Cover-Bild Altes Land
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19,99
inkl. MwSt
  • Verlag: Knaus
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Erzählende Literatur
  • Seitenzahl: 288
  • Ersterscheinung: 16.02.2015
  • ISBN: 9783813506471
Dörte Hansen

Altes Land

Roman
Zwei Frauen, ein altes Haus und eine Art von Familie

Das „Polackenkind“ ist die fünfjährige Vera auf dem Hof im Alten Land, wohin sie 1945 aus Ostpreußen mit ihrer Mutter geflohen ist. Ihr Leben lang fühlt sie sich fremd in dem großen, kalten Bauernhaus und kann trotzdem nicht davon lassen. Bis sechzig Jahre später plötzlich ihre Nichte Anne vor der Tür steht. Sie ist mit ihrem kleinen Sohn aus Hamburg-Ottensen geflüchtet, wo ehrgeizige Vollwert-Eltern ihre Kinder wie Preispokale durch die Straßen tragen – und wo Annes Mann eine Andere liebt. Vera und Anne sind einander fremd und haben doch viel mehr gemeinsam, als sie ahnen.

Mit scharfem Blick und trockenem Witz erzählt Dörte Hansen von zwei Einzelgängerinnen, die überraschend finden, was sie nie gesucht haben: eine Familie.

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 11.04.2020

Ein Haus, das seine Bewohner überleben wird

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Ein altes Haus, bewohnt von einem Kriegsversehrten und Flüchtlingen, über Generationen und Familien. Ein Haus, in dem gelebt und gestorben wird. Manche verlassen es mit dem festen Vorhaben, niemals wieder ...

Ein altes Haus, bewohnt von einem Kriegsversehrten und Flüchtlingen, über Generationen und Familien. Ein Haus, in dem gelebt und gestorben wird. Manche verlassen es mit dem festen Vorhaben, niemals wieder zurückzukommen. Andere kehren immer wieder zurück und wollen doch nie ganz bleiben und wieder andere, die es nicht verlassen wollen.

Doch das Haus im Alten Land fügt sich keinem ihrer Wünsche. Vier Generationen bewohnen es, mal zwei zur gleichen Zeit, mal abwechselnd. Doch während sich die Bewohner ändern, scheint das Haus langsamer zu veralten.

Doch nicht nur das Haus und seine Bewohner sind im Wandel, auch das Alte Land selbst, wie es die älteren Anwohner in Dörte Hansens Roman noch kannten, scheint im Verfall. Die Kinder wollen oder können den Hof nicht mehr weiterführen und so wird ein einstiges Familienheim, bald nur noch von Witwen und Greisen bewohnt.

Dörte Hansens Roman erzählt die Geschichte von zwei Frauen, die beide aus ihrem alten Leben fort müssen. Vera Eckhoff, die noch Eckhoff heißend, als Flüchtling mit ihrer Mutter in das Alte Land kommt und durch die Heirat ihrer Mutter dort in einem Haus wohnen bleiben kann.

Und sie erzählt die Geschichte der jungen Mutter Anne, die nach der Trennung von ihrem Lebensgefährten mit dem gemeinsamen Sohn aus Hamburg fortzog und bei Vera Eckhoff Unterschlupf findet. Annes Mutter ist Veras jüngere Halbschwester.

Dörte Hansens Roman Altes Land erzählt von den großen Themen des Lebens, dem Verlorensein, den Folgen von Krieg und Entwurzelung, dem Vergehen von Traditionen, und doch bleibt ihre Sprache klar und unverstellt.

Wer zuvor keine Vorstellung vom Alten Land gehabt hat, wird sie nach dem Lesen dieses Romans sicherlich haben. Hansens Schilderungen führen nicht nur in die alte Welt der Bauern auf dem Land, mit seinen Traditionen, sondern auch in die Gedankenwelt unterschiedlichster Frauen, die dennoch im Alten Land zusammenfinden. So kann Altes Land nicht nur Freunden der Landwirtschaft empfohlen werden, sondern ist sicherlich auch für andere Leser und Leserinnen lesenswert.

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Veröffentlicht am 04.11.2017

Herrlich klischeefrei dargestelltes Landleben!

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"Das Haus ist meins und doch nicht meins, der nach mir kommt, nennt´s auch noch sein." Zitat Seite 258


Dörte Hansens Buch ist in gewisser Weise ein Heimatroman, sie stellt ein altes Fachwerkhaus im Alten ...

