Antonia entrümpelt die Wohnungen Verstorbener und verunfallt in einer Wohnung schwer. Sie erblindet, doch durch eine Hornhautspende erlangt sie wieder das Augenlicht. Doch Toni hat sich geändert, ihre Welt wurde aus den Angeln gehoben. Sie möchte sich bei der Familie des Spenders bedanken – und setzt damit eine Kette unerwarteter Ereignisse in Gang.
Ich hatte meine Startschwierigkeiten mit dem Buch. Schon schnell geschieht der Unfall, die OP und die Kontaktaufnahme zur Spenderfamilie, Auch wenn das sehr flott ging, lief es mir an anderer Stelle einfach viel zu langsam. Andererseits passiert auch irgendwie zu viel. Klingt merkwürdig und ambivalent, aber in der Nachbetrachtung ist ein sehr zwiespältiges Gefühl entstanden, dass ich nicht loswerde. An sich passt es auch zur Geschichte sehr, denn auch da ist manches sehr ambivalent.
Dazu hatte ich mit der Protagonistin ein wenig zu kämpfen, denn so richtig warm wurde ich mit ihr nicht. Ihr ambivalentes Verhalten als solches war aber schon gut dargestellt und unter den Umständen verhält man sich vielleicht auch nicht sehr rational und je weiter die Geschichte voranschreitet, desto klarer wird auch, warum ihr Verhalten manchmal sehr überraschend ist.
Ich denke eine etwas dünnere Version der Geschichte hätte mir persönlich besser zugesagt, denn gerade die rund ersten 150 Seiten waren mir einfach auch nicht spannend genug. Aber die Neugier war da und daher habe ich weitergelesen, in der Hoffnung, dass es noch besser werde und das wurde es auf jeden Fall.
So, ganz schön viel Kritik, aber der Roman hatte auch seine positiven Seiten. Es gibt überraschende Wendungen und der Roman ist extrem vielschichtig und teils auch unerwartet spannend. Der Schreibstil ist an sich gut zu lesen, flüssig und stimmig. Besonders gut gefielen mir die beiden Zeitebenen, die zeitlich nicht weit auseinander liegen, aber Welten trennen.
Mir gefällt sehr gut, dass das Thema Organspende und mögliche Auswirkungen so präsent ist. Das ist kein Thema, dass man mal eben zwischen Tür und Angel entscheidet und die Auseinandersetzung damit ist daher eine gute Sache. Es gab auch noch weitere große Themengebiete, die ich nicht näher beschreiben kann, um Spoiler zu vermeiden, aber auch die waren für sich interessant - nur war es mir dann doch einfach zu viel für ein einziges Buch.
Für mich war der Anfang einfach zu zäh, hintenraus war das Buch dann aber schon ziemlich überzeugend, sodass ich am Ende 3,5 Sterne vergebe und das Familiendrama gerne Lesern empfehle, die eine Geschichte zu den psychologischen Folgen einer Organspende lesen möchten.