelenverwandten.
Mein Fazit:
Ein herzzerreißendes Buch voller Überraschungen, es war großartig, die Liebe zweier Hunde verfolgen zu dürfen. Ich habe mitgefiebert, gelacht und ein bisschen getrauert, die perfekte Mischung.
Für jeden, der gern mal was außergewöhnliches liest!