"Das Haus ist meins und doch nicht meins, der nach mir kommt, nennt´s auch noch sein." Zitat Seite 258


Dörte Hansens Buch ist in gewisser Weise ein Heimatroman, sie stellt ein altes Fachwerkhaus im Alten Land in den Mittelpunkt der Geschichte. Das alte Bauernhaus bietet die Möglichkeit, heimisch zu werden, immer wieder kommen hier Flüchtlingsschicksale an. Erst strandet dort nach dem Zweiten Weltkrieg die ostpreußische Adelige Hildegard von Kamcke mit ihrer Tochter Vera, Hildegard zieht wieder weg und später erbt Vera das Haus. Vera bleibt lange eine Fremde, die Alteingesessenen gewöhnen sich nur langsam an Neulinge und sie lässt den einst so schönen Hof verloddern. Erben für die es sich lohnen könnte, sind nicht in Sicht. Doch dann erscheint ihre Nichte Anne, sozusagen ein Großstadtflüchtling aus Hamburg, die genug hat von der abgehobenen gediegenen Lebensart der Großstädter und von ihrem sie betrügenden Mann. Anne ergreift ihre Chance vom Landleben, sie renoviert und packt an, der Hof darf nicht verfallen. Auch ihr Sohn Leon gefällt es hier gut, er ist der Enkel, den Vera nie hatte.


Bei diesem Roman wird der Blick aufs Landleben durch die Generationenkonflikte gelenkt. Es stellt sich mir in erster Linie die Frage nach Heimat und Verbundenheit. Wann schlägt ein Mensch Wurzeln und fühlt sich heimisch? Vera hat damit ihre Probleme und sie braucht Jahrzehnte, um endlich anzukommen und diese Heimat annehmen zu können. Erst die neue Familie gibt ihr Frieden und Ruhe.

Die Autorin nimmt aber auch den gegenwärtigen Hype vom Landleben auf die Schippe. Viele Großstädter ziehen am Wochenende in Scharen aufs Land: Frischluft schnuppern, die Kinder dürfen im Matsch spielen und Bioobst und - Gemüse sind "in", jeder geniesst die Freiheit auf dem Land. Doch nur wenige bleiben und werden hier heimisch. Viele Städter schauen ein wenig mit Verachtung auf die arbeitenden Bauern und wollen alles besser machen. Bio statt konventionelle Landwirtschaft, manche wollen aber auch nur dem Großstadtlärm entfliehen, merken aber dann den Traktorenlärm, der keine Wochentage kennt.

Die Menschen im Alten Land sind Bauern, manche etwas knorrig, alle jedoch arbeitssam und sie kleben an ihrer Scholle. Was im Besitz der Familie ist, muss Besitz bleiben.

Mir hat schon lange kein Buch mehr so gut gefallen wie "Altes Land". Sprachlich ein absolutes Leseerlebnis mit Humor, Ironie und Plattdeutschem Dialekt. Aber trotz der Situationskomik, kommt Dörte Hansen ihren Figuren gefühlsmäßig sehr nahe. Sie erzählt die Geschichte von Flüchtlingen aus Ostpreußen, die sich im Alten Land angesiedelt haben und doch nie heimisch wurden. Es sind Schicksale, die von einer vergessenen Generation erzählt und doch so den Blick auf heutige Flüchtige freimacht. Wer flieht, kann die Vergangenheit nicht aus seinem Kopf verbannen. Schreckliche Bilder verfolgen, Heimatgefühle ebenfalls. So ergeht es auch Vera, die als Kind mit ihrer Mutter aus Ostpreußen auf dem Obstbauernhof bei Ida Eckhoff landete.

Ein wunderbar anrührendes Buch, bei dem beim Lesen bei mir ein Film ablief. Das bewirkt besonders der wunderbare Erzählton mit etwas Humor, aber auch mit Wehmut, dazu die eigenwilligen Figuren, die knorrig, unangepasst handeln und trotz aller Schicksalsschläge nie aufgeben. Mal traurig anrührend, mal ironisch, mal amüsant.


Von mir gibt es eine absolute Empfehlung für dieses Buch, bei dem der Blick auf Generationenkonflikt, Flüchtlingsschicksale und Landleben aus unterschiedlichen Blickwinkeln freigegeben wird.

Veröffentlicht am 17.11.2016

Erzählkunst

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Von der Mutter schaut sie sich ab, wie diese sich alles ertrotzt und dabei kalt, gefühllos und innerlich tot wird.



Anne erwischt ihren Lebensgefährten, einen erfolgreichen Schriftsteller, nackt in ...

Von der Mutter schaut sie sich ab, wie diese sich alles ertrotzt und dabei kalt, gefühllos und innerlich tot wird.



Anne erwischt ihren Lebensgefährten, einen erfolgreichen Schriftsteller, nackt in der gemeinsamen Wohnung mit seiner Lektorin. Sie nimmt das gemeinsame Kind und flieht, flieht vor dem Schmerz, von dem „sich Stellen“ und meint es sei ein Neuanfang.

Doch am „Alten Land“ ticken die Uhren anders, gelten andere Regeln, herrschen andere Umgangsformen. Anne findet bei der alten Tante Vera einen Unterschlupf, aber wie wird die schrullige, einsam lebende Vera mit einer jungen Mutter und einem Kleinkind in dem sonst immer leeren Haus fertig werden?

Dörte Hansen erzählt eine Geschichte vom „Alten Land“ in dem sie über das „Alte Land“ schreibt. Dabei gelingt es ihr auf schonungslose und zugleich sympathische Art unserer Gesellschaft einen Spiegel vorzuhalten. Geschickt verwebt sie Vergangenes mit der Gegenwart und zeigt uns, dass wir durch unsere Geschichte zu dem werden was wir sind, aber auch, dass wir in jedem Augenblick die Möglichkeit haben etwas zu verändern, dass es unser Verstand ist, mit dem wir entscheiden können, aber unser Herz die Richtung vorgibt.

In „Altes Land“ lernen wir Bauern kennen, die Touristen linken und fliehende Städter, die meinen die besseren Bauern zu sein. Handwerker, die für einen makabreren Scherz bereit sind ihren Berufsstand zu verraten und das Aufeinanderprallen von Generationen. Wo Menschen zusammen treffen da wird geliebt, gehasst, gelogen und betrogen, aber da ist auch immer Hoffnung, Ehrlichkeit und Für einander da sein.

Das alles zu einen und zu einem berührenden Roman zusammen zu schmieden – das gelingt Dörte Hansen. Ein wunderbares Buch – über uns Menschen.

Veröffentlicht am 27.10.2016

Ein Wohlfühlbuch!

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Hach, so muss ein Wohlfühlbuch sein! Eine grundsätzlich humorvolle Grundstimmung, die sich von dunkel gestimmten Protagonisten nicht vertreiben lässt (höchstens ganz kurz ); Figuren, in denen man sich ...

Hach, so muss ein Wohlfühlbuch sein! Eine grundsätzlich humorvolle Grundstimmung, die sich von dunkel gestimmten Protagonisten nicht vertreiben lässt (höchstens ganz kurz ); Figuren, in denen man sich auch in den schlechten Eigenschaften wiedererkennt - doch nie so sehr, dass es zuviel wäre; eine Beschreibung der Realität, aber ohne in Klischees zu verfallen; Gefühle ohne Kitsch, schöne wie schmerzhafte. Und nicht zuletzt eine Geschichte die zeigt, wie sehr Menschen durch ihre Vergangenheit geprägt werden, im Guten wie im Schlechten. Dass das Alles dazu noch in einer wunderbaren, exakten und bilderreichen Sprache geschildert wird, macht das Lesen letzlich zu einem puren Vergnügen.
Obwohl es so leicht fällt, sich bei dieser Lektüre wohl zu fühlen, ist das Thema alles andere als seicht: Flüchtlinge - wenn auch in einem anderen Zusammenhang, als der erste Gedanke wahrscheinlich vermuten lässt. Eine junge Mutter verlässt den Vater ihres Kindes, der eine neue Liebe gefunden hat, und zieht zu ihrer eigenbrötlerischen Tante ins Alte Land, wo diese seit Jahre alleine lebt. Beiden ist nicht nach der Gesellschaft der jeweils Anderen zumute, aber die Eine weiß nicht wohin, die Andere kann aus eigener Erfahrung nur zu gut nachempfinden, wie das ist - und hilft. Nach und nach werden die Geschichten der beiden Frauen und ihrer Familie erzählt wie auch die der Nachbarschaft, zu denen nicht nur Bauern gehören, sondern auch zugezogene Städter, (Luxus-)Flüchtlinge auch sie. Vergangenes, das bis in die Gegenwart wirkt, wird wieder hervorgeholt und so manche Widersprüchlichkeiten des Lebens voller Vergnügen beschrieben wie in dem nachfolgenden Beispiel:
"Carsten wuchsen all die Widersprüche in seinem Leben manchmal ziemlich über den Kopf. Vollholz und Fertigparkett, mittags Kohlrouladen und abends Basenfasten, Urtes harter Futon und Herthas lenorweiche Biberbettwäsche, der Terror mit dem Alten und das schöne, kalte Astra, Schulter an Schulter nach Feierabend auf der Bank vor der Werkstatt, wenn es dann wieder gut lief. Pentatonische Konzerte in der Aula von Urtes Rudolf-Steiner-Schule und Puzzle-Abende mit seinen Eltern, Ravensburger, 5000 Teile, das große Korallenriff. Zu dritt hatten sie das ruckzuck fertig."
Alles in allem ein Buch, wie man es sich wünscht: Unterhaltung mit Anspruch!

Veröffentlicht am 24.04.2017

Anders als ich dachte

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Als ich mir den Klappentext durchlas, habe ich mir das Buch ganz anders vorgestellt, aber ich bin positiv überrascht worden. Die Kontraste zwischen dem hippen Leben in Hamburg und im Alten Land werden ...

Als ich mir den Klappentext durchlas, habe ich mir das Buch ganz anders vorgestellt, aber ich bin positiv überrascht worden. Die Kontraste zwischen dem hippen Leben in Hamburg und im Alten Land werden gut herausgearbeitet, fordern zum Nachdenken an, bringen aber des Öfteren zum Schmunzeln, wenn Situationen aus zwei Perspektiven erzählt werden und beide Seiten denken, die andere über den Tisch gezogen zu haben.

Das Thema "Flüchtlinge" ist hier mal ein ganz anderes als das, woran wir im Moment alle denken. Zum einen Kriegsflüchtlinge nach dem Zweiten Weltkrieg, aber auch in der Gegenwart die Flucht aus dem Alltag, vor dem hippen Leben in Hamburg.